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Depolymerisation: Recycling-Verfahren in der Ramp-up-Phase

Nachhaltigkeit
Depolymerisation: Recycling-Verfahren in der Ramp-up-Phase

Depolymerisation: Recycling-Verfahren in der Ramp-up-Phase
PET-Flaschen und -Textilien sind das vorrangige Ziel der verschiedenen Verfahren der Depolymerisation, mit denen aus Post-Consumer-Abfällen PET-Flakes in Neuwarequalität entstehen. (Bild: Svitlana/stock.adobe.com)
Die Depolymerisation als chemisches Recycling-Verfahren benötigt deutlich weniger Energie als die Pyrolyse. Doch wie weit ist das Verfahren in der Praxis?

Sabine Koll
Journalistin

Biovox steht eigentlich für Medical Grade Biokunststoffe. Doch das Darmstädter Start-up will auch bei Medical Grade Rezyklaten Vorreiter sein. Diese Compounds sollen nicht etwa massenbilanziert sein, sondern tatsächlich physisch verfügbar sein. Erzeugt werden sollen sie mit dem Depolymerisationsverfahren bei einem Partnerunternehmen. Welches das ist, verrät Biovox-Gründer Dr. Julian Lotz nicht.

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Doch gibt es derzeit in Europa nur eine Handvoll Unternehmen, welche verschiedene Verfahren der Depolymerisation entwickelt haben: Dazu gehören Start-ups wie Depoly und Gr3n, beide aus der Schweiz, sowie Carbios aus Frankreich und das niederländische Unternehmen Ioniqa. Bei allen handelt es sich um Recycling-Start-ups, welche die entsprechende Prozesstechnologie entwickelt haben und nun dabei sind, das Verfahren gemeinsam mit Partnern in die industrielle Massenproduktion zu bringen.

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Die meisten industriellen Pilotanlagen depolymerisieren PET aus Verpackungen und Textilien. Das Rezyklat hat die gleiche Qualität wie Neu-PET.

Depoly setzt auf Hydrolyse zur Depolymerisation

Depoly ist ein Spin-off der Eidgenössischen Technischem Hochschule Lausanne (ETHL), finanziert unter anderem von BASF Venture Capital und Beiersdorf. Es wandelt Post-Consumer-PET-Kunststoffabfälle bei Raumtemperatur mittels Hydrolyse in Terephthalsäure (TPA) und Monoethylenglykol (MEG) um, sodass damit neuer PET-Kunststoff hergestellt werden kann. Aktuell betreibt Depoly eine Pilotanlage für die Produktion von 50 t Rezyklat im Jahr, baut nun aber im Wallis eine Anlage mit einer Kapazität von 500 t auf, um die Skalierbarkeit seines Verfahrens unter Beweis zu stellen. Diese Pilotanlage soll 2024 eröffnet werden.

Mikrowellenunterstützte Hydrolyse bei GR3n

GR3n mit Sitz in Chiasso/Schweiz wendet das Verfahren der so genannten alkalischen Hydrolyse an, um aus Post-Consumer- und Post-Industrial-PET-Abfällen Neuware zu erzeugen. Dieses Verfahren dauert normalerweise drei bis fünf Stunden bei einer Temperatur von 210 bis 250 °C.

In den mikrowellenunterstützten Hydrolyse-Reaktoren von GR3n werden TPA und MEG aus Flaschen und Textilien in weniger als zehn Minuten und bei weniger als 200 °C gewonnen. Bislang ist ein Prototyp des Reaktors im Einsatz.

Im Juli 2023 hat das Unternehmen bekanntgegeben, ein Joint-venture mit dem spanischen Ingenieurdienstleister Intecsa zu gründen. Beide zusammen wollen in Spanien die erste Produktionsanlage für das Depolymerisationsverfahren von GR3n bauen. Sie soll für 40.000 t ausgelegt sein und 2027 in Betrieb gehen.

Enzyme statt Chemikalien zur Depolymerisationbei Cabrios

Das 2011 gegründete französische Start-up Carbios nutzt Enzyme für die Hydrolyse, die erstmals in Kompost identifiziert wurden. Cabrios hat sie so modifiziert, dass sie bei höheren Temperaturen – genauer gesagt bei 60 °C – arbeiten. Das börsennotierte Unternehmen hat 2021 eine Demonstrationsanlage mit einer Kapazität von 40.000 t/Jahr in Clermont-Ferrand auf einem Gelände des Reifenherstellers Michelin in Betrieb genommen.

Nun soll das Verfahren gemeinsam mit PET-Weltmarktführer Indorama Ventures industrialisiert werden. Geplant ist der Bau einer Anlage mit einer geschätzten Verarbeitungskapazität von circa 50.000 t Post-Consumer-PET-Abfall pro Jahr. Sie soll 2025 in Betrieb gehen.

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Gykolyse-Verfahren bei Ioniqa im Einsatz

Ioniqa, ein Spin-off der Technischen Universität Eindhoven/Niederlande, verwendet das Glykolyse-Verfahren, das PET in das Monomer BHET aufspaltet. Die Kerntechnologie nennt das Start-up Magnetic Smart Process (MSP). Es nutzt dafür magnetische Nanokatalysatoren, die Polykondensate, einschließlich PET, Polyester, Polyamid und Polyurethan, abbauen können.

Nach der Depolymerisation durchläuft das Material im Werk verschiedene Trennschritte. Coca-Cola hat zum Beispiel in das Unternehmen investiert. Die Ioniqa-Fabrik im niederländischen Geleen verarbeitet mittlerweile bis zu 10.000 t Kunststoff pro Jahr für Kunden wie Indorama und Unilever.

Gewinne erwirtschaften die Jungunternehmen allesamt noch nicht. Sie alle setzen ihre Hoffnungen auf den Verkauf von Lizenzen für ihre Technologie an große Kunststoffhersteller. „Verarbeitung im großen Maßstab ist nicht unsere Kompetenz, Kunststoffhersteller können das besser“, sagt zum Beispiel Tonnis Hooghoudt, CEO und Gründer von Ioniqa.

www.depoly.co
www.gr3n-recycling.com
www.carbios.com
www.ioniqa.com

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