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Die Anwendung bleibt im Haus

CNC-Bearbeitung: Wettbewerbsvorteile durch Backsourcing
Die Anwendung bleibt im Haus

Für ein intraoperatives Navigationssystem nutzt die DHF Präzisionsmechanik heute die Lasermaterialbearbeitung im eigenen Haus. Die Technik und das Wissen liefert der Laserspezialist Rofin Baasel Lasertech.

Als Bernhard Fischbacher, Tobias Telser und Paul Heilmann 2010 einen Messebesuch nutzen, um sich über Lasermarkiersysteme zu informieren, macht man ihnen bei Rofin einen Vorschlag: Ob die drei Gesellschafter-Geschäftsführer der DHF Präzisionsmechanik GmbH, Ostermünchen, nicht selbst einige Teile mit Rofin Handschweißlaser Performance verschweißen wollen? Heute setzt das Unternehmen die Lasermaterialbearbeitung auch zur Produktion der Hardware für den Dash des Technologieherstellers Brainlab ein: Ein intraoperatives Navigationssystem, das einen iPod touch bei der Knieendoprothetik zur Analyse, Planung und genauen Positionierung der Schnittleeren nutzt.

DHF beliefert Kunden aus der Medizintechnik, Elektrotechnik und Luft- und Raumfahrttechnik mit hochpräzisen, CNC-gefrästen und -gedrehten Bauteilen oder Baugruppen. Die Produktionsabläufe bei DHF umfassen regelmäßig auch Schweißungen, Gravuren oder Beschriftungen, also Markier- und Fügetechniken, für die der Laser prädestiniert ist. Denn die hochpräzisen Metallteile müssen auch nach dem Verschweißen perfekte Oberflächen mit porenfreien Schweißnähten ohne Rissbildung aufweisen. Anforderungen, die insbesondere Kunden aus der Medizintechnik stellen, um Bakterienfallen auszuschließen und völlige Keimfreiheit der Geräte zu gewährleisten. Gleiches gilt für sämtliche Tiefgravuren und Beschriftungen. Hier ist die Bildung von Graten oder Gräben an den Konturen genauso auszuschließen, wie Materialveränderungen, die Oberflächenkorrosion begünstigen.
Bis ins Jahr 2010 vergab das Unternehmen alle Laserapplikationen an externe Zulieferer. Ein Umstand, der die Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit bei bestimmten Produkten allerdings deutlich einschränkte und den Logistikaufwand in die Höhe trieb. Dies nahm Tobias Telser zum Anlass, die extern vergebenen Aufträge eines Jahres zusammenzustellen und kam auf einen sechsstelligen Umsatz. Grund genug, um über den Aufbau einer eigenen Lasermaterialbearbeitung nachzudenken. Die Laser-Neulinge Fischbacher, Telser und Heilmann konzentrierten sich zunächst auf das Lasermarkieren, da sie das Feinschweißen mit dem Laser für deutlich schwerer beherrschbar hielten – bis zu jenem Messeerlebnis.
Von Rofin auf den Geschmack gebracht, erweiterten die drei Geschäftsführer ihre Investitionsplanung. Sie baten verschiedene Laseranbieter, mit Originalteilen Applikationsmuster vorzubereiten und ihnen den Laserschweißprozess live zu demonstrieren. Bei der Feinheit der Schweißungen und der geforderten Oberflächengüte, insbesondere für die Medizintechnik, war vor allem Letzteres kein einfaches Unterfangen.
Der zuständige Vertriebsleiter von Rofin-Baasel Lasertech aus Starnberg, Andreas Schöllhorn, weiß jedoch aus Erfahrung, welche Bedeutung eine optimale Präsentation im Applikationslabor hat – und überzeugte die DHF-Geschäftsführer. Er wusste jedoch auch, das damit erst der Anfang gemacht war: „Mittelständische Unternehmen erwarten viel mehr von uns als nur die passenden Lasersysteme. Wir schulen die Mitarbeiter, helfen beim Einrichten der ersten Applikationen und unterstützen den Kunden auch danach mit unserem Applikationssupport. Bei Bedarf planen wir auch den lasergerechten, sicheren Produktionsraum gleich mit, so wie bei der DHF Präzisionsmechanik.“
Nur knapp sechs Monate nach dem ersten Messekontakt wurde bei DHF ein Laserbearbeitungszentrum mit dem integrierten CNC- und Handschweißlaser Integral sowie dem Beschriftungssystem CombiLine Advanced eingerichtet. Der Schweißarbeitsplatz arbeitet als Handschweißlaser, Joystick-geführter Auftragsschweißer oder CNC-System – übergangslos, mit einem durchgängigen Bedienkonzept. Das System verfügt über einen Kreuztisch für bis zu 500 kg schwere Werkstücke und eine zusätzliche Drehachse. Mit ausschlaggebend für die Wahl des Integrals war die große Bearbeitungskammer, die genug Platz bietet, um Werkstücke mit bis zu 400 mm Durchmesser frei zu drehen.
Als CNC-Materialbearbeitungsexperten fällt es Fischbacher, Telser und Heilmann leicht, die Arbeitsabläufe zu planen und die dazu nötigen Komponenten selbst zu fertigen. So entstehen große Lochrasterplatten sowie passende Werkstückaufnahmen und Programme für eine Vielzahl von Teilen. Eine Art Baukastensystem, das es zusammen mit einer systematischen Dokumentation ermöglicht, jede Markier- oder Schweißapplikation in wenigen Minuten einzurichten. Auch heute noch, in der Rückschau, merkt man Paul Heilmann die Überraschung an: „Wir dachten, wir fahren die Laserbearbeitung langsam hoch und holen nach und nach die Anwendungen zurück ins Haus. Tatsächlich aber hatte sich die externe Vergabe bereits nach wenigen Wochen erledigt. Heute verfügen wir über fertige Setups für etliche Hundert Beschriftungs- und Schweißanwendungen.“
Auch die langjährige Zusammenarbeit mit Brainlab, einem Unternehmen für bildgestütze Chirurgie und Strahlentherapie, profitiert von den zusätzlichen Fertigungsmöglichkeiten. Bernd Fischbacher: „Wir arbeiten mit den Entwicklern von Brainlab oft schon bei der Produktplanung zusammen. Hier ist es von Vorteil, nicht nur die Möglichkeiten der zerspanenden Fertigung genau abschätzen zu können sondern auch die der Fügetechnik und Beschriftung.“
Für den Dash von Brainlab produziert und montiert DHF die iPod-Halterung mit allen angeschweißten oder ansteckbaren 3D-Positionsmarkern und Schnittlehren. Sämtliche Teile sind nach medizintechnischen Qualitätsvorgaben auszuführen. Der gesamte Teilesatz umfasst 14 Schweißverbindungen an präzisionsgefrästen oder gedrehten Teilen aus hochwertigen Edelstahllegierungen in unterschiedlichen Paarungen. Die meist kreisförmigen Schweißnähte mit einer Breite von wenigen 100 µm sind absolut poren- und rissfrei auszuführen. Die Beschriftung der Kunststoffhalterung wird mit dem Laser tiefgraviert, um danach mit einer speziell zugelassenen Farbe ausgelegt zu werden. So bleibt die Markierung erkennbar, auch wenn nach vielen Sterilisationsvorgängen die Farbe langsam ausgewaschen wird.
Bernhard Fischbacher, Tobias Telser und Paul Heilmann sind mit ihrer Entscheidung für eine eigene Laserbearbeitung mehr als zufrieden. Ebenso wichtig wie der erwirtschaftete Umsatz ist, dass man die Kernkompetenz CNC-Fräsen und -Drehen mit weiteren, häufig nachgefragten Bearbeitungstechniken ergänzen konnte.
Susanne Lötzsch Rofin-Baasel Lasertech, Starnberg
Weitere Infpormationen Zum Laser-Spezialisten: www.rofin.com Zum Anbieter von Präzisionsmechanik: www.dhf-gmbh.de
Das eigene Laserbearbeitungszentrum ergänzt die Kernkompetenz

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