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Was einen Elektroingenieur an der Medizintechnik fasziniert

Arbeiten in der Medizintechnik
Was einen Elektroingenieur an der Medizintechnik fasziniert

Was einen Elektroingenieur an der Medizintechnik fasziniert
Mathias Wuttke hat seinen Abschluss im Bereich Electrical and Electronics Engineering an der Fachhochschule Leipzig gemacht. Mit seinem aktuellen Job, in dem es um Steckverbinder für Medizingeräte geht, will er einen Fußabdruck im Gesundheitsbereich hinterlassen. Sein Leitspruch: „Mach es einfach“ (Bild: Odu)
Um Steckverbindersysteme für Medizingeräte dreht sich der Arbeitsalltag von Mathias Wuttke, Business Development Manager Medical Europe bei der Odu GmbH & Co. KG. Der erfahrene Ingenieur lässt sich von komplexen Projekten mit hohen Anforderungen begeistern. Einsteigern in die Medizintechnik empfiehlt er einen langen Atem – da Ausdauer oft mit Erfolgen und positivem Feedback belohnt wird.

Dr. Birgit Oppermann
birgit.oppermann@konradin.de

Herr Wuttke, was reizt Sie an Ihrem Berufsfeld „Ingenieur“ am meisten?

Als Ingenieur sucht man immer wieder nach neuen Lösungen. In meinem Fall im Bereich der Elektronik sieht man nicht, was passiert, manchmal spürt man es – und trotzdem lassen sich mit dieser Technik Dinge erreichen. Wir arbeiten im Team zusammen, bringen verschiedene Denkrichtungen unter einen Hut und suchen den Weg zu Lösung. Das ist jedes Mal spannend, und ich bin sehr gern ein Teil so eines Teams.

Was hat Sie als Ingenieur und Elektronikspezialisten zur Medizintechnik gebracht?

Mein Berufsweg hat mich zunächst zu den klassischen Aufgaben des Elektroingenieurs geführt. Ich kenne also die Arbeit in der Industrie, die Anforderungen an Rundfunk- und Haushaltsgeräte oder aus dem Maschinenbau. Irgendwann kam ich aber an den Punkt, wo mich die Medizintechnik gereizt hat. Da geht es um Anwendungen, die sehr sauber daherkommen oder sogar steril. Die Anwendungen sind sehr komplex und es ist extrem wichtig, dass sie genauso funktionieren, wie es geplant war. Man kann als Elektroingenieur dazu beitragen, Leben zu retten oder Menschen zu heilen oder zumindest ihr Wohlbefinden zu verbessern. Das finde ich höchst faszinierend und wollte das dann auch tun, wollte in diesem Bereich einen Fußabdruck hinterlassen – etwas Gutes erreichen.

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Wie unterscheiden sich die Aufgaben für Ingenieure, wenn man zum Beispiel Maschinenbau und Medizintechnik vergleicht?

Wir haben in der Medizintechnik oft Projekte, in denen Fachleute aus verschiedenen Richtung beteiligt sind. Alle müssen sich auf das geplante Element fokussieren und eine hundertprozentige Lösung dafür finden. Das braucht auch seine Zeit. Ein Schnellschuss kommt da auf keinen Fall in Frage. Vielmehr ist wirklich Präzision gefragt – und das ist auch etwas, worauf wir bei Odu sehr viel Wert legen.

Was hat Sie in der Medtech-Branche am meisten überrascht?

In dieser Branche begegnet mir quasi jeden Monat etwas Neues, bei dem ich mich frage: Wie kann das denn gehen? Ich arbeite ja nicht nur mit Ingenieuren, sondern auch mit anderen Fachleuten zusammen, lasse mir vieles erklären – und dann kann ich an diesem neuen Projekt mitarbeiten. Diese Abwechslung finde ich sehr reizvoll.

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Wie gut kennen Sie sich inzwischen in medizinischen Fragestellungen und mit medizinischen Fachbegriffen aus?

In der ersten Zeit habe ich tatsächlich viele Stunden damit verbracht, etwas nachzulesen, was ich für mein jeweiliges Projekt brauchte. Heute geht das mit Google natürlich viel schneller. Ich habe wirklich viel dazugelernt, aber die Medizin ist auch ein sehr weites Feld. Ich weiß genau, dass ich selbst in fünf oder zehn Jahren nicht jeden Fachbegriff kennen werde. Das macht aber auch nichts. Wichtig ist, mich soweit in einen Bereich hineinzudenken, dass ich genug verstehe, um die Aufgabe als Ingenieur angehen zu können. Ich werde also nie ein MRT bauen können. Aber weil ich weiß, wie ein Coil darin funktioniert, kann ich zum Projekt meinen Teil beitragen.

Was sehen Sie als größte Herausforderungen für die Elektronik in der Medizintechnik?

Es gibt mehrere Anforderungen, die sich zur Zeit parallel weiterentwickeln: Das sind die Miniaturisierung, die komplexeren Aufgaben, die Geräte erledigen, und die höheren Spannungen und Ströme, die berührungssicher eingesetzt werden sollen. Das alles zu integrieren, von der Elektronik über den Steckverbinder bis zum Anwenderteil, ist eine echte Herausforderung.

Steckverbinder gemäß IEC 60601-1 auch für Hochspannung geeignet

Welche Themen bearbeiten Sie mit ihren Kollegen aktuell?

Wir erarbeiten das Design von Steckverbindern mit Umspritzung und Kabel sowie die Anwenderteile. Dafür haben wir oft nur Rahmendaten vom Kunden, der grob definiert, was er sich vorstellt. Passend zum Projekt erstellen wir auch die technische Dokumentation. Am Ende wir ein Steckverbinder für ein Medizinprodukt auch von einer benannten Stelle bewertet. Und wenn der die Prüfung besteht, weiß der Ingenieur, dass er gute Arbeit geleistet hat. Das Schönste für mich ist aber, wenn ich über eine Messe gehen und dann Geräte sehe, an denen wir mitgearbeitet haben. Wenn ich mich dann mit den Leuten unterhalte, die das Gerät vorstellen, kommt oft positives Feedback, das ist wirklich toll – und das motiviert mich auch für die nächste Aufgabe.

Welche Veränderungen bringt die zunehmende Digitalisierung der Medizinprodukte für einen Elektronik-Spezialisten wie Odu mit sich?

Die Digitalisierung ist im vollen Gang, alles muss sicher vernetzt werden können. Daran sind auch wir mit den Steckerverbindern beteiligt. Denn mit Standardsteckern für Haushalt oder Büro kommt man im OP nicht weit, da wird nicht nur die sichere Schnittstelle gebraucht, sondern diese muss auch noch vibrationsfest und gegen Feuchtigkeit geschützt sein.

Kompakter Kunststoff-Steckverbinder bietet hohe Leistung auf kleinstem Bauraum

Wie wirken sich Fragen der Nachhaltigkeit oder auch Künstliche Intelligenz oder auf Ihre Aufgaben aus?

Die Nachhaltigkeit ist etwas, um das sich jeder Einzelne bemühen muss, und auch das Unternehmen Odu ist dabei, seine Produkte in diese Richtung zu entwickeln. Bei der Künstlichen Intelligenz kann man meiner Meinung nach noch nicht sagen, ob sie uns nur hilft oder auch schaden kann. In der Medizin jedenfalls hilft sie derzeit schon, was sich vor allem in der Radiologie zeigt. Und für Ingenieure könnte eine KI als Tool dabei helfen, zukünftig schneller zum besten Ergebnis zu kommen.

Was war bisher für Sie das faszinierendste aus dem Medizintechnik-Bereich?

Im November 2023 war ich auf einer Veranstaltung aus dem Bereich Orthopädie. Dort konnte ich ein Gerät mit Navigationssystem bedienen, für das wir auch Entwicklungsarbeit geleistet haben. Es war natürlich ein Demonstrator, aber ich habe dort zusammen mit einem Arzt der Charité ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Mit einem Robotik-System, dessen Kabelsatz von uns kam und in dem wir den geforderten Anwenderschutz zugesetzt hatten. Das fand ich wirklich faszinierend.

Odu umspritzt Steckverbinder in Kleinserien kundenspezifisch

Was würden Sie künftig gern einmal entwickeln?

Ich mag komplexe Aufgaben, je komplexer, desto lieber ist es mir. Deshalb fände ich es klasse, an einem Katheter-Mapping-System mitzuarbeiten. Bisher verfolgen die Mediziner bei einer OP mit Großgeräten, wo ihr minimal-invasiv eingeführtes Instrument gerade ist. Das will man vereinfachen, zu einem Gerät kommen, mit dem man sowohl die Position feststellen als auch operieren kann. Die Ideen gibt es, an der Umsetzung hapert es wohl noch. Ich fände es toll, Teil eines solchen Projektes zu sein.

Was sollten junge Ingenieurinnen und Ingenieure, die über einen Einstieg in den Bereich der Medizintechnik nachdenken, mitbringen?

Wer Mathe und Physik gern mag und Elektronik-Wissen und Verständnis mitbringt, hat damit die Basis. In der Medizintechnik ist es aber darüber hinaus von Vorteil, wenn man als Ingenieur wissbegierig, neugierig ist und auch mal Schritte ins Ungewisse wagt, wo man vorher nicht genau weiß, wie es später genau weitergeht. Man sollte sich für seine Aufgaben begeistern können und sich selbst gegenüber ehrlich sein. Zum Beispiel wenn man merkt, dass einem der Job keinen Spaß mehr macht. Dann ist die Frage, ob man sich nur auf einer Durststrecke befindet – oder ob es Zeit ist, sich ein anderes Feld zu suchen. Ausdauer braucht man auf jeden Fall, denn unsere Projekte können sich über Jahre erstrecken, bis schließlich ein Medizinprodukt daraus wird. Und manchmal bleiben auch Ideen auf der Strecke, man muss sie liegen lassen und mit frischer Motivation das nächste Projekt beginnen. Vielleicht kommt die liegen gebliebene Idee aber auch Jahre später wieder ans Licht – und kann dann doch umgesetzt werden.

Mittendrin, wenn Ideen für neue Produkte entstehen


Über den Hersteller von Steckverbindern

Die Odu GmbH & Co. KG entwickelt Steckverbindungssysteme und stellt diese her. Die Steckverbinder übertragen zuverlässig Leistung, Signale, Daten und Medien – in der Medizintechnik, Militär- und Sicherheitstechnik, im Bereich Automotive ebenso wie in der Industrieelektronik oder Mess- und Prüftechnik.

Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 2600 Mitarbeiter. Der Hauptsitz ist Mühldorf a. Inn. Weitere Produktions- und Produktentwicklungsstandorte sind in Sibiu/Rumänien, Shanghai/China, Tijuana/Mexiko und Camarillo/USA.

Die Schlüsseltechnologien für Konstruktion und Entwicklung, Werkzeug- und Sondermaschinenbau, Spritzerei, Stanzerei, Dreherei, Oberflächentechnik, Montage sowie Kabelkonfektionierung sind im Unternehmen vereint.

https://odu-connectors.com

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