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Selbst ist der Patient

Telemedizin: Klinische Studie belegt Vorteile
Selbst ist der Patient

Mit einer telemedizinischen Betreuung kann die Lebensqualität und die Lebenserwartung von herzkranken Risikopatienten deutlich verbessert werden. Das hat eine Studie des medizinisch-technischen Konsortiums Partnership for the Heart (PfH) ergeben.

Kann die Telemedizin das Gesundheitssystem einer alternden Gesellschaft wirtschaftlich stützen und qualitativ verbessern? Dieser Frage sind die Initiatoren des Konsortiums Partnership for the Heart nachgegangen. Durch ihre „Telemedical Interventional Monitoring in Heart Failure“ (TIM-HF) Studie haben sie jetzt nachgewiesen, dass telemedizinisch betreute Patienten deutlich an Lebensqualität hinzugewinnen. Bei Hochrisikopatienten wird sogar eine geringere Sterblichkeit erzielt. An der Studie beteiligten sich 710 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz.

Mehr als zwei Jahre wurden 354 von ihnen sowohl konventionell als auch telemedizinisch versorgt. Sie erhielten Messgeräte, die Gesundheitsdaten wie Blutdruck und Gewicht erfassen. Die Werte wurden regelmäßig per Mobilfunk an das Telemedizinische Zentrum der Charité in Berlin und das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart übertragen. Hier beobachtete medizinisches Personal die eingehenden Messwerte rund um die Uhr und reagierte bei Bedarf. Die anderen 356 Studienteilnehmer bildeten die Kontrollgruppe und wurden im gleichen Zeitraum – ohne telemedizinische Versorgung – nach aktuellen therapeutischen Standards behandelt. Nach Angaben der Initiatoren ist die in Deutschland durchgeführte Studie präziser und umfassender als alle bisherigen Studien zur Telemedizin. „Dies untermauert die Bedeutung der ermittelten Ergebnisse“, sagt Prof. Dr. Dr. Stefan Anker, Vorsitzender des Lenkungsausschusses der Studie.
Einen großen Erfolg weist die Studie für Patienten auf, die als nicht-depressiv gelten, eine ausreichende Herzleistung haben und in den vorangegangen zwei Jahren aufgrund der Folgen der Herzinsuffizienz im Krankenhaus behandelt werden mussten. Bei ihnen konnte die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen gegenüber der Kontrollgruppe halbiert werden. Die Patienten in der Telemedizin-Gruppe berichteten außerdem über eine deutlich höhere Lebensqualität. Das liegt nach Ansicht der Betreuer der Studie daran, dass die Patienten sich aufgrund der ständigen Überwachung ihres Gesundheitszustandes sicherer fühlten und ihr gewohntes Umfeld nicht verlassen mussten.
In der Studie wurde ein Telemonitoring-System eingesetzt, welches die Fernbeobachtung von Patienten mittels Messung und Übertragung von Vitalparametern ermöglicht. Neben Blutdruck und Körpergewicht wurde täglich das EKG von den Patienten selbst gemessen. Zusätzlich gab der Patient eine Selbsteinschätzung ab. „Erstaunlicherweise haben wir festgestellt, dass die Einschätzungen der Patienten meist eine gute Interpretation der objektiven Werte waren“, sagt Dr. Michael Schieber, stellvertretender klinischer Leiter und Oberarzt am Robert-Bosch-Krankenhaus. Alle Messwerte ebenso wie Daten zur Krankheitsgeschichte wurden in einer elektronischen Patientenakte gespeichert, auf die die telemedizinischen Zentren der Charité und des Robert-Bosch-Krankenhauses zugreifen konnten.
Die Versorgung der beteiligten Patienten lag jedoch nicht ausschließlich bei den Krankenhäusern in Berlin und Stuttgart. „Die telemedizinischen Zentren unterstützen die niedergelassenen Ärzte in der Betreuung chronisch kranker Patienten und können sie nicht ersetzen“, sagt Dr. Friedrich Köhler, Principal Investigator, Konsortialführer, Oberarzt und Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre Telemedizin an der Charité. Die sektorübergreifende Zusammenarbeit von telemedizinischen Zentren und niedergelassenen Haus- und Fachärzten wirkte sich in der Studie zum Vorteil der Patienten aus. Veränderungen des Gesundheitszustandes wurden schneller erkannt, so dass in enger Abstimmung rasch Gegenmaßnahmen eingeleitet werden konnten.
Neben den medizinischen wollen die Initiatoren der Studie auch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Telemedizin erfassen. Dabei müssen Kosten-Daten von mehr als 60 Krankenkassen ausgewertet werden. „Da die Studie bis Juni 2010 lief, sind wir gerade noch dabei, die letzten Daten zu erhalten. Wir rechnen damit, dass wir im zweiten Quartal 2011 Ergebnisse vorlegen können“, sagt Martin Bräcklein, stellvertretender Konsortialführer des Projekts. sb

Kosten senkend
Einen Hinweis auf die Wirtschaftlichkeit der Telemedizin gibt eine umfangreiche Datenauswertung des Care Coordination Home Telehealth Programms der us-amerikanischen Veterans Health Administration (VHA). Im Rahmen dieses Programms erhielten zwischen 2006 und 2007 bereits 17 025 Menschen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes und Depressionen, aber auch Herzerkrankungen eine umfassende telemedizinsche Versorgung. Diese verringerte zum einen die Krankenhausaufenthalte der Beteiligten um 25 %. Zum anderen waren die Kosten mit durchschnitlich 1 600 US-Dollar pro Jahr und pro Patient im Vergleich zu anderen Versorgungsprogrammen der VHA deutlich niedriger.

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