Die steigende Anzahl an Erkrankungen, die durch multiresistente Bakterien ausgelöst werden, stellt das Gesundheitswesen vor Herausforderungen: Im Jahr 2019 starben unter Beteiligung einer bakteriellen Resistenz weltweit 4,95 Millionen Menschen. In Europa treten jährlich mehr als 670 000 Infektionen durch antibiotikaresistente Bakterien auf. In den letzten Jahren sind sie ein Problem bei der Behandlung von Patienten in Krankenhäusern geworden – an Orten, wo besonders viele Antibiotika verabreicht werden. Neben den gesundheitlichen Risiken sind auch die finanziellen Belastungen für Hygiene- und Quarantänemaßnahmen im Gesundheitswesen nicht zu unterschätzen. Ein Entwicklungsziel innerhalb der zehnjährigen Partnerschaft von Bosch und R-Biopharm ist ein Test für multiresistente gram-negative Bakterien (MRGN), der mit der BioMEMS-Technologie von Bosch umgesetzt werden soll.
BioMEMS-Technologie als Treiber der Vivalytic-Plattform
„Unsere Vivalytic-Plattform wird mit der BioMEMS-Technologie noch effizienter und schneller“, sagt Marc Meier, Geschäftsführer von Bosch Healthcare Solutions. Ein leistungsstarker Silizium-Chip aus Bosch-Entwicklung und -Fertigung soll das zeitgleiche Testen auf bis zu 250 genetische Merkmalen in der Testkartusche vollautomatisiert ermöglichen. Dazuz sind teils weniger als 15 Minuten erforderlich.
Der Vivalytic-Analyser ist eine vollautomatisierte, universelle Plattform in der Größe eines Computer-Towers,. Darauf können verschiedene Hersteller einfach und schnell Tests anpassen und umsetzen. Die Testkartuschen enthalten bereits alle notwendigen Reagenzien. „Wir haben sozusagen ein Labor auf die Größe eines Smartphones geschrumpft“, so Meier. Die kompakte Größe des Geräts ermöglicht eine schnelle und gezielte Diagnostik am Ort der Probenentnahme – direkt beim Arzt oder im Krankenhaus, Das erspart den oftmals zeitintensiven Umweg über ein Zentrallabor. Die PCR-Tests lassen sich durch medizinisch geschultes Fachpersonal ohne spezielle Laborausbildung durchführen.
Wachstumsmarkt Point-of-Care-Molekulardiagnostik
Der Markt für so genannte Point-of-Care Molekulardiagnostik wird als zukünftiger Milliardenmarkt eingeschätzt. „Der Markt ist attraktiv für uns, denn wir können unsere langjährigen Kompetenzen und Erfahrungen aus Forschung und Entwicklung von Mikrochips, der Molekulardiagnostik und Miniaturisierung sowie unser Fertigungswissen einbringen“, sagt Stefan Hartung, Vorsitzender der Geschäftsführung von Bosch. Bis 2030 streben Bosch Healthcare Solutions und R-Biopharm einen Umsatz im mittleren dreistelligen Millionenbereich ein. „In der Medizintechnik sind Partnerschaftsmodelle ein attraktiver Weg, um Produktzyklen zu beschleunigen und Vertriebswege in diesem dynamischen, innovativen Markt zu erschließen“, sagt Hartung.
Wir greifen in der Krise auf ein weltweites Zuliefernetz zurück
Die R-Biopharm-Gruppe mit Sitz in Darmstadt hat langjährige Expertise in der Klinischen und Lebensmittel-Diagnostik. Darüber hinaus verfügt das Unternehmen über weltweit gut etablierte Vertriebskanäle sowie Kenntnisse in den relevanten Märkten. Beide Unternehmen wollen weitere PCR-Tests zum Nachweis für Tuberkulose und deren Resistenzen entwickeln. Bosch hat bereits vor wenigen Tagen eine erste Partnerschaft mit dem nordirischen Medizintechnik-Unternehmen Randox Laboratories Ltd. verkündet. Bis zum Ende des Jahrzehnts investieren Bosch und seine beiden Partner rund 300 Mio. Euro in die Weiterentwicklung der Analyseplattform Vivalytic.