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Sicher verpackt in Seifenblasen

Herzerkrankungen: Künstliche Liposomen zur Behandlung verengter Blutgefäße
Sicher verpackt in Seifenblasen

Sicher verpackt in Seifenblasen
Die Wirkstoffmoleküle (rot) sind in einem wassergefüllten Hohlraum im Innern des Phospholipidvesikels eingeschlossen (Bild: Universität Basel/Universität Fribourg)
Liposomen sind als Wirkstoffträger vielversprechend, lösen aber oftmals eine Immunreaktion aus. Forscher konnten nun zeigen, dass bestimmte künstlich hergestellte Liposomen auch bei lebenden Organismen keine Reaktionen auslösen.

Liposomen sind seifenblasenähnliche Gebilde, deren Membran aus einer doppelten Molekülschicht besteht und eine wässrige Lösung einschließt. In einer linsenförmigen Form, wie vom Team Prof. Andreas Zumbühl am Departement Chemie der Universität Fribourg entdeckt, stellen sie eine aussichtsreiche natürliche Möglichkeit dar, um Wirkstoffe zu Verengungen in Herzarterien zu führen und sie dort freizusetzen. An den verengten Stellen ist der Blutfluss und dadurch die so genannte Scherspannung erhöht. Unter diesen Bedingungen öffnen sich diese Nanocontainer und geben ihren Inhalt frei.

Das Problem mit Liposomen ist, dass sie vom Immunsystem als Fremdkörper erkannt und entsprechend bekämpft werden; die Aktivierung des Immunsystems kann zu einer Pseudo-Allergie führen. In früheren Studien zeigten sich in bis zu 30 % der Fälle negative Effekte. Sogar bei klinisch anerkannten, auf Lipiden basierten Medikamenten tritt gelegentlich ein anaphylaktischer Schock ein, der für Patienten lebensbedrohlich sein kann.
Ein interdisziplinäres Forscherteam um Prof. Bert Müller vom Biomaterials Science Center der Universität Basel hat nun künstlich hergestellte Phospholipidvesikel (so genannte Pad-PC-Pad Vesikel) auf ihre Verwendbarkeit für die Wirkstoffzulieferung getestet. Erstaunlicherweise lösten die Vesikel weder im Blutserum von Schweinen noch in dem von Menschen die erwartete Reaktion aus.
In einem nächsten Schritt testeten sie die Liposomen entsprechend an lebenden Organismen. Die Wissenschaftler injizierten drei Yorkshire-Schweinen unterschiedliche Pad-PC-Pad-Suspensionen und überwachten Herzfrequenz, Elektrokardiogramm und Blutdruck. Auch bei hohen Dosen der Nanocontainer zeigten die Schweine keine oder nur sehr geringe Reaktionen. Die Gewebeproben der Tiere wiesen keinerlei toxischer Veränderungen in Nieren, Lungen, Herz und Leber auf. „Die Studie zeigt, dass Pad-PC-Pad Liposome weder direkt noch indirekt eine anaphylaktische Reaktion auslösen, sogar bei sehr hohen Dosierungen“, sagt Prof. Bert Müller. „Das sind unerwartete Ergebnisse, die bedeutende Auswirkungen für die Behandlung von Erkrankungen wie Atherosklerose haben könnten.“
Herzerkrankungen sind laut der Weltgesundheitsorganisation WHO verantwortlich für rund 30 % der Todesfälle auf der Welt. Im Falle von verengten Arterien verschlimmert sich der Zustand oftmals bereits auf dem Transport in ein Krankenhaus, was das Interesse nach Medikamenten, die bereits vor der Einweisung effizient wirken, stetig vergrössert. Pad-PC-Pad Vesikel sind in dieser Hinsicht vielversprechend, da sie, anders als bisher getestete Liposome, keine signifikante Immunreaktion auslösen.
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