Wenn sich im Harnleiter ein Stein festgesetzt hatte, sollte der Mediziner diesen entfernen – was bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts im Rahmen einer „offenen“ Operation geschah. Nachteilig war es, wenn dabei der Stein just vor dem Schnitt in den Harnleiter verrutschte und sich Richtung Niere oder Blase dem Zugriff des Arztes entzog. Um das zu unterbinden, hat der Urologe Leonhard Lurz (1895–1977) Anfang der 50iger Jahre in Mannheim begonnen, „um die Ecke“ zu denken, und eine neue Form der Harnleiterklemme entworfen. Mit einem zweifach abgewinkelten Ende, dem Doppelbogen, ließ sich der Harnleiter zugleich vor und hinter dem Stein abklemmen, so dass es für diesen kein Entkommen gab. Das Instrument heißt bis heute „Lurzsche Steinzange“ – doch ohne den Instrumentenbauer C. Ulrich aus Ulm hätte die Idee des Mediziners wohl nicht Einzug in die Kliniken gehalten. Inzwischen sind endourologische Verfahren gegen Harnleitersteine üblich – und die zu ihrer Zeit innovative Lurzsche Steinzange bekam ihren Platz im Museum zur Geschichte der Urologie.
PD Dr. Friedrich H. Moll ist Curator der Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V.
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