Startseite » Technik » Forschung »

Langlebige Mini-Container

Nanotechnologie: In Kapseln eingefüllt gelangen die Wirkstoffe in den Körper
Langlebige Mini-Container

Langlebige Mini-Container
Container-Nanobläschen aus Kohlenstoff (Bild: © Wiley-VCH)
Wie Öltröpfchen in wässriger Phase: Ein neuer Typ von Nanobläschen hat eine hydrophobe Innen- und eine hydrophile Außenseite. Als Mini-Transporter schleusen sie wasserunlösliche Wirkstoffe in den Körper und setzen diese sehr langsam frei.

Nanokapseln schützen empfindliche Produkte in Kosmetika und Lebensmitteln, bringen Pharma-Wirkstoffe gezielter zum Einsatz, etwa indem diese im Körper erst unter bestimmten Bedingungen freigesetzt werden, und sind auch sonst von großem Interesse. Schweizer Wissenschaftler stellten in der Zeitschrift Angewandte Chemie jetzt einen neuen Typus vor: Hohle Carbon-Bläschen aus drei bis vier graphitartig aufgebauten Lagen aus Kohlenstoffatomen. Sie sind gut wasserlöslich, können hydrophobe Moleküle spontan aufnehmen und setzen sie erst wieder frei, wenn die Konzentration in der Umgebung sehr gering wird – gute Voraussetzungen für einen Wirkstoff-Transporter, der seine Fracht über einen längeren Zeitraum freisetzt.

Nanokapseln auf der Basis reinen Kohlenstoffs sind von besonderem Interesse, weil sie inert und biokompatibel sind. Die bekannteste Form von Kohlenstoff-Hohlkugeln sind Fullerene. Ihr grundlegendes Strukturelement sind sechseckige Waben analog einer Lage Graphit. Fullerene sind jedoch viel zu klein, um als Kapseln zu dienen. Andere, größere Kohlenstoff-Hohlkugeln haben oft große Löcher, weisen nur einen niedrigen Anteil graphitischer Strukturen auf oder lassen sich nicht mit organischen Molekülen beladen.
Die Wissenschaftler um Wendelin J. Stark von der Schweizer ETH Zürich haben jetzt einen neuen Typ graphitischer Kohlenstoffnanokapseln mit hydrophober Innen- und hydrophiler Außenseite entwickelt. Das ist ideal für wasserunlösliche Wirkstoffe, die zum Beispiel durch das wässrige Milieu unseres Körpers geschleust werden müssen.
Die Synthese geht von kohlenstoffbeschichteten Kobalt-Nanopartikeln aus, auf die die Forscher negativ geladene Polymerketten aufwachsen lassen – wegen der Metallkerne passiert das ausschließlich auf der Bläschenoberfläche. Die Ketten sorgen für eine hohe Wasserlöslichkeit und verhindern ein Verklumpen der Kapseln. Am Ende werden die Metallkerne mit Säure herausgelöst.
Bei der Beladung der Bläschen mit Rhodamin B zeigte sich ein interessanter Effekt: Der hydrophobe Fluoreszenzfarbstoff reichert sich spontan in den Bläschen an – gegen den Konzentrationsgradienten. Vermutlich verhalten sie die Bläschen ähnlich wie zum Beispiel Öltröpfchen in wässriger Phase. Schlecht wasserlösliche Substanzen wandern in einem solchen System bevorzugt in die Ölphase.
Freigesetzt wird der Farbstoff erst, wenn die Außenkonzentration stark verringert wurde. Be- und Entladung zeigen eine unerwartete Hysterese. Die Forscher vermuten, dass das im Inneren der Bläschen akkumulierte Rhodamin B eine Art Tröpfchen bildet – analog einer Öl-in-Wasser-Emulsion. In dieser Form ist der Farbstoff in einem relativ stabilen Zustand, sodass die Freisetzung erst bei einer deutlich niedrigeren Konzentration der umgebenden Lösung einsetzt, als vom Verlauf der Beladung her zu erwarten wäre.
Die befüllbaren Nanokapseln sind mechanisch stabil und bilden stabile Emulsionen mit fast unbegrenzter Lebensdauer. Dieser Ansatz ist interessant für die Herstellung neuartiger Nanotransporter.
Weitere Informationen: Publikation in Angewandte Chemie
Unsere Webinar-Empfehlung
Aktuelle Ausgabe
Titelbild medizin technik 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Titelthema: PFAS

Medizintechnik ohne PFAS: Suche nach sinnvollem Ersatz

Alle Webinare & Webcasts

Webinare aller unserer Industrieseiten

Aktuelles Webinar

Multiphysik-Simulation

Medizintechnik: Multiphysik-Simulation

Whitepaper

Whitepaper aller unserer Industrieseiten


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de