Ein Kind, das vermutlich an einer Wirbelsäulenverkrümmung litt. Eltern, die voll Sorge um ihr Kind keine Kosten und Mühen scheuten, um den Folgen der Krankheit zu begegnen. Ein Schmied, der sonst wohl eher Harnische anfertigte und nun mit Eltern und Arzt das Kind genau betrachtet, skizziert und vermisst, um dann zu einer durchdachten und kunstvollen Lösung zu kommen: All diese Assoziationen weckt das aus Eisen geschmiedete orthopädische Kinderkorsett aus dem Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt.
Das Korsett ist mehrfach verstellbar. Die beiden Hüftschalen gehen in Zahnstangen über, die eine stufenlose Anpassung des Hüft-Achsel-Abstandes während des Längenwachstums ermöglichen. Die Weite ließ sich durch einen Riegel im Brustbereich korrigieren. Gefüttert war es mit Leder und im Bereich von Achsel und Hüfte vermutlich zusätzlich abgepolstert.
Die kunstvollen floralen Durchbrechungen waren nicht nur Zierde, sondern machten das Korsett auch leichter. Eine zusätzliche Metallplatte sollte wohl dem Vorstehen des Schulterblattes gezielt entgegenwirken.