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Weniger Medizintouristen in 2020

Medizintourimus
Deutlich weniger Medizintourismus im Jahr 2020

Deutlich weniger Medizintourismus im Jahr 2020
Für die Behandlung eine Reise ins Ausland antreten? Seit Beginn der Pandemie haben sich weniger Patienten für einen medizinisch begründeten Trip nach Deutschland entschieden. Es kamen aber immer noch viele (Bild: Gecko Studios/stock.adobe.com)
Im Jahr 2020 haben sich nach Erhebungen der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) 65.586 Patientinnen und Patienten aus dem Ausland stationär in Deutschland behandeln lassen. Das entspricht einem Rückgang um knapp 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Eine weitere Folge der Corona-Pandemie zeigt eine Erhebung zum Medizintourismus: Die Zahlen Patienten, die aus dem Ausland zu einer stationären Behandlung nach Deutschland einreisten, ging im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Drittel zurück. 2019 hatte die Zahl noch bei gut 97.300 gelegen, für 2020 wurden 65.586 Patienten erfasst. Die Zahl der ambulanten Behandlungen ging von schätzungsweise 145.000 auf rund 97.000 zurück. Diese Zahlen sind in einer Ergebung enthalten, die Mitarbeiter der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (H-BRS) erstellt haben. Als Folge der niedrigeren Patientenzahlen sank auch der in diesem Segment erzielte Umsatz im deutschen Gesundheitssystem deutlich. 2019 betrugen die Einnahmen durch ausländische Patienten etwa 1,2 Mrd. Euro. 2020 waren es nur noch rund 800 Millionen Euro.

Einreisebeschränkungen dämpften auch den Medizintourismus

„Hauptgrund für den Rückgang ist die Corona-Pandemie mit ihren starken Einreisebeschränkungen“, sagt Mariam Asefi, die den Forschungsbereich Medizintourismus an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg leitet. Im Jahrzehnt vor der Pandemie kam der Großteil der ausländischen Patienten aus Russland, der Ukraine und Kasachstan für eine medizinische Behandlung nach Deutschland – und dieser Markt wuchs beständig. Der H-BRS-Studie zufolge verringerte sich die Zahl der stationären Medizintouristen aus diesen drei Herkunftsländern im Pandemiejahr 2020 gegenüber dem Vorjahr insgesamt um die Hälfte (Russland minus 62 %, Ukraine minus 24 %, Kasachstan minus 32 %).

Starker Rückgang bei Patienten aus Russland – jetzt erschwert der Krieg die Organisation

Asefi geht davon aus, dass die Zahl aufgrund des Krieges in der Ukraine nach dem russischen Angriff weiter zurückgehen wird. „Es ist jedoch schwer abzusehen, wie stark der Rückgang langfristig ausfallen wird“, sagt Asefi. „Russische Patienten kommen auch weiterhin für komplexe medizinische Behandlungen nach Deutschland. Der Aufwand und die Organisation sind allerdings viel komplizierter geworden.“

Detaillierte Zahlen für 2021 und 2022 gibt es noch nicht. Die Studie der Hochschule beruht auf eigenen Erhebungen und den Daten des Statistischen Bundesamtes. Diese liegen immer erst mit einer Verzögerung von etwa 1,5 Jahren vor.

Aus der EU kamen vor allem Polen und Niederländer als Medizintouristen

Insgesamt reisten 2020 Patientinnen und Patienten aus 177 Ländern für eine medizinische Behandlung nach Deutschland. Neben Russland (mehr als 2000), der Ukraine (rund 1400) und Kasachstan (mehr als 240) kamen außerdem viele Medizintouristen aus Saudi-Arabien (fast 500). Aus Ländern der Europäischen Union waren Polen und die Niederlande die Spitzenreiter: mehr als 10.400 stationäre Aufnahmen im Jahr 2020 wurden für Patienten aus dem östlichen Nachbarland gemeldet. Mehr als 5800 Niederländer suchten deutsche Kliniken auf.

Am gefragtesten bei Patienten aus dem Ausland waren 2020 deutsche Kliniken in Bayern – auch wenn die Anzahl der Patienten im Verglich zum Vorjahr um 40 % sank – und Nordrhein-Westfalen mit einem Minus von 24 %.

Qualität des deutschen Gesundheitssystems als Motivation für Medizintourismus

Ursache für die gesunkenen Patientenzahlen sind aber nicht nur die Pandemie und der Krieg. Andere Einflussfaktoren können jedoch auch darauf zurückgehen. „Zu nennen sind hier die Ölpreisentwicklung, die Währungsstabilität oder Reallohnentwicklungen“, sagt Asefi. Starke Motivationen für eine Behandlung in Deutschland seien zum Beispiel fehlende Behandlungsmöglichkeiten im Heimatland oder die gute Qualität des deutschen Gesundheitssystems.

Kontakt zur Hochschule:
Mariam Asefi
Fachbereich Wirtschaftswissenschaften, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg
E-Mail: mariam.asefi@medizintourismus.h-brs.de
URL: www.h-brs.de/de/wiwi/medizintourismus

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