In den 1840er Jahren litt der Ingenieur und Mechaniker Carl Baunscheidt an Gicht und Rheuma in der Hand. Zu einem Mittel, das Linderung versprach, inspirierten ihn Insekten: Nachdem die Mücken ihn an einem Sommerabend ordentlich geplagt hatten, blieben am nächsten Morgen zwar Pusteln – aber die Schmerzen waren verschwunden. Ob sich das nicht technisch nachahmen ließe, fragte sich der Ingenieur, und entwickelte ein Nadlungsgerät, das feine Stiche in die Haut ermöglicht. Die Rolle des Mückengiftes übernahm ein selbst gemixtes hautreizendes Öl. Baunscheidt selbst nannte seine Erfindung schlicht „Mücke“, dankbare Patienten gaben ihr den Namen „Lebenswecker“. Das Verfahren ging um die Welt und wurde auch dank einer Empfehlung der damaligen Bonner Medizinischen Fakultät von vielen Ärzten angewandt. Pharmazeutika verdrängten es im 20. Jahrhundert, doch hat die Naturheilkunde es inzwischen wiederentdeckt.
Eva Ahlenstorf, Medizinhistorisches Museum Hamburg
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