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Flache Bauweise schafft es bis ganz nach oben

Linearführungen: Besonders schwere Aufgaben unter dem OP-Tisch
Flache Bauweise schafft es bis ganz nach oben

Die Schienen sind 25 mm breit, die Patienten, die damit bewegt werden, bis zu 450 kg schwer. Da führt Standard-Auslegungssoftware nicht gleich zum richtigen Resultat, und der OP-Tisch-Hersteller verlangte vom Zulieferer Details.

Im OP-Saal muss sich das medizinische Personal bedingungslos auf die technische Ausrüstung verlassen können – auch darauf, dass OP-Tische trotz einer typischen Einsatzdauer von mehr als zehn Jahren zuverlässig und präzise auf Knopfdruck reagieren. „Der beunruhigende Trend, dass immer mehr Personen starkes Übergewicht auf die Waage bringen, wirkt sich auch auf die Medizintechnikindustrie aus“, erklärt Patrick Schill, Produktmanager für die Operon-OP-Tisch-Systeme bei der Tuttlinger Berchtold GmbH & Co. KG. „Wir müssen OP-Tische heute für deutlich schwerere Patienten auslegen als vor einigen Jahrzehnten – uns sind Fälle bekannt, in denen Patienten bis zu 450 Kilogramm wogen.“ Solche Extremsituationen erforderten Spezialausrüstung. Aber auch reguläre OP-Tische müssen heutzutage Belastungen von mehreren hundert Kilogramm zuverlässig und dauerhaft bewältigen.

„Dies bedeutet“, ergänzt Silvio Marugg, Entwicklungsleiter für den Bereich OP-Tische, „dass besonders unsere höhen- und längsverstellbaren OP-Tische mit ihren zahlreichen angewinkelten Lagerungsmöglichkeiten enorme Belastungen aushalten müssen.“ Das betreffe vor allem die elektrohydraulischen Antriebe für die Höhenverstellung im Basistisch. Eine hohe statische Belastbarkeit sei hier die Grundbedingung. „Aber auch der Platzfaktor ist essenziell, denn im Sockel der OP-Tische ist eine Menge Technik untergebracht.“
Auf der Suche nach einem neuen Partner für Profilschienenführungen und Laufwagen in den OP-Tischen des Typs Operon D 820 stießen die Berchtold-Mitarbeiter auf den Lineartechnik-Lieferanten Hiwin GmbH in Offenburg. Dessen Profilschienenführungen sind heute mit den Säulenplatten des OP-Tischs verbunden und für den Hub verantwortlich – bei dem Modell D 820 liegt die Höhenverstellbarkeit zwischen 635 und 1075 mm. In der niedrigsten Position kann der OP-Tisch zum Beispiel für Wirbelsäulenchirurgie, Neurochirurgie oder laparoskopische Operationen verwendet werden. In der höchsten dient er für Hüft- und Schulteroperationen.
Diesen technischen Anforderungen müssen Teile wie Führungen und Laufwagen, die ein Zulieferer fertigt, unbedingt genügen. „Die Auslegungssoftware aller Hersteller von Führungen ist typischerweise für häufige Last- und Positionswechsel bei schnellen Verfahrgeschwindigkeiten konzipiert“, sagt Marugg. „Wenn man diese Algorithmen auf unsere Bedingungen anwendet, erscheinen die Führungen deutlich überdimensioniert, denn wir brauchen nur hohe Belastbarkeit.“ Die Experten beim Zulieferer Hiwin haben also erst einmal die auftretenden Kräfte ermittelt, eine statische Berechnung durchgeführt und dann an ihren Produkten umfangreiche Praxistests mit Überlasten durchgeführt. Dabei wurden die Profilschienenführungen bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geführt.
Diese Tests fielen positiv aus und waren die Basis für eine zuverlässige Hub-Lösung im OP-Tisch. Die Operon-D-820-Tische bewältigen laut Marugg nun „problemlos Lasten von bis zu 454 Kilogramm“.
In den OP-Tischen sind Profilschienenführungen der Baureihe EG mit einer Schienenbreite von 25 mm eingebaut. Diese besonders flach ausgeführte Baureihe ist speziell für Anwendungen mit begrenztem Einbauraum konzipiert. „Das war für uns ein sehr wichtiger Faktor“, erläutert Marugg. „Wir müssen die Höhenverstellung der Tische mehrstufig teleskopierbar auslegen. Dabei ist jeder Millimeter Bauhöhe wichtig, damit wir möglichst viel freien Einbauraum haben.“
Führungen der Reihe EG ermöglichen präzise Linearbewegungen und nehmen Lasten in vertikaler und horizontaler Richtung auf. Sie sind in fünf Genauigkeitsklassen verfügbar und können wahlweise mit Blocklaufwagen oder Flanschlaufwagen ausgerüstet werden.
„Mit dem Wechsel zu Hiwin sind wir überaus zufrieden“, fasst Produktmanager Schill zusammen. „Speziell die umfassende Beratung und Unterstützung vor Ort sowie die mechanische Kompetenz haben uns überzeugt.“ Schließlich galt es, für eine in der Lineartechnik eher unkonventionelle Anwendung eine geeignete Lösung zu finden.
Benjamin Schäfer Hiwin, Offenburg
Weitere Informationen Über den Lineartechnik-Experten Hiwin: www.hiwin.de

Der Hersteller
Die 1922 in Tuttlingen gegründete Berchtold GmbH & Co. KG befindet sich seit drei Generationen in Familienhand. Neben OP-Tischen entwickelt und fertigt das Unternehmen auch Operationsleuchten, Deckenversorgungseinheiten sowie Kamerasysteme und Bildschirme für die Telemedizin – alle Komponenten lassen sich zu maßgeschneiderten OP-Komplettlösungen kombinieren. In Produktions-, Forschungs- und Entwicklungsstätten in Deutschland, der Schweiz und den USA beschäftigt Berchtold heute mehr als 400 Mitarbeiter.

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