Erst eine schwere Depression, dann ein Bandscheibenvorfall und eine Knieoperation – ein beispielhafter Werdegang für einen Patienten, der anschließend täglich einen Mix aus Antidepressiva und verschiedenen Schmerzmitteln nehmen muss. Die Medikamente müssen fein aufeinander abgestimmt sein, damit sie optimal wirken, wenige Nebenwirkungen hervorrufen und die inneren Organe so wenig wie möglich belasten. Doch Aufnahme, Transport, Verteilung und Abbau von Medikamenten im Körper sind sehr individuell und abhängig von Faktoren wie der Ernährung oder der Einnahme von anderen Medikamenten. Hinzu kommt, dass manche Medikamente bei Überdosierung starke Vergiftungserscheinungen hervorrufen können. Die Überprüfung der Blutkonzentration des verabreichten Wirkstoffs ist daher ein wichtiger Bestandteil der modernen medikamentösen Therapie. Doch das so genannte „Therapeutische Drug Monitoring“ (TDM) ist aufwendig und wird bisher nur im Labor durchgeführt.
Blutanalyse im Schnellverfahren
Ein Schnelltest, der ähnlich wie ein Schwangerschaftstest aufgebaut ist, soll in wenigen Jahren die Messung vereinfachen. Dr. Eva Ehrentreich-Förster vom Potsdamer Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse IZI-BB, entwickelte dieses Testsystem. Gemeinsam mit Dr. André Geßner vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP in Potsdam-Golm möchte sie einen Schnelltest etablieren, mit dem die Konzentration eines Medikaments im Blut mit bloßem Auge sichtbar gemacht werden kann – und zwar direkt vor Ort und ohne den Einsatz teurer Messgeräte.
Mehrere Substanzen gleichzeitig detektieren
Als Farbstoffe integrieren die Forscher neue nanoskopische Strukturen in einen Teststreifen. An diesen Strukturen ist ein für ein Medikament spezifisches Erkennungsmolekül gebunden. Je nachdem, ob das Medikament daran bindet, leuchtet der Messpunkt in seiner entsprechenden Farbe. „Der Clou bei diesem neuartigen Testsystem ist, dass schon geringste Mengen einer Substanz erkannt werden können. Zudem können gleich mehrere Substanzen gleichzeitig detektiert werden, die dann in unterschiedlichen Farben leuchten“, erklärt Dr. André Geßner, der die nanoskopischen Farbstoffe entwickelt.
Aktuell befindet sich das Projekt noch in einer frühen Entwicklungsphase. Bis das neue Testsystem auf den Markt kommt, werden voraussichtlich noch mindestens drei Jahre vergehen.