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„Automatisiert auswerten, nicht endlos clicken“

3D-Auswertung von CT-Daten: So kommt der Arzt schneller zum Befund
„Automatisiert auswerten, nicht endlos clicken“

Die 3D-Darstellung von CT-Daten kann mehr sein als ein Marketing-Gag, sagt Radiologie Dr. Georg-Friedemann Rust. Sie kann zu schnellen und sicheren Befunden führen. Dafür müsste die Software leistungsfähig, aber einfacher zu benutzen sein.

Herr Dr. Rust, warum ist für Mediziner die Auswertesoftware für CT-Bilder so wichtig?

Die Software für das Post-Processing der Daten bestimmt den Workflow in der Klinik weit stärker als das Gerät selbst. Wir haben häufig lange Wartezeiten – nicht, weil die Untersuchung so lange dauert. Das geht heute mit modernen Geräten vergleichsweise schnell. Aber im Anschluss muss der Arzt oder die MTA am Rechner sitzen und viel clicken, bis die Bilder zum Befunden vorliegen. Und was noch schlimmer ist: Wenn die Software zu aufwendig zu bedienen ist, haben wir ein leistungsfähiges Gerät, dessen Funktionen gar nicht genutzt werden.
Welche Möglichkeiten bleiben denn beispielsweise außen vor?
Für viele Untersuchungen wären 3D-Darstellungen sehr nützlich. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass im Bereich der Angiographie das Erkennen von Aneurysmen in einer zweidimensionalen Darstellung sehr schwierig ist und Zeit kostet. Es weist auch eine hohe Übersehensquote auf: Der Mediziner muss sich durch diverse Darstellungen verschiedener Schnittebenen arbeiten und findet doch die relevante Stelle nicht, die in einer 3D-Darstellung sogar einem Anfänger in weniger als zehn Sekunden ins Auge springt. Wenn es allerdings wegen der Software zu lange dauert, zu einer räumlichen Abbildung zu kommen, verzichtet man eher darauf.
Gibt es eine starke Nachfrage für 3D-Darstellungen unter Ihren Kollegen?
Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Meinungen geteilt sind. Die 3D-Darstellungen haben zum Teil ein schlechtes Image, weil sie als Marketing-Gag der Hersteller gesehen werden. Der Mediziner kennt die Algorithmen hinter der Auswertung nicht und zweifelt daran, ob die schöne Darstellung auch das wiedergibt, was er im Patienten vorfindet. Dann gelten die 3D-Darstellungen allenfalls als niedliches Add-On. Das Potenzial für die medizinische Seite wird meiner Meinung nach leider zu wenig gesehen. Es ist aber vorhanden, wenn wir schnell und einfach zu Bildern mit hoher Orts- und Kontrastauflösung kommen könnten.
Was ist das Problem bei der Software?
Was ein Mediziner braucht, wäre eine Workstation für die Auswertung, die leicht und zuverlässig zu handhaben ist und stabil arbeitet. Außerdem sollte sie authentische Bilder mit der schon erwähnten technisch bestmöglichen Orts- und Kontrastauflösung liefern. Das finden wir in der Realität selten – was meines Erachtens daran liegt, dass bei der Anschaffung eines Großgerätes die Leistungsfähigkeit der Software nicht ausreichend betrachtet wird. Die Entscheidung für ein Paket aus Gerät plus Software vom gleichen Hersteller ist schnell gefällt, wenn die Software im Gesamtangebot nur einen geringen Betrag auszumachen scheint. Dabei müsste man wissen, was ein Modul für die virtuelle Koloskopie oder Angiographie alles kann und wie schnell oder einfach man zu den Bildern kommt. Simplizität wäre ja nichts schlechtes: Das Auto ist auch nur deshalb ein Erfolg, weil sich eine komplexe Maschine einfach bedienen lässt.
Was könnte man denn besser machen?
Um schnell an zuverlässige Daten zu kommen, die den Qualitätsansprüchen für die Befundung genügen, kann man die Auswertung von CT-Daten automatisieren: Niemand muss die Clicks bei jeder Untersuchung von Hand setzen. Um das für die Praxis umzusetzen, haben wir im Jahr 2003 das Spinoff-Unternehmen Rendoscopy gegründet. Und die Software, die wir inzwischen entwickelt haben, kann tatsächlich Datensätze für die virtuelle Darmspiegelung automatisiert auswerten und eignet sich ebenso für die Untersuchung der Gefäße im Gehirn oder des Gefäßsystems im Körperstamm.
Was kann man mit Ihrer Software machen?
Man kann damit Bilder aus der Schnittbilddiagnostik, also CT- und MRT-Daten, auswerten, unabhängig vom Gerätetyp. Grundsätzliche Probleme ergeben sich allerdings für das Cardiac CT-Imaging, was die vollständige Automatisierung angeht. Hier ist noch ein gewisser manueller Einsatz notwendig, wenn ich auch vermute, dass es in absehbarer Zeit ebenfalls weitreichende Automatismen geben wird. Die Übertragung auf andere bildgebende Verfahren ist grundsätzlich beim MRT ebenfalls möglich. Die inherent fehlenden Referenzwerte bei der MRT-Untersuchung führen aber dazu, dass die Daten für ein automatisches Post-Processing weniger gut geeignet sind. Dort variieren die Ergebnisse von Untersuchung zu Untersuchung so stark, dass eine automatisierte Auswertung nur bedingt möglich ist.
Ist die von Ihnen entwickelte Software in der Praxis im Einsatz?
Ja. Kürzlich haben sich beispielsweise eine der Charité angegliederte Praxis und auch die Technische Universität München entschieden, die automatisierte Auswertung für ein hochmodernes CT-Gerät zu nutzen. Dazu gibt es eine sehr leistungsfähige Workstation, um für zukünftige Erweiterungen in der Aufgabenstellung gerüstet zu sein.
Ist Ihre Software mit den erweiterten Funktionen marktfähig?
Die Kosten für die Softwareentwicklung sind bei uns die gleichen wie bei den Geräteherstellern, wenn man das gesamte Projekt kalkuliert. Allerdings suggerieren die üblich gewordenen Paketangebote für Gerät plus Post-Processing, dass diese Lösungen erheblich günstiger wären.
Wäre in der Softwareentwicklung eine Zusammenarbeit mit den Herstellern der Großgeräte für Sie denkbar?
Natürlich. Wenn Consulting gewünscht ist, sind wir dazu gern bereit. Ich bin davon überzeugt, dass es im Sinne der Ärzte, der Patienten, aber auch der Krankenkassen wäre, eine schnellere Auswertung und bessere Befundung zu ermöglichen.
Was sollte die Software für die Datenauswertung den Ärzten in Zukunft bieten?
Wir brauchen – wo immer das möglich ist – ein komplett automatisiertes Post-Processing, am liebsten unabhängig von der Größe der Datensätze. Es reicht auch nicht, wenn nur der Radiologe als Spezialist die Ergebnisse versteht. Wir brauchen Material, mit dem sich der Befund auch dem überweisenden Fachmann einfach erschließt – zum Beispiel in den chirurgischen Fächern, wie Unfall-, Neuro- und Herzchirurgie.
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Weitere Informationen Als Spin-off der Abteilung Klinische Radiologie der Universität München ist 2003 ein Unternehmen entstanden, das unter dem Motto „Von Ärzten für Ärzte“ Software für die 3D-Auswertung von CT-Datensätzen entwickelt: die Rendoscopy AG, deren Geschäftsführer Dr. Rust ist. www.rendoscopy.de
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