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„Suchen Sie keine Ärzte im Netz – lassen Sie sich finden“

Social Media: Wer den Mediziner erreichen will, sollte nicht den Privatmann ansprechen
„Suchen Sie keine Ärzte im Netz – lassen Sie sich finden“

Wofür nutzen Ärzte das Web 2.0? Wie kann man sie dort erreichen? Laut Kommunikationsexperte Björn-Christian Haße hinterlassen Unternehmen den besten Eindruck, wenn sie den Arzt bei der Suche nach Fachinformation unterstützen.

Herr Haße, warum nutzen Ärzte die diversen Social-Media-Plattformen?

Wie bei allen anderen Berufsgruppen auch, gibt es bei Medizinern zwei Motivationen, das Internet oder auch soziale Netzwerke zu nutzen: Sie wollen ihre privaten oder eben die beruflichen Interessen verfolgen. Daher ist es gar nicht erstaunlich, dass viele Quellen über hohe Beteiligungsraten von Ärzten in den Netzwerken berichten. Nur hängt der Kittel vermutlich schon am Haken, wenn jemand in Facebook etwas postet.
Mitchatten in Netzwerken bringt also nicht den Draht zum potenziellen Kunden?
Nein. Wer als Privatperson auf Plattformen unterwegs ist, die dem Austausch im Hobby- und Freizeitbereich gewidmet sind, hat mit beruflichen Fragen gerade wenig im Sinn. Selbst dann, wenn es um spezielle Freizeitseiten geht, die hauptsächlich von Medizinern genutzt werden. Man muss also die private und berufliche Motivationen unbedingt auseinanderhalten, wenn man die Zielgruppe ‚Mediziner‘ im Netz zu erreichen versucht.
Und wofür nutzen die Ärzte das Web in beruflicher Hinsicht?
Sie suchen vor allem nach Fachinformationen. Und da ein Arzt in der Regel so gut wie keine Zeit hat, um sich an den Computer zu setzen, will er das Wissen möglichst schnell und übersichtlich zur Verfügung gestellt bekommen.
Gilt das für ‚die Ärzte‘ im Allgemeinen?
Ja. Der Begriff ’neue Medien‘ ist längst überholt: Eine US-Studie aus dem Frühjahr 2011 hat zum Beispiel gezeigt, dass dort 75 Prozent der befragten Ärzte bereits über einen mobilen Internetzugang verfügen. Das klingt eher nach einem etablierten Medium. Natürlich haben die Jüngeren schon während der Ausbildung eine größere Affinität zu allem entwickelt, was mit Computern und Internet zu tun hat. Das Web wird aber quer über alle Fachrichtungen genutzt und unabhängig davon, ob es sich um niedergelassene oder angestellte Ärzte handelt. Alter oder Geschlecht spielen ebenfalls eine untergeordnete Rolle.
Und wo sind die Ärzte in ihrer beruflichen Rolle besonders aktiv?
Was die direkte Kommunikation angeht, stehen die Fachnetzwerke im Vordergrund. In Deutschland wäre als Beispiel doccheck.com zu nennen, vielleicht auch noch einzelne Gruppen in Xing.de. In den USA ermöglichen unter anderem Mdnet.net und sermo.com den Austausch zwischen Fachleuten. 90 Prozent der Aktivitäten im Internet entfallen aber, wie schon angedeutet, auf die Suche nach Informationen – auch bei den Ärzten. Und in Europa ist die meistgenutzte Suchmaschine Google. Eine Untersuchung belegt, dass hier 60 Prozent der Ärzte diese Maschine nutzen, um medizinische Fragen zu klären. Und eine Studie aus Großbritannien hat im Jahr 2006 gezeigt, dass sich acht von zehn Fragen auch hierüber beantworten lassen. An dieser Stelle müssen Unternehmen ansetzen, wenn sie mit Ärzten kommunizieren und ihre Produkte bekannt machen wollen.
Wie können beispielsweise Medizinproduktehersteller dieses Ziel erreichen?
Suchen Sie nicht die Ärzte, lassen Sie sich von Ihnen finden. Wer eine gute, renommierte und umfassende Informationsquelle zu einem medizinischen Thema bieten kann, wird schnell ein gutes Ranking erreichen. Mediziner, die mehr über bestimmte Symptome, Diagnosen und Therapien wissen wollen, werden dann auf Sie stoßen. Wichtig ist, dass die relevanten Vokabeln auftauchen. Wobei ich zugeben muss, dass dieser Weg natürlich für speziellere Themen wie Ballonkatheter einfacher zu beschreiten ist, als wenn zum Stichwortkomplex Begriffe gehören wie ‚Rückenschmerzen‘ oder ‚Kopfschmerzen‘. Da gehen selbst die fachlich qualifizierten Seiten leicht in der Masse der eingestellten Informationen verloren.
Wie sinnvoll sind Online-Fortbildungen oder ähnliche Angebote für Ärzte?
Sie bringen nicht viel. Die geringen Teilnehmerzahlen bei solchen Veranstaltungen sind mit Sicherheit auf den Zeitmangel bei den Medizinern zurückzuführen. Da setzt sich niemand für Stunden an den Rechner – es sei denn, es wird etwas für ihn extrem Außergewöhnliches oder Wichtiges geboten. Das ist aber bei den Veranstaltungen aus der Industrie selten der Fall. Wenn man Online-Angebote machen will, sind eher schnelle Hilfsangebote zu empfehlen. Ein Mediziner oder ein Patient beschwert sich über Probleme mit einem Produkt? Dann sollte er so bald wie möglich eine Antwort oder am besten gleich Hilfestellung bekommen.
Es gibt Einschätzungen, denen zu Folge das Web 2.0 den Arztberuf verändern wird. Wie könnte das aussehen?
Das Netz verändert die Informationsgewohnheiten aller Menschen. Es gibt nichts, was wir nicht zuerst im Netz überprüfen würden. Und was nur außerhalb des Netzes verfügbar ist, muss schon sehr wichtig sein, damit wir uns diese Informationen über eine Bibliothek beschaffen oder gar beim Hersteller Material anfordern. Vor diesem Hintergrund verlieren Herstelleraussagen an Bedeutung. Und weil der Patient auch über das Netz besser informiert ist, entscheidet der Arzt oft nicht mehr allein über das eingesetzte Produkt. Dafür spielt zunehmend die Einschätzung Fremder eine Rolle, die ihre Meinung über das Internet verbreiten.
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
Weitere Informationen Über die PR-Agentur Edelman und den dortigen Bereich „Health“: http://edelman.de/branchen/health
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