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Automatisierung fürs Krankenhaus: Roboter belädt Reinigungsmaschinen

Robotik im Krankenhaus
Mobiler Roboter von MIR erleichtert Sterilgutaufbereitung in der Medizin

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Passend zu seinen Reinigungsgeräten für Medizinprodukte hat ein dänischer Hersteller eine Automatisierungslösung entwickelt. Ein mobiler Roboter soll das Krankenhauspersonal beim Be- und Entladen deutlich entlasten. Er darf sogar in den Reinraum – und muss sich dafür nicht einmal umziehen.

Jörg Faber
Mobile Industrial Robots, Odense

Reinigung, Desinfektion und Pflege von Medizinprodukten sind das A und O der Krankenhaushygiene. Um OP-Besteck, Nierenschalen oder Bettpfannen nach der Nutzung wieder einsatzfähig zu machen, werden sie in entsprechenden spülmaschinenähnlichen Geräten gereinigt, desinfiziert, verpackt und sterilisiert. In der Regel kümmert sich im Krankenhaus eine zentrale Abteilung für Sterilgutversorgung (ZSVA) darum – oder die Aufgabe wird an einen externen Dienstleister ausgelagert.

So oder so ist das Beladen der Maschinen eine mühsame Angelegenheit. Die Mitarbeiter legen verschmutzte Gegenstände auf einer Seite in die Maschinen ein. Nach dem Spülvorgang werden sie auf der anderen Seite unter Reinraumbedingungen wieder entnommen. Doch die Anlagen sind laut, die Transportwagen schwer, häufiges Bücken und Heben ist erforderlich.

Roboter in der Medizin: Zündende Idee und dänische Kooperation

Um das Personal von solchen ergonomisch ungünstigen Tätigkeiten zu entlasten, hat Ken Hygiene Systems aus dem dänischen Broby nun eine mobile Roboterlösung entwickelt, den AL10. Dafür nutzt der Hersteller von Desinfektions- und Reinigungsgeräten die Technologie des Roboter-Herstellers Mobile Industrial Robots (MIR) A/S mit Sitz in Odense. Der dänische Robotik-Pionier entwickelt autonome mobile Roboter, die Transportprozesse automatisieren – und das brachte die Ingenieure bei Ken Hygiene Systems auf die zündende Idee, wie sich die Arbeit bei der Reinigung von Medizinprodukten erleichtern lässt.

Auf Basis des Modells MIR200 entwickelten die Experten bei Ken ihre Automatisierungslösung für den ZSVA-Bereich. „Mit MIR-Robotern als Basis haben wir es geschafft, das erste vollautomatische Sterilzentrum der Welt zu entwickeln und patentieren zu lassen“, berichtet Ken-Hygiene-Systems-Geschäftsführer John Veje.

Aufsätze passen Roboter an Aufgaben in der Medizin an

Damit sich die MIR-Roboter frei in Innenräumen bewegen können, sind sie mit On-Board-Sensorik und integrierter Software ausgestattet. Sie fungieren als offene Plattform, die sich mit unterschiedlichen Aufsätzen bestücken lässt. „Wir haben ein Aufsatzmodul mit Förderband entwickelt sowie eine Software und eine Benutzeroberfläche“, erklärt Søren Ravnsted-Larsen, Entwicklungsingenieur bei Ken Hygiene Systems. Der größte Vorteil des MIR-Roboters sei dabei, dass er auch in dynamischen, betriebsamen Umgebungen sicher navigieren könne. „Damit ist unsere Lösung besonders flexibel.“

Auf den Roboter mit Förderband passt ein Regalaufsatz, der mit in die Ken-Reinigungsmaschine geschoben wird. Per Tablet können Mitarbeiter einen Roboter rufen, dessen Waschregal gerade leer ist, und ihn mit verunreinigten Instrumenten befüllen. Dann schicken sie ihn zu einer freien Reinigungsmaschine, in die der Roboter das Regal mittels Förderband einschiebt.

Ist die Maschine befüllt, startet sie den Waschgang automatisch. Im Anschluss fährt ein Roboter auf der anderen, reinen Seite heran. Er entlädt die Maschine und bringt das Regal mit dem sauberen Besteck zu einer Ablage. Dort wiederum kümmert sich das Personal um das Sortieren und Verpacken der aufbereiteten Produkte. Wenn gerade kein neuer Auftrag wartet, fährt der Roboter von hier automatisch zur Ladestation.

Beim Wechsel in den Reinraum entfällt das Wechseln der Bekleidung

In den Reinraumbereich kann der Roboter verzögerungsfrei ein- und wieder ausfahren – das Fachpersonal hingegen muss jedes Mal die Kleidung wechseln. Fällt dieser Schritt weg, beschleunigt das den Prozess.

Brian Mølmer Pedersen, Vertriebschef bei Ken Hygiene Systems, ist überzeugt, dass der AL10 mit Blick auf die Bedürfnisse von Krankenhäusern ins Schwarze trifft. 2016, ein Jahr nach Markteintritt, nutzten bereits sechs europäische Krankenhäuser den AL10. Anfragen aus Asien, Europa und Nordamerika liegen vor. John Tvingsholm, Entwicklungsingenieur bei Ken, sieht einen Grund dafür in der unkomplizierten Integration: „Anwender können die Lösung sehr schnell in Betrieb nehmen“, berichtet er. „Gerade erst haben wir das in einem Krankenhaus in Hamburg gesehen. Dort sind die Roboter an einem Montag angekommen – und am Freitag lief die Lösung schon einwandfrei.“

Um die Robotik-Lösung möglichst genau auf die Bedürfnisse der Anwender auszurichten, hat die ZSVA des dänischen Viborg-Krankenhauses Ken unterstützt. Entwicklungsingenieur Søren Ravnsted-Larsen berichtet: „Die Mitarbeiter dort haben uns allerlei konstruktive Anmerkungen und Vorschläge gegeben. So hat der Praxisblick das Design des fertigen Produkts entscheidend beeinflusst.“

Erfahrungen mit dem Roboter erleichtern Entwicklung

Weil auch bei Ken ein MIR100-Roboter im Einsatz und fertige Teile von der Schweißstation zum Montagelager bringt, „verstehen wir die Logik hinter der Technologie noch besser“, resümiert Peter Eskelund Madsen, COO und Supply Chain Director bei Ken. „Sie fahren sicher und flexibel durch unsere Werkshallen.“

Auch für weitere Entwicklungen soll MIR-Technologie eingeplant werden. So denken die Ingenieure bei Ken über ein Robotiksystem nach, das die verschmutzte Ausrüstung in den einzelnen Krankenhausstationen abholt und in die ZSVA bringt. Auch die automatisierte Be- und Entladung größerer Reinigungsanlagen und Autoklaven steht im Raum. So tragen die Technologie-Vorreiter aus Dänemark dazu bei, den stressigen Krankenhausalltag zu vereinfachen.


Weitere Informationen

Mehr über den Hersteller der
automatisierten Reinigungslösung: www.ken.dk/

Mehr über den Roboter-Hersteller: www.mobile-industrial-robots.com

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