Künstlich erzeugte UV-Strahlung hat viele Aufgaben in der Industrie: zum Beispiel zur Sterilisation von Luft, Wasser und Oberflächen oder auch für die schnelle Aushärtung beschichteter Oberflächen, Druckfarben, Lacke oder Klebstoffe. Die Qualitäts- und Erfolgskontrolle beim Einsatz der UV-Strahlung hat jedoch noch großen Optimierungsbedarf, insbesondere was die akkurate Messung der UV-Dosis betrifft.
UV-Licht kann Viren und Bakterien schädigen
Wird beispielsweise im Offsetdruck eine zu niedrige UV-Dosis verwendet, müssen ganze Produktchargen entsorgt werden, da die Beschichtung nicht trocken ist. Bei der Oberflächendesinfektion hingegen können gesundheitsschädliche Viren oder Bakterien zurückbleiben. Daher wird oft auf eine Überdosierung zurückgegriffen, was zu hohen Betriebskosten und vorzeitiger Wartung führt.
UV-Dosis direkt an der Oberfläche erfassen
„Unsere UV-Sensor-Folien ermöglichen erstmals eine genaue Messung der UV-Dosis direkt auf der Oberfläche und während des Herstellungsprozesses“, sagt Dr. Paul-Anton Will, Mitgründer und verantwortlich für die Produktentwicklung bei Pruuve. „Wir bieten damit eine zuverlässige und schnelle Erfolgskontrolle bei der UV-Härtung und UV-Desinfektion.“ Unternehmen könnten so unnötige Wartezeiten vermeiden, ihre Energiekosten senken und auch den Materialverschleiß verringern. Künftig soll die Technologie auch in weiteren Produkten Verwendung finden, zum Beispiel als wiederverwendbare Etiketten oder in Sicherheitsanwendungen.
Das physikalische Prinzip dahinter haben schon 2018 Prof. Sebastian Reineke und sein Team entdeckt und weiterentwickelt. Sie arbeiten in den Laboren des Institutes für Angewandte Physik und des Dresden Integrated Center for Applied Physics and Photonic Materials ( IAPP ). „Wir verwenden hauchdünne Folien, die mit phosphoreszenten organischen Molekülen beschichtet sind. Werden die Moleküle durch Bestrahlung mit UV-Licht angeregt, beginnen sie zu leuchten“, erklärt Will. „Die Besonderheit dabei ist, dass wir durch die Schichtzusammensetzung genau kontrollieren können, bei welcher eingestrahlten UV-Dosis die Phosphoreszenz erscheint.“
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Ausgründung zu UV-Dosis-Messung mit Fördermitteln
Über eine Ausgründung möchten die drei Physiker Tim Achenbach, Dr. Paul-Anton Will und Dr. Philipp Wellmann die Technologie in den kommenden 18 Monaten auf den Markt bringen. Hierfür erhält das Team seit dem 1. Mai 2022 eine Exist-Forschungstransfer-Förderung von rund 790.000 Euro. Mit dem Exist-Programm fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz herausragende, forschungsbasierte Gründungsvorhaben.
Das Gründungsteam bringt nicht nur technologisches Wissen, sondern auch unternehmerische Erfahrung mit: Tim Achenbach ist der Wissenschaftler im Team und treibt die technologische Weiterentwicklung voran. Dr. Paul-Anton Will kümmert sich um die kundenorientierte Produktentwicklung und die Produktion. Dr. Philipp Wellmann bringt sein Netzwerk und seine Erfahrung als Geschäftsführer und Vertriebsleiter in den Bereichen Forschung & Entwicklung sowie Marketing & Sales ein. Als wissenschaftlicher Mentor und Berater begleitet Prof. Sebastian Reineke das Projekt auch weiterhin.
Das Team sucht aktuell Verstärkung im Bereich Technologie, Labor und Probenherstellung.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner:
Dr. Paul-Anton Will, Projektleiter Pruuve
TU Dresden, Dresden Integrated Center for Applied Physics and Photonic Materials (IAPP) und Institut für Angewandte Physik
E-Mail: paul-anton.will@tu-dresden.de