Um medizinische Instrumente aus Edelstahl dreht sich seit Jahren alles bei Tschida Medical Solutions (TMS) aus Fridingen. Die TMS-Inhaber und Gründer Peter und Ivonne Tschida haben nahe Tuttlingen vor fünf Jahren ihr Familienunternehmen gegründet. Ihre Aufgabe bisher: neue Instrumente erfinden, entwickeln und in 3D-CAD-Systemen konstruieren. Dann stand der nächste Schritt an. TMS plante, künftig die Instrumente in eigener Regie herzustellen. Die Idee dahinter ist laut Peter Tschida: „Wir tüfteln unbemerkt, bis die Entwicklung einer Innovation abgeschlossen ist.“
Allerdings gab es ein „Aber“, denn Peter Tschida und seine Söhne Florian und Maximilian waren, als diese Entscheidung fiel, „absolute Laien in Sachen CNC-Zerspanung und CAM-Programmierung“. Rund ein „Lehrjahr“ hat es gebraucht, dann gelang der Einstieg in die CNC-Zerspanung mit dem linear angetriebenen Drehfräs-Zentrum Bumotec S191 der Starrag Group aus Rorschacherberg in der Schweiz.
Die Maschine kann Stangen mit einem Durchmesser von bis zu 50 mm laden und zerspanen. Die Mehrfach-Greifeinrichtung an der Gegenstation hält und stützt komplexe Teile so sicher, dass sich selbst bei Sechs-Seiten-Bearbeitung sehr enge Toleranzen erreichen lassen. Auch senkt sie unproduktive Nebenzeiten. „Wir fräsen im Revolver gleichzeitig bis zu neun Bauteile“, erklärt Tschida an einem Beispiel aus der Praxis. „Das erspart uns im Vergleich zur Einzelfertigung acht Werkzeugwechsel.“
Tüftelobjekt: Die feinen Zähne der Debakey-Pinzetten
Ein „Tüftelobjekt“, das auf der Maschine entsteht, war eine atraumatische Debakey-Pinzette. Das doppelt bewegliche Instrument hat zwei Maulteile mit spezieller Zahnung, um sehr empfindliche Blutgefäße sicher zu fassen und zu halten. Weniger als 0,4 mm breit sind die Querzähne mit sehr kleinen Radien und den passenden, spielfreien Längszähnen. Um so etwas zu fräsen, sind Sonderwerkzeuge erforderlich. Dass die S191 die Innenseiten an den Maulteilen so gut schlichtet, dass sie nicht mehr poliert werden müssen, reduziert den Arbeitsaufwand deutlich.
Die Fallstudie verlief erfolgreich: Demnächst kann Tschida seinem Händler Debakey-Pinzetten liefern, die sich vor allem wegen der hochwertigen Verzahnung vom Wettbewerb abheben. „Nicht selten leiden Maulteile unter Karies“, erläutert der Chirurgiemechaniker. „Wenn nur wenige Zähne fehlen oder falsch positioniert sind, können sie Gefäße verletzen.“
Trotz des höheren Aufwandes bei der Herstellung zeigte die Fallstudie, dass die S191 sehr effizient arbeitet und hier vier Teile in einem Revolver herstellt. Tschida: „Die geforderte Form und Qualität der Einzelteile bleiben in Serie stets sehr hoch.“ Auch der Zeitaufwand für das Veredeln ließ sich reduzieren, ebenso die Endmontagezeiten, da die Teile in sich passen und die Funktion schneller erreicht wird.
Generell ist der Herstellungsaufwand für die in Fridingen gefertigten Teile hoch: Aus Stangen mit 25 mm Durchmesser entstehen aus hochlegiertem Edelstahl X20Cr13 Pinzetten, Scheren und Nadelhalter, die TMS zu komplexen Mikrofeder-, Mikrobayonett- und Rohrschaftinstrumenten vereint. Solche Bauteile fertigt Tschidas Team prozesssicher in Serie rund um die Uhr – nachts vollautomatisiert in mannlosen Schichten.
Das präzise Temperaturmanagement sorgt für eine Wiederholgenauigkeit von unter 2 µm in allen fünf Achsen. Doch Tschidas Lob gilt besonders einer Eigenschaft: „Das Frechste an dieser Maschine ist, dass das Know-how im Haus bleibt.“
www.tschida-medical-solutions.de
Weitere Informationen
Die Starrag Group aus Rorschacherberg in der Schweiz stellt Präzisions-Werkzeugmaschinen her.
Kontakt zum Maschinenhersteller:
Starrag Group Holding AG
Seebleichestrasse 61
CH – 9404 Rorschacherberg
Tel.: +41-71-8588111
E-Mail: info@starrag.com