Chronische Wunden belasten sowohl Millionen Patienten als auch die Gesundheitssysteme – das ist eine medizinische und finanzielle Herausforderung. Die Versorgung der Wunde mit der Standardwundtherapie (SWT) gilt derzeit als Goldstandard. Jüngste Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass die Kaltplasmatherapie (CPT) in der Medizin eine vielversprechende Möglichkeit zur Verbesserung chronischer Wunden bietet. Vor diesem Hintergrund führten Forscher die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie Plasma On chronic Wounds for Epidermal Regeneration, kurz „Power“, durch. Sie verglichen darin die Wirksamkeit einer großflächigen Plasmatherapie zur Behandlung mit der Standardwundtherapie.
Die Behandlung mit kaltem Plasma ist ein neuartiger medizinischer Ansatz. Dieser nutzt einen physikalischen Aggregatzustand, der durch die teilweise Ionisation der Umgebungsluft erzeugt wird. Das so erzeugte Plasmagas entfaltet durch verschiedene physikalische Mechanismen antibakterielle, antivirale und zellaktivierende Effekte und fördert so letztendlich die Wundheilung.
Plasma in der Medizin: So heilen die Wunden besser
Die Studie belegt, dass die Kombination der Plasmabehandlung (CPT) mit einer Standardwundbehandlung (SWT) dem aktuellen Goldstandard gegenüber schon allein in Bezug auf die Wirksamkeit überlegen ist. Eines der wesentlichen Resultate ist die signifikante Verbesserung der Wundheilungsrate bei Anwendung der CPT-Therapie um 214 Prozent.
Die Beschleunigung der Wundheilung machte sich bereits nach der ersten Behandlung mit CPT bemerkbar und verbesserte sich kontinuierlich bis Tag 25. Deshalb hat dieses Ergebnis neben der ambulanten Versorgung auch eine Bedeutung für die klinische Praxis im Krankenhaus. Aber auch in den Bereichen Wundverschluss, Reduzierung der Antibiotika-Therapie oder Steigerung der Lebensqualität erreichten die Wissenschaftler sehr gute Ergebnisse.
Sie verwendeten eine sterile aktive Wundauflage, CPT patch, die ein homogenes Plasmafeld über eine große Behandlungsfläche (10 cm x 10 cm) erzeugt und ihre Wirkung nach einer Behandlung von nur zwei Minuten Dauer erreicht. Die Behandlung läuft vollautomatisch und wirkoptimiert ab. Sie ist unabhängig von Wundgröße und -tiefe und auch von nichtärztlichem Personal durchzuführen.
Mit Plasma weniger Antibiotika und Schmerzen
Die signifikanten Ergebnisse im Einzelnen:
- Schnellere Wundheilungsrate:
CPT führte zu einer signifikanten Beschleunigung der Wundheilungsrate im Vergleich zur Standardwundtherapie. Der Wundverschlussfaktor erhöhte sich um 214 % in der CPT-Gruppe im Vergleich zur SWT-Gruppe. - Weniger Antibiotika: Die CPT-Gruppe benötigte nur 4 % Antibiotika im Vergleich zu 23 % in der SWT-Gruppe.
- Weniger Schmerzen: Patienten in der CPT-Gruppe berichteten von weniger Wundschmerzen. Auch eine Reduzierung des passiven Schmerzes auf 0 (median) wurde verzeichnet.
- Mehr Lebensqualität: Bei Patienten der CPT-Gruppe stellten die Forschenden eine starke und klinisch bedeutsame Verbesserung der Lebensqualität fest.
https://doi.org/10.3390/jcm12155121