Schnelle Hilfe im Notfall: Smarte Assistenzsysteme sollen künftig dafür sorgen, dass sich Seniorinnen und Senioren, Menschen mit Behinderung oder chronisch Kranke in den eigenen Wänden sicherer fühlen und ihre Angehörigen besser schlafen können. So zeigt das House of Smart Living auf der Fachmesse IFA vom 1. bis 5. September 2023 in Berlin verschiedene digitale Gesundheitsanwendungen, die über die KNX-Technologie vernetzt sind – etwa einen Sensorfußboden mit Sturzerkennung und Notruffunktion, automatisch absenkbare Schränke, eine selbstlernende, KI-gesteuerte Sprachsteuerung sowie eine Atemluftmessung für Diabetes-Patienten. Aber auch andere Technologien können die Gesundheit und das Wohlbefinden von Gebäudenutzerinnen und -nutzern aktiv fördern. So kann unter anderem „Human Centric Lighting“ (HCL) den natürlichen Tagesrhythmus unterstützen oder Lüftungstechnologie den CO2-Gehalt in der Atemluft verringern. Beides trägt dazu bei, die Konzentration zu verbessern.
Mehr Digitalisierung und Vernetzung für smarte Gesundheitsversorgung
Diese smarten Anwendungen im Gebäude aus dem Bereich Gesundheit können die Versorgung und das Wohlbefinden „zu Hause“ unterstützen. Für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung ist es aber weiterhin unerlässlich, medizinische Anwendungen auch außerhalb von Krankenhäusern und Praxen verfügbar zu machen. Dafür braucht es eine verstärkte Digitalisierung und Vernetzung. Durch das sichere Teilen relevanter Informationen können Diagnosen schneller gestellt und Therapien besser auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten zugeschnitten werden. Auch entlegene Regionen, die oft medizinisch unterversorgt sind, profitieren: Telemedizin ermöglicht ihnen Zugang zu einer modernen und leistungsfähigen Betreuung. Zusätzlich wird die Gesundheitsversorgung durch intelligente Technologien effizienter. Das spart Kosten und hilft, das Gesundheitssystem langfristig bezahlbar zu halten.
Fachkräftemangel treibt digitale Gesundheitsanwendungen voran
Dass dies unerlässlich ist, zeigt ein Blick auf die Demografie: Der Fachkräftemangel ist in medizinischen und pflegerischen Beruf besonders akut, viele Beschäftigte leiden unter Überarbeitung. Die Kosten für die Gesundheitsversorgung steigen und der demografische Wandel wird die Situation weiter verschärfen: 2033 werden nach Zahlen des Statistischen Bundesamts 25 Prozent der Deutschen, also 20,4 Millionen Menschen, älter als 67 Jahre sein.
Verbände unterstützen smarte Entwicklungen
Auf der Fachmesse IFA 2023 in Berlin präsentieren VDE, ZVEH und ZVEI im „House of Smart Living“, welche Potenziale sich durch smarte Assistenzsysteme für eine am Wohl der Patientinnen und Patienten ausgerichtete Gesundheitsversorgung ergeben. „Wir begrüßen und fördern die Entwicklungen in der Telemedizin und bei smarten Gesundheitsanwendungen“, sagt Sven Öhrke, Mitglied der Geschäftsleitung im VDE Institut. „Gerade in diesem sehr sensiblen Bereich ist die Sicherheit der Anwendungen und Systeme von sehr großer Bedeutung. Mit der Normung, Prüfung und Zertifizierung von Gesundheitsprodukten bis hin zu medizinischer Software sorgen wir dafür, dass die Anwendungen unbedenklich genutzt werden können. Dabei haben die Interoperabilität und Datensicherheit von Systemen einen ganz besonderen Stellenwert.“
Zahl digitaler Gesundheitsanwendungen steigt weiter an
Der demografische Wandel verlange nach neuen Lösungen, bekräftigt Alexander Neuhäuser vom ZVEH. Das sei nicht nur im Bereich der Fachkräfte so, sondern auch dort, wo es um die medizinische und pflegerische Versorgung geht. „Eine digitale Infrastruktur, smarte Anwendungen und innovative Produkte können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Die Zahl smarter Gesundheitsanwendungen wird stark steigen und es uns künftig ermöglichen, trotz aller Herausforderungen eine leistungsfähige und nachhaltige Gesundheitsversorgung zu gewährleisten“, so der ZVEH-Hauptgeschäftsführer.
Smarte Gesundheitsversorgung hilft Mensch und Arzt
„Menschen werden mit Hilfe von smarter Technologie trotz gesundheitlicher Einschränkungen länger in ihrer vertrauten Umgebung leben können. Dafür braucht es zusätzlich aber eine durchgehend digitalisierte Gesundheitsversorgung, die Arztpraxen, Krankenhäuser und den privaten Wohnraum intelligent miteinander vernetzt“, ergänzt Hans-Peter Bursig, Bereichsleiter Gesundheit im ZVEI. Die medizinische Versorgung dürfe nicht an der Tür des Krankenhauses oder der Arztpraxis enden.