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Drei Tage lang messen können

Druck in der Harnblase: Neue Mini-Kapsel verbessert Diagnose
Drei Tage lang messen können

Drei Tage lang messen können
Dr. Dirk Tenholte von der TU Chemnitz zeigt das Herzstück des Sensorsystems: die Messkapsel, die endoskopisch in die Harnblase eingebracht wird Bild: TU Chemnitz/Philip Knauth
Chemnitzer Elektrotechniker und Kölner Mediziner entwickeln ein Messsystem, mit dem der Druck in der Harnblase über 72 Stunden hinweg ermittelt werden kann – und erhalten dafür eine Auszeichnung durch die Deutsche Gesellschaft für Urologie.

Messungen des Drucks in der Harnblase über einen gewissen Zeitraum – so genannte urodynamische Messungen – werden seit mehr als 40 Jahren durchgeführt. „Allerdings sind die Ergebnisse gemäß Literatur in bis zu 58 Prozent ohne einen pathologischen Befund, obwohl deutliche klinische Beschwerden bestehen“, sagt Prof. Dr. Jan Mehner, Inhaber der Professur Mikrosystem- und Gerätetechnik an der Technischen Universität Chemnitz. Dies könne daran liegen, dass die bisherigen Messungen nur über 20 bis 30 Minuten Dauer stattfinden. „Der Bedarf einer Langzeiturodynamik war immer gegeben, konnte allerdings bislang ohne Messkatheter nicht realisiert werden“, erklärt Mehner den Hintergrund eines Forschungsprojektes, bei dem die Professur für Mikrosystem- und Gerätetechnik der TU Chemnitz und die Klinik und Poliklinik für Urologie an der Uniklinik Köln kooperieren. Das Projekt wird an der Universität Köln vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Die Chemnitzer Elektrotechniker und die Kölner Mediziner entwickelten ein Messsystem, das zur Diagnostik bei einer überaktiven Blase und bei Detrusorüberaktivitäten eingesetzt werden soll. „An überaktiver Blase leiden hauptsächlich Frauen – etwa 71 Millionen in Europa“, sagt Privatdozent Dr. Sebastian Wille von der Uniklinik Köln. Symptome sind unter anderem plötzlicher heftiger Harndrang und häufiges Wasserlassen. „Bei betroffenen Patienten muss abgeklärt werden, ob auch eine Detrusorüberaktivität vorliegt“, erklärt Wille. Dies ist eine unwillkürliche Kontraktion des Blasenmuskels, die häufig zu Urinverlust führt. „Nur wenn hier eine eindeutige Diagnose gestellt werden kann, ist auch eine optimale Therapie möglich, da überaktive Blase und Detrusoraktivitäten unterschiedlich behandelt werden“, so Wille weiter.
Mit dem auch als Wille-Kapsel (WiKa) bezeichneten Messsystem haben die Chemnitzer und Kölner Wissenschaftler nach eigenen Angaben erstmals die Grundlage für eine katheterlose Langzeiturodynamik geschaffen. Von dem Konzept, bestehend aus drei Komponenten, verspricht sich das Team wegweisende Diagnosen, die eine gezieltere Therapie gestatten und Patienten vor unangenehmen medikamentösen Nebenwirkungen verschonen.
Herzstück des Sensorsystems ist die Messkapsel, die endoskopisch in die Harnblase eingebracht wird und über einen Zeitraum von drei Tagen den Druck misst. „Der Einsatz eines MEMS-Drucksensors ermöglicht im medizinischen Anwendungsbereich erstmals Baugrößen, die eine endoskopische Implantation ermöglichen“, so Dr. Dirk Tenholte, der das Projekt an der Professur Mikrosystem- und Gerätetechnik betreut. MEMS steht für „Mikro-Elektro-Mechanisches System“ – die Bauteile haben eine Größe von etwa 4 mal 4 mm.
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