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Start-up Biovox entwickelt Biokunststoffe für Medizinprodukte

Biokunststoffe
Wir haben die Bio-Lösungen für viele Kunststoffprobleme

Wir haben die Bio-Lösungen für viele Kunststoffprobleme
Ingenieur Dr. Julian Lotz ist einer der drei Gründer von Biovox und im Start-up für Vertrieb, Finanzen und Marketing zuständig (Bild: Biovox)
Biovox, ein Start-up für Biokunststoffe, will OP-Instrumente, Verpackungen und später auch mal Implantate nachhaltiger und umweltfreundlicher produzieren. Dr. Julian Lotz, einer der Unternehmensgründer, erklärt, was das Team antreibt und wie die Start-up-Gründung zum Erfolg führen kann.

Susanne Schwab
susanne.schwab@konradin.de

Herr Dr. Lotz, was macht Biovox?

Unser Start-up bietet nachhaltige und CO2-arme Kunststoffe für die Medizin- und Labortechnik an. Also Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, die alle Anforderungen an Reinheit und Qualitätsanforderungen erfüllen. Der Nutzen für unsere Kunden ist, dass sie mit unseren Kunststoffen zukunftsfähig und umweltfreundlich ihre Produkte gestalten können. Die Nachhaltigkeit ist ein Thema, das auch an der Medizin-Branche nicht vorbeigehen wird. Das Interesse ist groß, aber allein ist die Tranformation zur Nachhaltigkeit für ein Unternehmen fast nicht umsetzbar.

Wie unterstützen Sie Unternehmen, die Biokunststoffe einsetzen wollen?

Zunächst analysieren wir gemeinsam die Anforderungen, und zwar entlang des gesamten Lebenszyklus. Wenn wir die Anforderungen und den Lebens-
zyklus im Detail kennen, schlagen wir konforme und nachhaltige Materialsysteme vor, einschließlich aller benötigten Masterbatches und Additive. Gemeinsam mit dem Kunden erstellen wir eine Roadmap für den Übergang zum Biokunststoff. Wir unterstützen während des gesamten Prozesses und können auch Kontakte zu Entwicklern, Fertigern und Formenbauern vermitteln.

Nachhaltigkeit

Was ist das Besondere an Ihren Biokunststoff-Systemen?

Das Besondere ist die Kombination aus Nachhaltigkeit, dem niedrigen CO2-Footprint und der medizinischen Sicherheit und Reinheit. Das macht unsere Systeme einzigartig. Unsere Kunststoffe können ziemlich breit eingesetzt werden: Von der Verpackung bis zum endoskopischen Gerät oder Beatmungsgerät, aber auch Einwegprodukte wie Spritzen und Blutbeutel sind möglich. Wir haben unser System als Materialbaukasten aufgebaut und können verschiedene mechanische und technische Eigenschaften in unseren Kunststoffen realisieren.

Sie und ihre beiden Gründungspartner Carmen Rommel und Vinzenz Nienhaus haben an der TU Darmstadt ein Ingenieursstudium absolviert – wie gelingt der Weg zum eigenen Unternehmen für Biokunststoffe für die Medizinbranche?

Schon während des Studiums habe ich in der Produktentwicklung und mit faserverstärkten Kunststoffen gearbeitet. Vinzenz ist Experte für Kunststoffe und 3D-Druck, und Carmen hat einen Abschluss mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit und war schon während des Studiums an einem Projekt zur Entwicklung von Baustoffen auf Zellulosebasis beteiligt. Die Idee für die Biokunststoffe kam ursprünglich aber aus dem klinischen Bereich, und zwar von einem Anästhesisten aus dem Bekanntenkreis, der in seiner Arbeit ganz viele Anwendungen für Biopolymere gesehen hat.

Wann war das?

Das war 2018, als wir uns, nebenberuflich, mit dem therapeutischen Einsatz von Biopolymeren beschäftigt haben. 2019 gab es aus familären Gründen einen Wechsel im Team, Carmen kam dazu, und Anfang 2020 dann Vinzenz, wieder wegen Nachwuchs beim Ideen-Team. Dadurch haben wir nochmal ganz andere, wichtige Kompetenzen dazu bekommen. Gegründet haben wir Biovox Ende 2020. Die Finanzierung lief anfangs über Stipendien, später dann aus eigenen Mitteln und über Investoren. Vor allem am Anfang waren die Stipendien wichtig, damit wir uns in Vollzeit in die Arbeit stürzen konnten.

Was ist noch Voraussetzung, damit ein Start-up erfolgreich sein kann?

Wichtig ist es, ein Geschäftsmodell mit Alleinstellungsmerkmal zu finden und dieses strategisch gut aufzusetzen. Das ist oft ein laufender Prozess. Wir haben unsere Nische gefunden und uns dafür entschieden, unsere Materialien erstmal für Nachhaltigkeitszwecke zu nutzen und das Müll- und CO2-Thema angehen. Das lässt sich schneller umsetzen, als Implantate zu entwickeln. Unser Ziel ist es, Marktführer für Biokunststoffe im Medizinprodukte- und Laborbereich zu werden und die komplette Bandbreite – von der Verpackung bis zum Implantat – aus Biokunststoffen anbieten zu können.

Ihr Tipp für Start-up-Gründer?

Sich auf einen Bereich zu fokussieren, für den man eine Lösung und das beste Alleinstellungsmerkmal hat. Auch wenn eine andere Anwendung auf den ersten Blick schneller Geld einbringt. Ich bin davon überzeugt, dass man am Ende erfolgreicher ist, wenn man sich ganz auf seine Idee konzentriert.


(Bild: Biovox)

Biokunststoffe vom Start-up Biovox

Das Darmstädter Start-up Biovox GmbH wurde 2020 von Dr. Julian Lotz (CEO), Carmen Rommel (COO) und Dr. Vinzenz Nienhaus (CTO) gegründet. Das junge Team produziert Biokunststoff-Systeme für die Medizintechnik- und Laborbranche, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Die umweltfreundlichen Biokunststoffe sind biobasiert, biologisch abbaubar. Damit sollen sie im Vergleich zur herkömmlichen Kunststoffproduktion CO2-Emissionen einsparen.

Die hochwertigen Verbundmaterialien aus Biokunststoff eignen sich für 3D-Druck und Spritzguss. Das Material weist beispielsweise Angriffe durch
Sauerstoff oder Wasserdampf ab. Alternativ kann der Stoff so kombiniert werden, dass er über einen längeren Zeitraum ganz gezielt bioaktive Stoffe freisetzt.

Vor kurzem erhielt das Start-up Biovox in seiner Pre-Seed-Finanzierungsrunde einen mittleren sechsstelligen Betrag. Investiert hat der auf Impact-Investments spezialisierte Angel-Club Better Ventures, Eching, Co-Investor ist die Berliner Auxxo Fund Management GmbH, die speziell Gründerinnen im Fokus hat. Investoren vom Business-Angel-Netzwerk Frankfurt-Rhein-Main sind ebenfalls beteiligt.

https://www.biovox.systems/be-green/


Kontakt zum Start-up:
Biovox GmbH
Robert-Bosch-Str. 7
64293 Darmstadt
www.biovox.systems

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