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Medizintechnik-Industrie: Weniger Wachstum, mehr Herausforderungen

Blick auf die Medizintechnikindustrie
Umsatzplus in 2021 – aber MDR, Lieferschwierigkeiten und Ukraine-Krieg belasten das Geschäft

Umsatzplus in 2021 - aber MDR, Lieferschwierigkeiten und Ukraine-Krieg belasten das Geschäft
Trotz aktuell noch positiver Umsatzentwicklung: Die deutsche Medizintechnik-Branche steht 2022 vor großen Herausforderungen (Bild: Spectaris)
Das Jahr 2021 hat die deutsche Medizintechnikindustrie mit einem Umsatzplus abgeschlossen. Trotz moderatem Start in 2022 rechnet der Industrieverband Spectaris für das Gesamtjahr jedoch mit einem deutlich niedrigeren Wachstum. Schuld seien steigende Regulierungs-, Liefer- und Energiekosten, aber auch der Krieg in der Ukraine.

Nach Angaben des Deutschen Industrieverbands Spectaris zeigen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes für 2021 einen Umsatz von 36,4 Mrd. Euro, was einem Plus gegenüber dem Vorjahr von 6,3 Prozent entspricht. Getragen wurde der Zuwachs von einem starken Auslandsgeschäft. Der Auslandsumsatz legte um 7,4 % zu und erreichte einen Wert von 24,2 Mrd. Euro. Die Exportquote blieb damit stabil bei rund 66 %. Während das Asien-Geschäft aufgrund von Lockdowns und Reisebeschränkungen mit einem Wachstum von nur 2,8 % relativ schwach ausfiel, stiegen die Exporte in die EU und nach Nordamerika mit Zuwachsraten von 12 % sprunghaft an. Der Inlandsumsatz lag mit 12,2 Mrd. Euro um 4,2 % über dem Vorjahresniveau. Die Zahl der Beschäftigten stieg auf rund 155 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Corona-Jahr 2020 erfolgreicher als 2019

Mit diesem Ergebnis befindet sich die Branche weiter auf einem Wachstumspfad, der auch das erste Corona-Jahr 2020 bereits überstanden hatte. Im Gegenteil, so der Spectaris: Damals erwirtschafteten die hiesigen Unternehmen mit 34,25 Mrd. Euro einen um rund 3 % höheren Gesamtumsatz als noch 2019. Die Ursache für dieses kontinuierliche Wachstum selbst in Pandemiezeiten, lag nicht zuletzt daran, dass der weltweite Bedarf an Medizintechnik und Medizinprodukten, die im Zusammenhang mit Covid-19 stehen, den Nachfragerückgang in anderen Bereichen der Medizintechnikindustrie überkompensiert hat.

Spectaris meldet guten Start ins Jahr 2022

„Wie erwartet hat die deutsche Medizintechnikindustrie auch im vergangenen Jahr und zum Jahresbeginn 2022 ihren Erfolgskurs fortgesetzt. Der Ukraine-Krieg, Lieferkettenstörungen, die Auswirkungen der europäischen Medizinprodukteverordnung und steigende Material-, Energie- und Logistikkosten belasten aber zunehmend das Geschäft und werden Spuren hinterlassen“, berichtet Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik bei Spectaris. Doch nicht nur aufgrund der zahlreichen Unsicherheiten durch den Krieg und einem insgesamt schwierigen konjunkturellen Umfeld dürfe die aktuell noch positive Umsatzentwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Branche vor enormen Herausforderungen steht, heißt es.

EU-MDR bremst Innovationskraft der Medizintechnik-Branche

Der stetig zunehmende Zulassungs- und Bürokratieaufwand im Zusammenhang mit der neuen EU-Medizinprodukteverordnung bringt viele, vor allem kleinere Hersteller, an ihre Belastungsgrenze und schadet der Innovationskraft der Branche massiv. Laut einer aktuellen gemeinsamen repräsentativen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) mit Medical Mountains und Spectaris unter in Deutschland ansässigen Medizintechnikunternehmen werden viele Medizinprodukte als Folge der neuen EU-Verordnung schon jetzt vom Markt genommen, zahlreiche weitere spätestens 2024 verschwinden, wenn die Übergangsfristen für Bestandsprodukte auslaufen. Insbesondere drohen Nischenprodukte vom Markt zu verschwinden. Wenn sich hierfür keine Alternativen am Markt finden lassen, seien zudem Versorgungsengpässe in bestimmten Versorgungsbereichen nicht auszuschließen.

Existenz vieler Unternehmen steht auf dem Spiel

Dr. Martin Leonhard weiter: „Wir brauchen jetzt den Mut auf EU-Ebene, Regulierungen, die nicht hinreichend zu mehr Sicherheit beitragen, kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zurückzufahren. Und es muss vermieden werden, dass sich der ohnehin schon vorhandene Investitionsstau aufgrund des starken Kostendrucks nach der Corona-Pandemie auf Seiten der Krankenhäuser und der Kostenträger weiter vergrößert. Ansonsten schwächen wir den Forschungs- und Innovationsstandort Europa und gefährden die Existenz vieler innovativer Unternehmen und damit die mittelständisch geprägte Struktur der Branche in Deutschland.“

Hohe Regulierungskosten, aber Aufwind durch Demografie und Digitalisierung

Nach einem moderaten Start der deutschen Medizintechnikindustrie im ersten Quartal 2022 mit einem Umsatzplus von 3,4 % erwartet der Verband für das Gesamtjahr ein deutlich niedrigeres Wachstum als im Vorjahr, was auch den stark steigenden Regulierungskosten in den Unternehmen geschuldet ist. Dem stehen allgemeine Wachstumstrends entgegen, die die Bremswirkung mildern: Die weltweit alternde Bevölkerung, technologische Fortschritte und die Digitalisierung, die weiter zunehmenden Investitionen der Emerging Markets in ihre Gesundheitssysteme sowie die allgemein und allerorts steigende Bedeutung des Gutes „Gesundheit“ kommen den deutschen Medizintechnik-Herstellern zugute.

Globaler Medtech-Markt soll weiter wachsen

Bis 2025 prognostiziert Frost & Sullivan ein durchschnittliches jährliches Wachstum des globalen Medizintechnikmarktes um 6,3 %. Die Teilhabe der deutschen Medizintechnik-Branche an diesem Potenzial wird zunehmend vom europäischen Rechtsrahmen und einem positiven Innovations- und Investitionsklima in Deutschland abhängen.

Kontakt zum Industrieverband:
Spectaris
Werderscher Markt 15
10117 Berlin
www.spectaris.de

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