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„192 Kavitäten auf einen Rutsch“

Heißkanaltechnik: Melt-Disk produziert Kleinteile effizient
„192 Kavitäten auf einen Rutsch“

Wer lange, schlanke Bauteile kostengünstig mit hohem Ausstoß spritzgießen will, kann mit dem Melt-Disk-System bis zu 192 Teile auf einen Rutsch produzieren. Heißkanalspezialist Mold-Masters schafft das auch im Reinraum.

Herr Miess, weswegen eignet sich das Melt-Disk-System speziell für Medizintechniker?

Pipettenähnliche Anwendungen, also lange, dünne Zylinder mit seitlichem Anspritzpunkt, lassen sich mit der Melt-Disk mit einem hohen Ausstoß produzieren. Der scheibenförmige Düsenkörper – die Disk – kann mit zwei bis acht Anschnittdüsen versehen werden. In unserem Baukastensystem kombiniert, lassen sich Systemlösungen für bis zu 192 Kavitäten konzipieren. Für die Medizintechnik ist zudem interessant, dass diese Anlagen für den Reinraum geeignet sind.
Welchen Anforderungen genügt ein solches Heißkanalsystem?
Vorrangig ist eine hohe und vor allem gleichmäßige Teilequalität – bei gleichzeitig hohem Teileausstoß. Gerade in Bereichen wie Bluttransport oder -aufbewahrung geht es um absolute Reinheit und Präzision. Insbesondere in der Medizintechnik ist zudem eine gute Anschnittqualität unabdingbar. Der Anspritzpunkt darf den Handschuh des Anwenders nicht beschädigen. Beiden Anforderungen werden wir vor allem mit unserem Accu-Valve-System gerecht. Zudem spiegelt sich die zunehmende Zahl der Reinraumanwendungen im Bereich der Heißkanaltechnik auch in der Einführung unseres E-Drive-Systems wider – einem neuen, elektromechanischen Antrieb für unsere Nadelverschlusssysteme. Alle unsere Heißkanalsysteme liefern wir auch speziell ausgelegt für Reinraumanwendungen, das heißt mit angepassten Materialien der heißen Hälften, zertifizierten Isolierplatten sowie allen Anschlüssen unter dem Werkzeug, um eine Verschmutzung auszuschließen.
Könnten Sie zunächst das Accu-Valve- System kurz erläutern?
Durch den kurzen Nadelhub, insbesondere der Accu-Valve-CX-Version, wird eine kontinuierliche Führung der Nadel sichergestellt. Zusätzlich können wir das System schon vorab mit Druck beaufschlagen und erhalten so – zusammen mit der gleichmäßigen Temperierung des Gesamtsystems – eine hervorragende Anschnitt- und damit Teilequalität. In Verbindung mit dem E-Drive-Antrieb entsteht damit ein hochwertiges und äußerst wirtschaftliches System – auch bezüglich der Gesamtkosten über die Lebensdauer – für anspruchsvolle Anwendungen im Bereich der Medizintechnik.
Und auch das E-Drive-System eignet sich für Reinraumanwendungen?
Ja, wir bezeichnen es gerne als das ’saubere Kraftpaket‘. Im Vergleich zu der in der Medizintechnik üblichen Pneumatik können wir mit dem E-Drive deren Sauberkeit gewährleisten, gleichzeitig aber die Kraftreserven der Hydraulik erschließen. Bei dem System handelt es sich um einen synchronen, kraftschlüssigen und gekapselten Antrieb der Verschlussnadeln; einen Servomotor, der über Zahnriemen und Kugelumlaufspindeln die Nadelplatte betätigt. Die Kapselung verhindert, dass der gleichzeitig minimierte Abrieb nach außen gelangt, so dass sich das E-Drive-System besonders für präzise Heißkanal-Reinraumanwendungen eignet. Außerdem vermeiden wir damit ein Problem, das speziell bei Anwendungen mit kleinen Nadeldurchmessern auftritt. Hier kann es vorkommen, dass nicht alle Nadeln komplett geschlossen werden, was ungleichmäßige Teile zur Folge hat. Die Kraftreserve der Pneumatik reicht hier nicht aus, selbst beim Einsatz von Kraftverstärkern mit bis zu 14 bar Druck. Beim E-Drive tritt dieses Problem nicht mehr auf. Gleichzeitig erlaubt es noch eine integrierte Nadelpositionsabfrage auf 10 Mikrometer genau.
Welche Werkstoffe lassen sich mit Ihren Heißkanalsystemen verarbeiten?
In der Medizintechnik werden oft PE, PP, ABS, PC, PS, SB, TPE, PMMA oder SAN-Materialien eingesetzt, teilweise jedoch auch technische Materialien wie etwa PA, PBT oder POM. Insbesondere üblich sind hochtransparente Werkstoffe und Bauteile mit geringen Wandstärken. Hier können wir auf über 45 Jahre Erfahrung zurückgreifen und Synergieeffekte aus Anwendungen in anderen Branchen nutzen. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass wir über eingelötete Heizelemente ein sehr gleichmäßiges Wärmeprofil realisieren können. Zusätzlich lassen sich alle Verteiler mit Soft-Umlenkung für rückstandsfreie und farbwechseloptimierte Anwendungen auslegen.
An welchen Themen arbeiten Sie derzeit?
Den Schwerpunkt bilden sicherlich neue Nadelverschlusstechnologien, etwa hinsichtlich vollelektrischer Lösungen – neben der weiteren Entwicklung elektromechanischer und elektromagnetischer Nadelbetätigungen. Über 1600 international angemeldete und erteilte Patente verdeutlichen hier unsere Bemühungen. Besonders wichtig sind auch immer die mit unseren Kunden gemeinsam erarbeiteten Lösungen, was etwa aktuelle Projekte mit dem E-Drive zeigen. Das Grundsystem bleibt dabei vollständig erhalten, gleichzeitig können aber in unserem Baukastensystem alle besonderen Anforderungen in die Konstruktion mit integriert werden.
Michael Corban Fachjournalist in Nufringen
Anschlüsse auf der Unterseite verhindern die Verschmutzung

So arbeitet die Melt Disk

Besonders für die effiziente Kleinteileproduktion konzipiert, besitzt das Melt-Disk-System einen scheibenförmigen Düsenkörper (Disk), der mit Durchmessern von 40, 56 und 60 mm, optional auch bis 100 mm verfügbar ist. Im Baukastensystem sind Lösungen für bis zu 192 Kavitäten möglich, deren Abmessungen wegen der kreisförmigen Anordnung der Kavitätengruppen sehr kompakt gehalten werden können. Eine konstruktive Besonderheit ist die doppeltwirkende Übergangsdichtung zwischen der Standarddüse und der Melt Disk. Der Übergang wird durch ein zusätzliches, so genanntes Melt-Transfer-Link hergestellt, das analog zum Prinzip einer Tauchdüse den thermischen Längenausgleich und die Abdichtung in axialer und radialer Richtung sicherstellt. Damit ist ein leckagefreier Betrieb auch unter wechselnden Bedingungen gewährleistet. In der Standardausführung sind die Anschnitte für eine horizontale Anspritzung vorgesehen, ergänzend sind aber auch abgewinkelte Einbaulagen für die Düsenspitzen mit 15°, 30°, 45° und 60° verfügbar. Nicht zuletzt führt das realisierbare Wärmeprofil auf Grund der in die Disk integrierten, verlöteten Beheizung dazu, dass sich auch problematische Kunststoffe verarbeiten lassen.
Messe Fakuma, Halle A5, Stand 5205

Ihr Stichwort
  • Heißkanaltechnik
  • Reinraum
  • Hoher Ausstoß
  • Anschnittqualität/Handschuhe
  • Hochtransparente Werkstoffe
  • Geringe Wandstärken
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