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Die Kunst der glatten Kante

Instrumentenboxen: Schon der Entwickler muss gratfrei denken
Die Kunst der glatten Kante

Nahezu gratfrei sollen Kleinteilekörbchen und Implantattrays für medizinische Reinigungs- und Sterilisierungsprozesse sein, als Schutz vor Verletzungen und Schäden an den Medizinprodukten. Erreichen lässt sich das, wenn Entwicklung und Fertigung Hand in Hand gehen.

Selbst feinste, kaum sichtbare Grate an den Kanten und Ecken medizinischer Behälter können im Klinik-, Praxis- oder Laborbetrieb zu schwer wiegenden Folgen führen: Körbe, Trays und Boxen müssen daher so ausgeführt sein, dass sich das Personal auf keinen Fall daran verletzten kann. Es dürfen sich weder Schmutzpartikel ablagern noch Keimkolonien bilden. Auch die empfindlichen und in der Regel teuren Inhalte wie OP-Bestecke, Implantate, Instrumente, Endoskope und vieles mehr sollen während der Sterilisierung oder Reinigung keinerlei Schaden nehmen.

Metallische Bauteile und Baugruppen völlig gratfrei auszuführen, stellt aber höchste Anforderungen an Verfahrenstechnik und Qualitätskontrolle. Zu den wenigen Metallverarbeitern, die sich dieser Herausforderung stellen, gehört der Heuchelheimer Hersteller LK Mechanik GmbH. „Das Thema Gratfreiheit hat bei uns schon in der Entwicklung der Medizinbehälter den höchsten Stellenwert“, erklärt Firmenchef Friedhelm Kraft. „Auch beim Gestalten von Innenteilungen, Verbindungen und Verschlüssen akzeptieren wir keine Einschränkungen: Gratfreiheit ist der oberste Maßstab für die Formgebung.“ In der Produktion stehen moderne Fertigungsverfahren wie etwa das Laserfeinschneiden oder das Wasserstrahl-Schneiden mit reinem Wasser im Dienst des gleichen Zieles. Laser- und Wasserstrahl hinterlassen grundsätzlich nahezu keine Grate an den Trennkanten, was sie dem Stanzen gegenüber besonders interessat macht.
Die anschließende Oberflächen-Veredelung trägt ebenfalls ihren Teil zu den glatten Kanten bei. Die Heuchelheimer haben für diesen Fertigungsschritt ihre jahrzehntelange Erfahrung genutzt und verschiedene Nass- und Trockenverfahren kombiniert. Da der so definierte Prozess mit sehr modernen Maschinen umgesetzt wird, können Bauteile, Baugruppen und Fügestellen den hohen Anforderungen entsprechend hergestellt werden.
In den ersten Prozessstufen bearbeiten beispielsweise Schleifwalzen mit feiner Korundstruktur die Oberflächen der Edelstahl-Bauteile. Auch abrasive Vliese mit unterschiedlichen Körnungen sowie Diamantschleifwalzen und Schleiflamellen werden hier genutzt. Dies geschieht CNC-gesteuert oder mit Hilfe der DISC-Technik. Die Feinarbeit erfolgt anschließend unter anderem mit nylonbesetzten Spezialbürsten und anschließendem Elektropolieren.
Spezialwissen steckt vor allem darin, aus der Palette der Möglichkeiten diejenigen auszuwählen, die am besten zur jeweiligen Legierung und Geometrie passen. „Dies gehört zu unseren besonderen Kompetenzen“, sagt Friedhelm Kraft.
Das Ergebnis der aufeiannder abgestimmten Entwicklung und Fertigung sind eine Vielzahl verschiedener Sterilisierungsbehälter, Instrumentenboxen, Kleinteile-Waschkörbchen, Implantattrays und Aufnahmen für OP-Bestecke. „Grundsätzlich eignen sich unsere gratfreien Lösungen für alle Einsatzbereiche in Medizin und Labortechnik sowie für alle bekannten Reinigungs-, Wasch- und Sterilisationsmethoden“, betont Kraft. Allein mit dem Standard-Portfolio an Medizinbehältern sollten über 80 % aller derzeit relevanten Anwendungsfälle abgedeckt sein, schätzt er.
Sonderlösungen – etwa für neue Reinigungsanlagen oder außergewöhnliche Waschverfahren – sind ebenfalls denkbar. Jüngst entwickelten und produzierten die Heuchelheimer eine hochkomplexe Biom-Ablage aus Edelstahl und Silikon für die Ophtalmologie. Darin kommen Zusatzgeräte für die Stereomikroskope zu liegen, die während der Operation in den Strahlengang eingeschwenkt werden können.
Die eigene, mit 3D-CAD-Systemen ausgerüstete Entwicklungsabteilung, die breite Palette an CNC-Bearbeitungsverfahren entlang der Prozesskette und die durchgängige Qualitätssicherung nutzt LK Mechanik aber nicht nur für die beschriebenen nahe- zu gratfreien Körbe. Darüber hinaus werden sie auch für die Ultrapräzisionsfertigung kleinster Werkstücke eingesetzt. Friedhelm Kraft: „Wir verstehen uns als flexibler Partner für die Realisierung innovativer Behälter- und Aufnahmelösungen für medizinische Reinigungs- und Sterilisationsverfahren.“
Mika Strandthaler Fachjournalist in Frankfurt/Main

Loch an Loch
Die diversen Behälter aus Edelstahl für den Einsatz im Medizin- undLaborbereich bestehen aus Gitternetzen sowie Gitter- oder Lochblechen. Sie sind offen oder geschlossen ausgeführt – auch mit Deckeln und Verschlüssen – und haben unterschiedliche Abmessungen und Dimensionen. Filigrane Waschkörbchen für die Klein(st)teile-Reinigung haben nur eine Grundfläche von 80 mm x 80 mm und sind 92 mm hoch. Sie werden aus elektropoliertem Edelstahl in Eimer- und Halbkugelform hergestellt, haben einen schwenkbaren Deckel und hängen zum besseren Handling in kleinen Gestellen, die sehr robust ausgeführt sind. Die Einhängekörbchen können als Ersatzteile nachbestellt werden. Mit Hilfe eines darauf abgestimmten Überkorbs mit Mehrfachaufnahmen lassen sich die Waschkörbchen einfach handhaben und wirtschaftlich einsetzen.
Je nach Geometrie und Gestalt der verschiedenen medizintechnischen Behälter lässt sich der Inhalt liegend oder stehend platzieren. Somit können Bedingungen vor Ort, die Wünsche der Anwender und das eingesetzte Behandlungsverfahren berücksichtigt werden.

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