Wissenschaftler der Region Südniedersachsen erforschen die Wirkung von physikalischem Plasma auf Hautkrankheiten. Ihnen geht es vor allem um die Mechanismen, um dann zu neuen Behandlungsmethoden zu kommen.
Unsere Haut ist ein Schutzpanzer gegen die zahlreichen Umwelteinflüsse, denen wir täglich ausgesetzt sind. Die äußere Hautbarriere, der wir den Schutz verdanken, besteht aus Lipiden. Liegt eine Störung der Lipid-Bildung vor, kann der „Panzer“ geschädigt werden. Krankheiten wie trockene Haut oder Neurodermitis können auftreten. Brennen, Jucken, Entzündungen und offene Wunden sind Folgen für die Patienten, die oft auf Medikamente mit starken Nebenwirkungen angewiesen sind. An dieser Stelle greift die Plasma-Medizin. Gemeint ist hier nicht das eher bekannte Blutplasma, sondern physikalisches Plasma, ein ionisiertes Gas. Plasma entsteht, wenn einem Gasgemisch (elektrische) Energie zugeführt wird. Es wird auch als vierter Aggregatzustand bezeichnet und kommt in der Natur beispielsweise in Gewitterblitzen vor.
Dank neuer Erkenntnisse, die auf Forschungsergebnissen der Arbeitsgruppe für Laser- und Plasma-Technik der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK), Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen beruhen, kann Plasma auch zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt werden.
Zahlreiche Versuche belegen die Wirksamkeit von Plasma. Das eigens gegründete Forum Plasma-Medizin (FPM) zur Erforschung des klinischen Einsatzes kalter Plasmen der Universitätsmedizin Göttingen beschäftigt sich mit der neuen Technik, ebenso wie die Abteilung Plasma-Medizin der HAWK-Forschungsgruppe. Beide arbeiten im Gemeinschaftsprojekt „Grundlegende Untersuchungen zur Wirkung von Plasma auf kutane Lipidsysteme“ zusammen. Die Forscher und Forscherinnen haben herausgefunden, dass es Schmerz und Juckreiz lindert, die Wundheilung anregt und beschleunigt und selbst multiresistenten Keimen gefährlich wird.
Nun wollen die Forscher untersuchen, wie genau Plasma auf den Lipid-Film der Haut wirkt, welche chemischen Prozesse ablaufen und welche Faktoren ausschlaggebend sind. Verglichen werden gesunde und kranke, menschliche und nicht-menschliche Zellen im Rahmen der Plasma-Behandlung. Erste Prototypen für die medizinische Plasma-Behandlung gibt es bereits. In der Kosmetik (Nagelpflege) werden schon Plasma-Produkte vertrieben. Wenn nun auch das theoretische Fundament für die Wirkungsweisen der neuen Technologien bekannt wird, kann in näherer Zukunft mit einer unschädlichen, schmerzfreien Behandlungsmethode gerechnet werden.
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