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Branchenstudie: Medizintechnik-Industrie in der Schweiz wächst

Branchenstudie
Medizintechnik: Schweizer Industrie wächst in anspruchsvollem Umfeld

Medizintechnik: Schweizer Industrie wächst in anspruchsvollem Umfeld
Die Stimmung in der Schweizer Medizintechnik-Industrie gibt alle zwei Jahre die Branchenstudie wider, die Swiss Medtech mit Helbling durchführt (Bild: xtock/stock.adobe.com)
Die Schweizer Medizintechnikindustrie wächst weiter, wie die jüngsten Branchenkennzahlen zeigen. Herausforderungen sind die Medical Device-Regulation (MDR) sowie das Drittstaat-Verhältnis der Schweiz zur EU.

Wie robust ist die Schweizer Medizintechnikindustrie? Antwort darauf gibt die jüngste Branchenstudie „Schweizer Medizintechnikindustrie“. Herausgegeben wird sie vom Verband Swiss Medtech und der Helbling-Gruppe. Basis für die Ergebnisse sind Auskünfte von 500 in der Schweiz tätigen Medizintechnik-Unternehmen, die von März bis Mai 2022 an einer Umfrage teilgenommen haben.

Schweizer Medizintechnik wächst in der Pandemie überdurchschnittlich

Demnach wächst die Schweizer Medizintechnikbranche trotz vieler Herausforderungen in den vergangenen Jahren weiter. Mit rund 67.500 Beschäftigten erwirtschaftete die Branche 2021 einen Umsatz von 20,8 Mrd. Franken. Das Umsatzwachstum der vergangenen beiden Jahre beträgt 7,6 % und liegt damit über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Die Medizintechnik-Industrie hat auch neue Arbeitsplätze in der Schweiz geschaffen: 4500 Positionen kamen allein in den Jahren 2020 und 2021 hinzu. Damit ist mehr als jede hundertste Arbeitskraft in der Branche tätig.

Diagnostik und Laborbedarf waren besonders gefragt

Der Einfluss der Coronavirus-Pandemie ist in der Entwicklung unverkennbar: Sektoren wie die In-vitro-Diagnostik und der Laborbedarf sind aufgrund ihrer zentralen Rolle bei der Bewältigung der Pandemie massiv – um über 20 % – gewachsen. Demgegenüber verzeichnen Sektoren wie Orthopädie und Traumatologie eher ein gedämpftes Wachstum über die Betrachtungszeit, weil planbare Eingriffe zurückgestellt wurden. Der Umsatz in der Zahnmedizin war aufgrund der Lockdowns im Jahr 2020 rückläufig, während 2021 mit 19 % Wachstum ein beträchtlicher Nachholeffekt erkennbar ist.

Die Schweizer Medizintechnikindustrie erwirtschaftete 2021 einen Handelsbilanzüberschuss von 5,9 Mrd. Franken und trug damit 11,5 % zur positiven Handelsbilanz der Schweiz bei.

Strategien für einen starken Medizintechnik-Markt Schweiz

Wichtigster Handelspartner ist unverändert die Europäische Union: Rund die Hälfte der Schweizer Medtech-Exporte geht in die EU. Umgekehrt stammen fast 60 % der Importe aus der EU. Von den Mitgliedstaaten ist Deutschland der mit Abstand wichtigste Handelspartner der Medtech-Industrie in der Schweiz.

Medizinprodukte-Hersteller meistern Anforderungen des Status als Drittstaat

Annähernd alle Schweizer Medtech-Unternehmen haben es geschafft, die zusätzlichen Anforderungen für den Export, die sich aus der Rolle als Drittstaat im Verhältnis zur EU ergeben, rechtzeitig zu erfüllen. Peter Biedermann, Direktor von Swiss Medtech, sagt dazu: „Die Unternehmerinnen und Unternehmer haben das gemacht, was sie auszeichnet. Sie haben nicht lamentiert, sondern sind früh dem Aufruf von Swiss Medtech gefolgt und haben sich mit großem Einsatz auf die Zeit ohne EU-Binnenmarkt vorbereitet.“

Bezüglich der Auswirkungen, die sich aus den Vorgaben der Medical Device Regulation ergeben, bestätigen die Daten aus der Schweiz, was auch der europäische Dachverband Medtech Europe in einer repräsentativen Umfrage im Juli 2022 erfuhr: Die MDR kommt, kurz gesagt, bei beiden nicht gut weg.

Aufwand für die MDR lässt Portfolio der Medizinproduktehersteller schrumpfen

Der administrative Mehraufwand führe zu Kostensteigerungen bei den Medtech-Unternehmen, binde intern viele Forschungs- und Entwicklungskapazitäten zulasten von Innovationen und führe zu einer Ausdünnung des Produkteportfolios, so die Rückmeldungen. Europaweit geben laut Medtech-Europe-Umfrage 50 % der Hersteller an, ihr Portfolio aufgrund der MDR zu verkleinern; in der Schweiz sind es 60 %.

Ein Versorgungsengpass, sowohl für Bestands- als auch für neue Produkte, zeichnet sich laut Swiss Medtech ab. In der Schweiz komme erschwerend hinzu, dass viele ausländische Hersteller nicht mehr bereit sind, die aufgrund des Drittland-Status errichteten administrativen Hürden für den kleinen Markt Schweiz in Kauf zu nehmen. „Die Schweiz ist gut beraten, wenn sie ihren Handlungsspielraum für die Beschaffung von Medizinprodukten zur Versorgungssicherung der eigenen Bevölkerung diversifiziert und neu auch Medizinprodukte mit einer FDA-Zulassung anerkennt“, so Biedermann. Eine Öffnung des Schweizer Markts für Produkte mit außereuropäischen Zertifikaten fordern aktuell drei Viertel der Schweizer Unternehmen.

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Die europäische Umfrage unterstreicht diese Forderung: 50 % der Befragten geben dem EU-Markt für die Erstzulassung ihrer neuen Produkte keinen Vorrang mehr. Die mit der Implementierung der MDR verbundenen Probleme werden damit in ganz Europa offensichtlich.

Nachhaltigkeit wird hochrelevant für den Marktzugang in der Medizintechnik

Zu den vielfältigen Herausforderungen der Zukunft gehört neben der digitalen Transformation auch die Nachhaltigkeit. Angefangen bei der Gewinnung der Rohstoffe über die Produktion und Distribution bis zum Recycling durchdringt das Thema Nachhaltigkeit die gesamte Industrie. Waren vor fünf Jahren rund die Hälfte der Schweizer Medtech-Unternehmen aktiv in diesem Bereich, sind es heute mehr als zwei Drittel. Dabei sind branchenweit gesehen die großen und mittleren Unternehmen den kleinen voraus.

Das Tempo hängt sowohl von der Eigeninitiative vieler Unternehmen, aber auch von der Regulierung ab. Mit dem European Green Deal steht eine umfassende Neuregulierung in den Bereichen Klima- und Umweltschutz auf europäischer Ebene an. „Die Notwendigkeit einer klimaneutralen, energieeffizienten und ressourcenschonenden Geschäftstätigkeit stellt die Medtech-Industrie vor Herausforderungen“, sagt Swiss-Medtech-Direktor Peter Biedermann. Sie sei aber auch eine Chance. „Wer sich frühzeitig vorbereitet, hat einen Wettbewerbsvorteil. Nachhaltigkeit wird zu einem hochrelevanten Marktzugangskriterium.“

Kontakt zum Verband:
Swiss Medtech
Schweizer Medizintechnikverband
Freiburgstrasse 3
CH-3010 Bern
www.swiss-medtech.ch

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