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Berufsanfänger über ihren Job: 3D-Druck in der Medizintechnik

Arbeiten im Bereich Medizintechnik
3D-Druck in der Medizintechnik: Spannende Pionierarbeit

3D-Druck in der Medizintechnik: Spannende Pionierarbeit
Johannes Wiesheier ist Business Development &Application Engineer beim 3D-Druck-Spezialisten Dreigeist. Szymon Hewig ist ebenfalls bei Dreigeist als Application Engineer tätig (Bild: Dreigeist)
Die additive Fertigung für die Medizintechnik ist ein Arbeitsbereich, mit dem sich zwei junge Ingenieure bei der Nürnberger Dreigeist GbR befassen. Im Interview berichten die Berufseinsteiger Szymon Hewig und Johannes Wiesheier, was sie an dem Job fasziniert und warum sie sich im Team als „QM-Brothers“ bezeichnen.

Dr. Birgit Oppermann
birgit.oppermann@konradin.de

Herr Hewig, Herr Wiesheier, Sie sind Ingenieure. Was hat Ihre Berufswahl bestimmt – und wie gut passt das zur Ihrer heutigen Tätigkeit?

Szymon Hewig: Medizintechnik hat mich fasziniert. Nach dem technischen Abitur und dem Jahr, das ich im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes beim Rettungsdienst gearbeitet habe, war klar, dass ich auch das entsprechende Studium, nämlich Medizintechnik, absolvieren werde. In meinem Job bei Dreigeist bin ich seit 15 Monaten für die Anwendungsentwicklung zuständig: Wenn ein Kunde zu uns kommt, bringt er im besten Fall schon eine Idee fürs das Produkt mit. Zu meinem Aufgabenfeld gehören dann Machbarkeitsanalysen von Bauteilen, das Prüfen oder Anpassen der Konstruktion, die ja prozessgerecht sein muss, und das Auswählen von Material und System. Und wenn wir am Prototyp zeigen können, dass das Bauteil additiv fertigbar ist, begleiten wir das Projekt bis zur Serienreife. Damit betreten wir gerade in der Medizintechnik sehr oft Neuland, arbeiten an Produkten, die es so vorher noch nicht gegeben hat – und daran mitzuwirken ist ausgesprochen spannend.

Johannes Wiesheier: Mich hat die Technik schon als Kind fasziniert, damals vor allem im Modellbau. Wirtschaftsingenieur bin ich geworden, weil es mich interessiert hat, technische Projekte in der Gesamtheit, eben auch mit ihrer Wirtschaftlichkeit, zu betrachten. Auf Medizintechnik habe ich mich zwar nicht spezialisiert, beim Studium in Bayreuth aber viele rechtliche Aspekte kennengelernt. Das passt gut zu meiner heutigen Aufgabe: Ich bin im Kontakt mit unseren Auftraggebern und Lieferanten, kümmere mich um Geheimhaltungsvereinbarungen und wurde in die ISO EN 13485 und die MDR eingearbeitet. Da wir bei Dreigeist auch für andere Branchen wie Luft- und Raumfahrt oder den Motorsport tätig sind, macht die Medizintechnik für mich etwa 25 Prozent meiner Tätigkeit aus. Bei der individuellen Prozessvalidierung leisten wir oft Pionierarbeit, zumal die Implementierung additiver Fertigungsverfahren auch für die Benannten Stellen noch etwas Neues ist. Genau so habe ich mir meinen Job vorgestellt.

Wie gut waren Sie mit Ihrem Abschluss auf die Aufgaben vorbereitet, mit denen Sie heute zu tun haben?

Hewig: Aus dem Studium habe ich die wesentlichen Grundlagen mitgenommen, auch, was Prozessvalidierung angeht. Über die verschiedenen additiven Fertigungsverfahren wurde ich in der Dreigeist Academy geschult. Je mehr man versteht, desto mehr Spaß macht die Arbeit. Und wenn man dann das fertige Bauteil in der Hand hat, ist das sehr zufriedenstellend.

Wiesheier: Mit dem 3D-Druck hatte ich mich schon in der Masterarbeit beschäftigt, und auch Qualitätsmanagement war im Studium ein Thema. Die Tools dafür kannte ich also. Für mich waren daher die Besonderheiten der Medizintechnik neu – aber insgesamt ergänzen wir uns bei diesen Themen sehr gut.

Qualitätsmanagement in Zeiten der MDR: Was heißt das für einen Ingenieur?

Hewig: Wenn man sich genauer anschaut, was es heißt, Ingenieur zu sein, begreift man schnell, dass das ohne Qualitätsmanagement gar nicht geht. Es gibt Anforderungen von allen Seiten: durch Normen, Vorgaben vom Kunden, Rahmenbedingungen im Prozess, die man einhalten muss… Und für ein 3D-gedrucktes Medizinprodukt muss man sich wirklich sehr genau mit dem Thema Qualität befassen.

Wiesheier: Das QM-System braucht man zunächst, um seine Prozesse in den Griff zu bekommen. Wir haben wirklich viel dokumentiert, Verfahrens- und Arbeitsanweisungen geschrieben und damit eine Menge Zeit verbracht. Diese Dokumentationen sind eine super Grundlage, um neue Mitarbeiter oder Personal unserer Kunden einzuarbeiten und zu schulen.

Hewig: Aus der Zeit, in der wir die 13485-Zertifizierung für die Reinraumfertigung vorbereitet haben, stammt übrigens auch die Bezeichnung QM-Brothers, denn da hatten wir eine Weile für nichts anderes Zeit. Das schweißt zusammen.

Welche Rolle haben Dreigeist und Ihr QM-System beim 3D-Druck von Medizinprodukten?

Wiesheier: Wir von Dreigeist sind Anwendungsentwickler und unterstützen unsere Kunden – unter anderem aus der Medizintechnik – in allen Projektphasen. Das fängt beim prozessgerechten Produktdesign an und zieht sich die Auswahl von Material und Verfahren bis zur Prozessoptimierung und eventuell der Serienfertigung. Dafür wird validierfähige Software und Hardware gerbaucht. Diese wie auch zulassungsfähige Materialien vertreibt Dreigeist in Vertretung verschiedener namhafter Hersteller. Um den Kunden zu zeigen, wie sie die von uns angebotenen Technologien sinnvoll und effizient nutzen und die neuen Prozesse in das eigene Qualitätsmanagementsystem integrieren können, bieten wir in der Dreigeist Academy Schulungen an. Als Dienstleister sind wir ebenfalls aktiv und stellen unsere Fertigungskapazitäten in unterschiedlichen Verfahren bei Bedarf auch unter Reinraum-Bedingungen zur Verfügung.

Welche Perspektiven sehen Sie für den 3D-Druck in der Medizintechnik?

Hewig: Bisher sind standardisierte Medizinprodukte üblich. Mit dem 3D-Druck werden Produktfamilien mit mehr Varianten oder langfristig sogar individualisierte Produkte möglich. Ich halte das für durchaus für realistisch.

Wiesheier: Mit rückverfolgbaren Filament-Materialien wie PEEK oder PPSU, die gerade vermehrt auf den Markt kommen, mechanisch und thermisch belastbar sowie chemisch resistent sind, kommt täglich neues Potenzial hinzu. Es gibt auch schon Druckersysteme, die im Inneren eine eigene Reinraum-Atmosphäre erzeugen. Damit sind schon einige essenziell Voraussetzungen erfüllt, um die Vision vom Druck patientenspezifischer Implantate im Krankenhaus Wirklichkeit werden zu lassen.

Welche Rolle spielt medizinisches Wissen in Ihrem Job?

Wiesheier: Da wir branchenübergreifend arbeiten, ist tiefergehendes medizinisches Wissen nicht zwingend erforderlich. Aber ein breites Grundwissen ist von Vorteil, um zu verstehen, wofür das jeweilige Produkt gebraucht wird.

Wie stark ist die internationale Ausrichtung Ihrer Tätigkeit?

Hewig: Wir haben hauptsächlich Auftraggeber aus dem deutschsprachigen Bereich und aus dem europäischen Umfeld, darauf beschränken sich auch die Reisen.

Wiesheier: Verhandlungssicheres Englisch ist für die Kontakte mit den Kunden erforderlich.

Was macht das Arbeiten in der Medizintechnik aus Ihrer Sicht empfehlenswert?

Wiesheier: Die Medizintechnik-Branche wird auf Dauer gebraucht und wird sich immer weiterentwickeln. Wir brauchen bessere Technik, um die Patienten zu versorgen. Daran möchte ich gern mitarbeiten.

Hewig: Die Lebensqualität von Menschen zu steigern, ist ein echter Ansporn für einen Entwickler.

Worauf sollten Studierende bei der Planung ihres Berufsweges besonders achten?

Wiesheier: Sie sollten auf jeden Fall früh damit beginnen, Praxiserfahrung zu sammeln, ob als Werkstudent oder als Praktikant. Das lässt ein viel besseres Bild davon entstehen, was einen im Beruf erwartet.

Hewig: Und es ist eine Gelegenheit, die eigenen Interessenschwerpunkte besser zu erkennen und sich entsprechend im Studium und bei der Berufswahl zu entscheiden.


Über das Unternehmen Dreigeist

Die Dreigeist GbR aus Nürnberg ist Entwicklungs- und Technologiedienstleister für industriellen 3D-Druck – unter anderem im Bereich Medizintechnik. Ein weiterer Geschäftszweig ist die Distribution industrieller 3D-Drucker sowie von Material und Peripheriegeräten. Die Dreigeist-Fachleute beraten beraten bei der Material- und Systemwahl, entwickeln gemeinsam mit den Auftraggebern neue Anwendungen und unterstützen bei der Prozessentwicklung. Auch das erforderliche Qualitätsmanagement, Beratung im Bereich Arbeitssicherheit und Trainings im Umgang mit Material und Maschine gehören zum Angebot.

Gegründet wurde das Unternehmen vor gut fünf Jahren. Aufgrund seiner Expansion bietet es in Kürze acht weitere spannende Arbeitsplätze.

www.dreigeist.com


Kontakt zum 3D-Druck-Dienstleister Dreigeist:

Dreigeist GbR
Nordostpark 89
90411 Nürnberg
Tel. +49 (0)911-8911911-0

E-Mail: info@dreigeist.com

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Charlotte Herberg berichtet aus ihrem Berufsalltag als Forschungsingenieurin bei Erbe Elektromedizin.

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