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Für die Medizintechnik rollt der Rubel

Gesundheitsmarkt Russland: Nachfrage nach deutschen Produkten bleibt stabil
Für die Medizintechnik rollt der Rubel

149 Millionen Menschen leben in Russland. Ein attraktiver Markt für deutsche Medizinproduktehersteller, denn das Land ist bei hochwertiger Technik weiterhin auf Importe angewiesen. Benötigt werden vor allem Therapie- und Atmungsgeräte.

Auch wenn die politische Situation Russlands derzeit eher für negative Schlagzeilen sorgt, setzen ausländische Unternehmen weiterhin auf eine wirtschaftliche Partnerschaft mit dem russischen Gesundheitsmarkt. Und wie die Russlandexperten der Außenhandelsagentur Germany Trade & Invest melden, beabsichtige die Regierung vor Ort nicht, ihren Kurs bei der Förderung von Industrieansiedlungen ausländischer Firmen und bei der Anwendung nationaler Lieferklauseln im Fall öffentlicher Ausschreibungen zu ändern. Vielmehr will sie europäische Unternehmen an der weiteren Wirtschaftsentwicklung unverändert teilnehmen lassen. Dafür sei eigens ein Gesetz über Industriepolitik in Vorbereitung, auf dessen Grundlage die Investitionsbedingungen sogar noch verbessert werden sollen, heißt es.

Fresenius Kabi, ein Anbieter in den Bereichen Ernährung, Infusion, Arzneimittel und Medizinprodukte in Bad Homburg, gab ungeachtet der derzeitigen Spannungen jüngst ein Joint Venture mit CJSC Binnopharm, einem russischen Pharmaunternehmen bekannt. Das Unternehmen wird demnach sein bestehendes Geschäft in Russland und den GUS-Staaten in das neu gegründete Unternehmen einbringen und künftig 51 % der Anteile halten. Die Sparte des Bad Homburger Medizinkonzerns bietet auf dem russischen Markt Infusionslösungen, klinische Ernährung und intravenös zu verabreichende Arzneien an. 2013 betrug der Umsatz in Russland laut Fresenius Kabi rund 73 Mio. US-$. Das Joint Venture bedürfe allerdings noch kartellrechtlicher Freigaben. Der Abschluss soll bis zum Jahresende 2014 erfolgen.
Auch für viele andere europäische Unternehmen der Medizintechnikbranche bieten sich interessante Perspektiven, an den Geldern zu partizipieren, die im Zuge eines Regierungsprogramms beispielsweise in öffentliche Gesundheitseinrichtungen und den Krankenhausbau fließen, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern.
Vor allem Diagnose-, Therapie- und Atmungsgeräte, Röntgenapparate und Ultraschalldiagnosegeräte werden nach Angaben der Gtai importiert. 2012 wurden allein aus Deutschland Apparate und Ausrüstungen im Wert von 1,35 Mrd. US-$ gekauft – bei einem Gesamtvolumen von knapp 5,8 Mrd. US-$.
Den deutschen Medizintechnikherstellern den Einstieg in den russischen Gesundheitsmarkt zu erleichtern und die Position der Medizintechnik Made in Germany im Land und in den Regionen zu stärken, hat sich die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft auf die Fahnen geschrieben. Sie berät Unternehmen und vermittelt Expertenwissen zu den Exportchancen auf den weltweiten Zielmärkten. Auf Anregung der Fachverbände ZVEI, Spectaris, VVDI Dental Solutions German Manufacturers sowie German Healthcare Export Group wurde zudem eine Marktstudie über den Medizintechnikmarkt Russland erstellt. Demnach beschränkt das Ministerium für Industrie und Handel bei öffentlichen Ausschreibungen fallweise die Importe der Medizinprodukte, wenn ähnliche Erzeugnisse lokal gefertigt werden können. Damit will Russland die Abhängigkeit von Importen verringern. Dagegen sollen ausländische Hersteller, die sich in Russland mit Produktionsstätten ansiedeln, durch Vorteile wie Steuererleichterungen, Präferenzen bei öffentlichen Ausschreibungen und Erstattung der Einfuhrumsatzsteuer für Produktionsanlagen unterstützt werden.
Die Hartmann-Gruppe, Heidenheim, hat sich mit einem neuen Standort für die Fertigung von Inkontinenzprodukten im Wachstumsmarkt Russland positioniert. Seit 16 Jahren mit einer Vertriebsgesellschaft vor Ort, eröffnete das Unternehmen nun im Oktober vergangenen Jahres ein Produktions- und Logistikgebäude der Landesgesellschaft Paul Hartmann OOO für Inkontinenzprodukte nahe der Stadt Domodedovo in der Moskauer Region. CEO Andreas Joehle sieht im russischen Markt gute Perspektiven für eine weitere dynamische Entwicklung. Der neue Produktionsstandort ermögliche eine marktnahe Fertigung für die russischen Kunden.
Ebenfalls seit Jahren in Russland tätig ist Schott. Um die Nachfrage nach hochwertigen pharmazeutische Primärverpackungen aus Glas besser und schneller als bisher bedienen zu können, entschloss sich Schott Pharmaceutical Packaging dazu, eine eigene Produktionsstätte für Ampullen und Fläschchen aufzubauen. Ende Mai 2011 wurde das Werk in Zavolzhe offiziell eingeweiht und beliefert heute von dort aus seine Kunden.
Weitere Informationen Über die Exportinitiative: www.exportinitiative-gesundheits‧wirtschaft.de Über die Medizinproduktehersteller: www.fresenius.de www.schott.com www.hartmann.info

Medtech-Markt in Russland
Nach bfai-Angaben stellen mehr als 500 Unternehmen in Russland Medizintechnik, medizinisches Verbrauchsmaterial und pharmazeutische Produkte her. Die Anzahl der Branchenbeschäftigten wird mit rund 91 000 angegeben, wovon 66 000 in der Pharmaindustrie und 15 000 in medizintechnischen Betrieben angestellt sind. Zu den erfolgreich in Russland hergestellten und vertriebenen Erzeugnissen zählen universelle Röntgengeräte, digitale Fluorografen, Defibrillatoren, Apparaturen zur Augenuntersuchung sowie zur Sterilisierung, Möbel für medizinische Zwecke sowie Rettungsfahrzeuge.
Die Öffnung der Gesundheitswirtschaft für private Initiative und selbst die Steigerung der staatlichen Gesundheitsausgaben haben zu keinem signifikanten Umsatzwachstum bei den russischen Herstellern von Medizintechnik geführt. Einzig die Auslandsbezüge legten zu. Aus inländischen Bezugsquellen stammt weniger als ein Viertel aller Beschaffungen in der Gesundheitswirtschaft. Bei Hochtechnologie ist der Anteil noch geringer.

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