Im Rahmen des Förderprojekts „Proben Material Center BW“, das vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg gefördert wird, kamen Anfang Februar Expertinnen und Experten aus Diagnostik, Medizintechnik und Kliniken erstmals in Konstanz zusammen. Sie diskutierten, wie die Akteure Hand in Hand für eine noch bessere Gesundheitsversorgung zusammenarbeiten können. Das Förderprojekt soll die Unternehmen der Diagnostik- und Medizintechnikbranche stärken und gleichzeitig den Kliniken eine Möglichkeit geben, die Forschung und Entwicklung im Gesundheitsbereich voranzutreiben.
Verschärfte EU-Regeln fordern Zugang zu Klinikproben
Ziel desInnovationsprojektes „Proben Materia Center BW“ von NMI Naturwissenschaftliches und Medizinisches Institut, Reutlingen, und dem Gesundheitsnetzwerk Biolago e.V. ist es, eine flächendeckende Datenbank mit Detailinformationen zu verfügbaren Proben und Explantaten aufzubauen. Die neue digitale Plattform soll den breitgefächerten Zugang zu klinischem Probenmaterial aus medizinischen Einrichtungen, sowie zu Explantaten, das heißt aus dem Körper entnommenen Implantaten, zu ermöglichen. Die Verfügbarkeit dieser Materialien ist für die Hersteller von Diagnostik- und Medizintechnikprodukten hoch relevant, um den verschärften Regularien der EU gerecht zu werden. Diese erfordern zur Gewährleistung der Patientensicherheit und zum Leistungsnachweis ihrer Produkte die Untersuchung solcher Materialien zur Validierung vor und zur Beobachtung nach der Markteinführung.
Durchführungs-Standards und Datenschutzmaßnahmen erforderlich
Bei dem Treffen in Konstanz wurde diskutiert, welche Chancen und Herausforderungen bei der Weitergabe von Probenmaterialien und Explantaten aus der Klinik an die Industrie bestehen. Dabei wurde deutlich, dass für den Projekterfolg zum einen Standards in der Durchführung eingeführt werden müssen und gleichzeitig geeignete Maßnahmen zur Sicherung des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte von Patientinnen und Patienten unerlässlich sind. Außerdem muss das Vertrauensverhältnis zwischen Industrie und Klinikvertretern gestärkt werden.
Zugang zu Proben und Explantaten verbessert die Inverkehrbringung
„Wenn in den Bereichen Diagnostik und Medizintechnik neue, teilweise lebenswichtige medizinische Produkte schneller und sicherer auf den Markt kommen, bedeutet das einen unschätzbaren Mehrwert für Patientinnen und Patienten. Um dies zu gewährleisten ist es wichtig, dass Unternehmen langfristigen Zugang zu Klinikproben und Explantaten haben und mit den Kliniken in Baden-Württemberg vertrauensvoll zusammenarbeiten. Dies macht das Innovationsprojekt Proben Material Center BW in Zukunft möglich“, erklärt Prof. Martin Elmlinger, Vorstandsvorsitzender des Gesundheitsnetzwerks Biolago, der das Förderprojekt fachlich und inhaltlich gemeinsam mit Biolago-Vorstand Dr. Jürgen Ruff begleitet.
Vertrauensvoller Austausch zwischen Kliniken und Gesundheitsindustrie
Als Keynote-Sprecherin teilte Prof. Alexandra Nieters, Leiterin der Freeze Biobank am Universitätsklinikum Freiburg, ihre Expertise bei der Veranstaltung in Konstanz mit den Projektpartnern. „In einem fairen, offenen und vertrauensvollen Austausch zwischen Kliniken und Industrie sehe ich großes Potenzial. Wichtig dabei ist, dass auch die Patienten proaktiv mit eingebunden werden und erkennen, dass durch die Abgabe von Proben oder Explantate eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung erreicht werden kann“, so Prof. Nieters.
Verstärkte Nachfrage von Unternehmen
Das im April 2023 gestartete Projekt hat eine Förderlaufzeit von 21 Monaten. „Signifikant ist die deutlich gestiegene Nachfrage seitens der Unternehmen. Klare Standards für die Probennahme, inklusive der optimalen Vorbereitung von Proben und Explantaten für den reibungslosen Ablauf weiterer Untersuchungen, würden Unternehmen erheblich unterstützen. Deshalb freue ich mich, gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen vom NMI, über die Bereitschaft der Kliniken zur kooperativen Zusammenarbeit,“ sagt Xin Xiong, Gruppenleiter für Biofunktionalisierte Oberflächen am NMI und Konsortialführer im Projekt „Proben Material Center BW“ abschließend.