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Keimfrei im Reinraum gegossen

Reinraumfertigung: Partikelfreie Spulen aus Kunststoff
Keimfrei im Reinraum gegossen

Kunststoffspulen, die bei B.Braun Melsungen für die Fertigung von Venenverweilkanülen eingesetzt werden, stellt Häfner keimfrei nach c’GMP* Klasse D her. Für ihre Produktion baute das Unternehmen eigens einen Reinraum.

Im neuen Reinraum der Häfner & Krullmann GmbH geht es größtenteils vollautomatisch zur Sache: Kernstück des neuen Fertigungsmoduls in Leopoldshöhe, in dem das Unternehmen seine Spulen fertigt, bildet eine Spitzgießmaschine mit 3500 kN-Schließkraft. Als erstes Produkt stellt der Spezialist für Spulen aus thermoplastischen Kunststoffen zwei rund 500 g schwere Spulen aus schlagzähem ABS her. Die Spulenkörper werden vollautomatisch im Reinraum spritzgegossen. Ein Knickarm-Roboter entnimmt diese Teile dem Werkzeug, um sie schließlich in einer doppelten Folienverpackung, jeweils nach Kundenanforderung, abzustapeln und sorgfältig zu verpacken. Im Reinraum selbst sorgt ein Maschinenbediener für die Zuführung von neuen Verpackungsschläuchen und das Ausschleusen der fertigen Verpackungseinheiten.

Die in dieser reinen Schutzraumatmosphäre gefertigten und verpackten Spulen gelangen keim- und partikelfrei zum Kunden B. Braun Melsungen AG nach Melsungen. Das global vertretene Unternehmen wickelt auf diese Spulen – ebenfalls unter Reinraumbedingungen – Kapillare und Schläuche mit Durchmessern von 0,7 bis 5,0 mm unter anderem für Venenverweilkanülen. „Für B.Braun entfällt durch unsere Fertigungslösung der Nachbearbeitungsaufwand“, erklärt Jan Häfner.
Besonderheit der Reinraumlösung bei dem Spulen-Experten ist die komplette Zugänglichkeit aller wesentlichen Prozesssteuerungen von Außen aus der sogenannten Grauen Zone: Dies gilt für die Spritzgießmaschine, die Steuerung der Materialzuführung sowie die Temperiertechnik für Maschine und Werkzeug. Das erspart dem Einrichter das aufwendige Umziehen und Betreten des Reinraums bei einer Störung oder der Änderung von Parametern.
Alle wesentlichen Steuerungsvorgänge können von außen erledigt werden. Der Aufbau wurde von Häfner & Krullmann so gewählt, damit der Mensch nie mit dem Produkt in Berührung kommen muss. Eine mögliche Kontaminierung der Spulen wird nach Angaben von Jan Häfner auf diese Weise auf ein Minimum begrenzt.
Die schnelle Produktionsaufnahme verdanken die Spulenspezialisten aus Leopolds- höhe ihrem Systempartner, der Dittel Cleanroom Engineering aus Ried/Kochel am See, die die Verantwortung für Design, Planung und Qualifizierung übernah und Häfner bei der Inbetriebnahme unterstützte. Im Rahmen der Abnahmequalifizierung ergaben sich Messwerte, die für Partikelanzahl und Reinheit des Raums deutlich besser als die geforderten Parameter waren. Nach Auskunft von Kunststoff-Experte Häfner sollen die Aktivitäten des Unternehmens in diesem Bereich künftig intensiviert werden: „Der Einstieg in die Reinraumtechnik eröffnet uns als Spulenhersteller völlig neue Zielgruppen und Anwendungen.“ Vorteil für die Kunden:
Für die Anwender von Spulen entfällt durch die Reinraumfertigung ein Nachreinigungsaufwand. „Die Spulen“, so Häfner, „können auf diese Weise gleich keimfrei bezogen werden. Das ist nicht nur wirtschaftlicher, sondern auch sicherer.“
Rund 1400 Spulenvarianten von 40 mm bis 1000 mm Durchmesser bietet Häfner & Krullmann nach eigenen Angaben für die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete an. Für die Spulenkörper werden verschiedene Materialien, wie PS, ABS, PE, PP und PA, verarbeitet. Als Fertigungsbasis stehen insgesamt 54 Spritzgießmaschinen zur Verfügung, die im Drei-Schicht-Betrieb arbeiten. Die verfügbaren Schließkräfte reichen bis maximal 20 000 kN und einem maximal Schussgewicht bis 17 000 g. Die Verarbeitungskapazität liegt bei rund 50 t/Tag. Produktion und Entwicklung der Kunststoffspulen aus thermoplastischen Kunststoffen sind nach ISO 9001 und 14001 zertifiziert. Für spezielle Anwendungen verfügt das inhabergeführte Unternehmen außerdem über einen medizinischen Reinraum der Klasse 8 (ISO14644) / D (cGMP).
  • Guido F. R. Radig Fachjournalist in Bergkirchen
  • Weitere Informationen c’GMP* steht für current Good Manufacturing Practice und kennzeichnet eine Methode, um die momentanen Qualitätsstandards im Bereich Herstellung zu überprüfen www.cgmp.de

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    • Medizinischer Reinraum
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    • Thermoplaste • Spritzgießtechnik • Automatisierung
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