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RFID behält Temperatur im Auge

Qualitätssicherung: Automatisierte Kontrolle bei diagnostischen Proben
RFID behält Temperatur im Auge

Das Medizinische Versorgungszentrum Dr. Stein + Kollegen setzt heute aktive RFID-Transponder mit Temperatursensoren ein, um die Transportwege und Temperaturverläufe von Probenbehältern zu kontrollieren. Als Projektpartner waren PCO und Identec Solutions mit im Boot.

Jeden Tag werden rund 30 000 Patientenproben im Labor Dr. Stein + Kollegen auf Krankheiten untersucht. Die Einhaltung von Zeitplänen und Temperaturgrenzen beim Transport der Probenbehälter von niedergelassenen Ärzten, Krankenhäusern, Spezialkliniken und anderen Laboratorien erfordert einen hohen logistischen Aufwand. Um diesen Aufwand, vor allem aber Fehlerquoten zu reduzieren, begab sich das Großlabor aus Mönchengladbach vor zweieinhalb Jahren auf die Suche nach einer technologischen Lösung im Bereich der Automatisierung.

Die Suche führte zur RFID-Technologie. „Wir haben etwa drei Monate lang sorgfältig die unterschiedlichen Möglichkeiten abgewägt“, so Axel Klömpges, Leiter Logistik des Labors. „Alternativ zu RFID waren der Barcode und ein manuell auslesbarer Temperaturlogger in der Diskussion. Für die manuelle Auslesung der Daten hätten wir aber wieder Personal benötigt. Und wo Personal arbeitet, passieren zumeist mehr Fehler als dort, wo alles elektronisch läuft. Also haben wir uns nach den unterschiedlichen Einsatzbereichen, Möglichkeiten und Grenzen der RFID-Technologie umgehört.“
Die Projektpartner Identec Solutions und das Systemhaus PCO Personal Computer Organisation GmbH & Co. KG aus Osnabrück entwickelten gemeinsam ein System, das Transportwege und Temperaturverläufe dokumentiert und identifizierten zwei mögliche Anwendungsbereiche für aktive Transponder mit angeschlossenem Temperatursensor. Zum einen geht es um die automatisierte Temperaturkontrolle von Aufbewahrungsschränken und Räumen. Temperaturempfindliches Inventar wie beispielsweise Kühlschränke und Brutkästen wurden mit aktiven RFID-Transpondern ausgerüstet, die kabelgebunden mit einem externen Temperaturlogger verbunden sind. So gibt der Sensor den innen gemessenen Temperaturwert an den Transponder, der außen befestigt ist, weiter.
Zum anderen ermöglicht das System die Ortung und Temperaturkontrolle von Probenbehältern im Transport. Hierfür entwickelten Identec Solutions und PCO einen aktiven RFID-Transponder mit integriertem Temperaturlogger. „Im Bereich der Probenübergabe ist ein 47-Zoll-Monitor aufgebaut, der dem medizinischen Personal, während ein Probenbehälter unterwegs ist, im Wesentlichen drei Informationen anzeigt: den Startzeitpunkt des Probenbehälters, seinen voraussichtlichen Ankunftstermin und ob eine Verspätung eintreten wird“, erläutert Karl-Ewald Junge von PCO. „Das Ganze lässt sich vergleichen mit einem Departure- oder Arrival-Monitor, wie man ihn vom Flughafen kennt.“ Bei der Übergabe des Behälters wird auch der Temperaturverlauf angezeigt, den der Behälter während des Transportes durchlaufen hat. „Das Personal sieht auf dem Bildschirm, ob die Kühlkette eingehalten wurde.“
Technische Schwierigkeiten, die im Projektverlauf auftraten, konnte das Labor Dr. Stein + Kollegen gemeinsam mit den Partnern bewältigen. „Weil wir Vorreiter mit diesem System sind, war es natürlich aufwendig, Tag und Reader so zu konfigurieren, dass wir möglichst exakte Daten erhalten“, so Axel Klömpges. „Es können sich zu Spitzenzeiten bis zu 50 Transportboxen gleichzeitig innerhalb eines Erfassungsbereiches befinden. Die großen Datenmengen, um die es hier geht, innerhalb kürzester Zeit komplett zu übertragen und auszulesen, ist eine gewaltige Leistung. Da gab es hier und da Anlaufschwierigkeiten – keine groben Fehler, aber Stellen im Programm, an denen wir noch feilen mussten.“
Die Probenüberwachung enthält zusätzlich ein Alarmsystem, das Fehlermeldungen in elektronischer Form an das Personal weiterleitet. Bei einem gravierenden Alarm versendet das Programm zusätzlich zur E-Mail eine SMS an den Verantwortlichen. „Wenn wir beispielsweise von einem diagnostischen Zulieferer Reagenzien bekommen, also Lösungsmittel zur Analytik, und da die gültigen Temperaturgrenzen – meist + 2 °C bis + 7 °C – verletzt werden, wird möglicherweise alles unbrauchbar“, sagt Klömpges. „Das kann unter Umständen immense finanzielle Verluste bedeuten.“ In den Kühlschränken des Großlabors lagern auch Proben für Studienzwecke. Hier ist nicht nur das Einhalten von Temperaturgrenzen, sondern auch die Dokumentation des konkrten Temperaturverlaufes elementar.
Für das Labor bedeutet die Implementierung der RFID-Lösung unter anderem eine Umverteilung von Arbeitszeit. „Wir haben berechnet, dass wir durch die Einführung von RFID pro Tag rund 15 bis 20 Arbeitsstunden gegenüber dem manuellen Temperaturauslesen von früher einsparen“, sagt Klömpges. Früher habe das medizinische Fachpersonal die Temperaturkontrollen an Kühlschränken und Brutschränken manuell vornehmen und in Formblättern dokumentieren müssen. Die freigesetzte Arbeitszeit könne nun in die medizinische Leistung investiert werden. Außerdem gebe das System dem Labor Sicherheit bezüglich seines hohen Qualitätsanspruches. „Je sicherer ich weiß, dass in der präanalytischen Phase des Transportes keine Fehler passiert sind, umso fundierter kann ich die erzielten Messwerte begründen.“ So zieht Axel Klömpges schon jetzt ein positives Fazit: „Die Implementierung von RFID bedeutet für uns einen Quantensprung in der Sicherheit der Analytik.“
Gerd Mügge PCO Personal Computer Organisation, Osnabrück
Mit RFID pro Tag bis zu 20 Arbeitsstunden einsparen

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