Startseite » Allgemein »

Warum brennt die Haselnuss?

Fachkräftemangel: Warum sich die Investition in Schule und Ausbildung lohnt
Warum brennt die Haselnuss?

Rund 123 000 Stellen in den naturwissenschaftlichen und technischen (MINT) Berufen können aktuell nicht besetzt werden. Für Medizintechnikhersteller bedeutet dies, sich schon frühzeitig um den Nachwuchs zu kümmern. Verbände und Lehrinstitutionen unterstützen diesen Ansatz.

Dietmar Dangel, ehemaliger Mitarbeiter der B.Braun Melsungen AG, ist ehrenamtlich im Förderverein für ein zukunftsfähiges Melsungen tätig. Über 40 Jahre arbeitete Dangel als Werbefachmann bei dem Hersteller von Medizinprodukten. Heute vermittelt er im Rahmen einer Bildungspartnerschaft zwischen B.Braun und der Fuldatalschule Melsungen Schülern und Lehrern anschaulich theoretische Grundlagen in den Naturwissenschaften. Das Projekt „NaWi – geht das?“ vermittelt über Experimente, die die Schüler selbst durchführen dürfen, naturwissenschaftliche und technische Grundkenntnisse. Das Prinzip des Projektes: Die Kinder dürfen alleine oder in Gruppen ausprobieren, beobachten und schlussfolgern. So soll das natürliche Interesse der Schüler am Experimentieren geweckt werden. Ein Experiment, das von den Schülern immer wieder begeistert durchgeführt wird, beinhaltet beispielsweise das Anzünden einer Haselnuss und die Beobachtung, wie lange sie brennt. So verdeutlicht Dangel den Schülern die Entzündlichkeit von Fetten.

B. Braun gehört zu den Global Player der Gesundheitswirtschaft. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Konzern mit rund 47 000 Mitarbeitern in 58 Ländern einen Umsatz von 5,05 Mrd. Euro und versorgt dabei den Gesundheitsmarkt weltweit mit Produkten für Anästhesie, Intensivmedizin, Kardiologie, extrakorporale Blutbehandlung oder Chirurgie. Den Erfolg hat das Unternehmen zum Großteil seinen qualifizierten Mitarbeitern und Fachkräften zu verdanken. Die kontinuierliche und systematische Personalentwicklung ist deshalb auch ein zentraler Baustein der Melsunger Personalpolitik. Nach Ansicht von B.Braun-Personaldirektor Jürgen Sauerwald gehört außerdem das frühzeitige und intensive Engagieren in regionalen Netzwerken dazu, um den Übergang der Jugendlichen von der Schule in den Beruf schmackhaft zu machen. „Wir bemühen uns sehr, den Bedarf an Fachkräften aus der Region zu decken.“
Das Ausbildungangebot bei B.Braun reicht von Praktika über zweijährige Ausbildungsberufe bis hin zu Modellen, die eine Kombination aus Ausbildung und Studium ermöglichen. Das sich das Engagement in der Ausbildung lohnt, belegte im vergangenen Herbst die hohe Zahl der erfolgreichen Ausbildungsabschlüsse: 78 Absloventen haben ihre technischen und kaufmännischen Berufsausbildungen erfolgreich beendet. Alle, die an einer Weiterbeschäftigung interessiert waren, erhielten ein Übernahmeangebot.
Nach dem aktuellen Branchenbericht des Bundesverband Medizintechnik (BVMed) beschäftigt die Medizintechnikindustrie in knapp 1250 Betrieben (mit mehr als 20 Beschäftigten pro Betrieb) über 100 000 Menschen. Hinzu kommen annähernd 10 000 Kleinunternehmen mit rund 75 000 Mitarbeitern. Die Kernbranche beschäftigt damit insgesamt in Deutschland über 175 000 Menschen. 15 % der Beschäftigten sind im Bereich Forschung und Entwicklung tätig, mit steigender Tendenz. Doch der Branche gehen gerade in diesem Bereich sowie im Vertrieb und Key Account Management die Fachkräfte aus. Als Gründe nennt der Bundesverband den demographische Wandel, aber auch eine mitunter mangelhafte Ausbildungsreife der Schulabgänger.
Den Schulabgängern bietet sich dagegen eine verbesserte Ausbildungsmarktsituation. 2012 wurden mehr Ausbildungsverträge als im Vorjahr abgeschlossen. Für die Industrie zeigen sich die Auswirkungen der demografischen Entwicklung dagegen immer deutlicher: Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs und unterstützt durch die stabile konjunkturelle Lage haben die Betriebe ihr Ausbildungsangebot erneut leicht erhöht, aber zunehmend Schwierigkeiten, ihre angebotenen Ausbildungsstellen zu besetzen. Nach Angaben der Berufbildungsberichts 2012 des BMBF gab es zum Ende des Ausbildungsjahres erneut mehr unbesetzte Ausbildungsstellen (29 689) als unversorgte Bewerber und Bewerberinnen (11 550). Vor allem in den MINT- (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) Berufen fehlt der Nachwuchs: Über 123 000 Stellen könnten Arbeitgeber aktuell nicht besetzen. Dies zeigt der MINT-Frühjahrsreport des Instituts der deutschen Wirtschaft. Die Naturwissenschaftler werden längst nicht mehr nur als Experten für technische Berufe oder als Experten in der Wissenschaft gebraucht. Auch Versicherungen, Banken und Beratungsgesellschaften sind an den Ingenieuren und Naturwissenschaftlern interessiert und locken mit lukrativen Einstiegsgehältern und unternehmerischer Verantwortung.
Handeln ist angesagt. Das Thema Fachkräftemangel ist inzwischen auch ein Dauerthema an den Hochschulen. „Gerade mittelständische Unternehmen müssen im Kampf um die Besten mehr tun als die Global Player“, erklärte Petra Riesemann, Marketingreferentin am Tuttlinger Hochschulcampus. Durch die intensive Zusammenarbeit mit den zahlreichen Medizintechnikunternehmen in der Region ist das im Tuttlinger Modell möglich. Das 7-semestrige Bachelor-Studium Mechatronik beispielsweise ist praxisnah und bietet direkten Kontakt zur Industrie. „Insbesondere für Unternehmen in den Branchen Maschinen- und Anlagenbau, Medizintechnik und Industrieelektronik sind Absolventen mit fachübergreifendem Knowhow immer wichtiger“, so Riesemann.
Auch Thomas Sattelberger, Vorstandsvorsitzender der Initiative „MINT Zukunft schaffen“, betont: „Wir brauchen sowohl Akademiker als auch beruflich Qualifizierte. Schon in den Schulen ist ein fundierter technischer und mathematischer Unterricht nötig, um junge Menschen später beispielsweise zu guten Mechatronikern oder Chemiefachkräften ausbilden zu können.“ Wenn Dietmar Dargel am Ende eines Schultages seine Experimentierkiste zuklappt, ist er zufrieden: „Ich freue mich, die Lehrer zu unterstützen. So lernen am Ende nicht nur die Kinder, wir lernen auch noch dazu.“
Aktuelle Ausgabe
Titelbild medizin technik 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Titelthema: PFAS

Medizintechnik ohne PFAS: Suche nach sinnvollem Ersatz

Alle Webinare & Webcasts

Webinare aller unserer Industrieseiten

Aktuelles Webinar

Multiphysik-Simulation

Medizintechnik: Multiphysik-Simulation

Whitepaper

Whitepaper aller unserer Industrieseiten


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de