Massive metallische Gläser gelten als moderne Materialien mit Zukunft. Ein innovatives Verfahren soll erstmals die Serienproduktion und damit die breitere wirtschaftliche Anwendung dieser Werkstoffe ermöglichen.
Massives metallisches Glas, auch metallisches Massivglas oder amorphes Metall genannt, ist optisch von gewöhnlichen Metallen nicht zu unterscheiden. Es hat aber andere Eigenschaften: Es ist besonders hart, korrosionsbeständig und weniger kratzempfindlich. Außerdem zeigen massive metallische Gläser keine Erstarrungsschrumpfung, sondern bilden eine Gussform nahe der Endform ab. Bei filigranen und geometrisch komplexen Produkten ist das ein Vorteil.
Mitarbeiter des Forschungsinstituts Edelmetalle + Metallchemie (FEM) in Schwäbisch Gmünd haben nun ein kostengünstiges Freiform-Gussverfahren für diesen Werkstoff entwickelt. Dabei werden ausschließlich etablierte Prozessschritte eingesetzt. „Wir haben Wachsausschmelzen, Galvanoformen und Feingussverfahren in besonderer Weise miteinander kombiniert“, erläutet Miriam Eisenbart, die als Projektleiterin bei FEM arbeitet und das Verfahren erfunden hat. „So ist es möglich, filigrane und kleinere massive Erzeugnisse auch in Kleinserie einfach und schnell aus Edelmetallen oder Edelmetalllegierungen zu produzieren.“
Von solchen kostengünstig produzierten Produkten können mehrere Branchen profitieren, wie zum Beispiel die Schmuckindustrie, die Medizintechnik oder auch die Elektronik. Da sich die Oberfläche besonders glatt polieren lässt, findet das Verfahren auch im Luxusgütersegment Anwendung und kann in Form von Zier- und Funktionselementen Glanz verleihen. Für die Unterhaltungselektronik zählt, dass Spezialbauteile oder Miniaturisierungen überlegene mechanische Eigenschaften aufweisen, was zum Beispiel bei kleinen Gehäusen mit dünnen Wandstärken zählt.
Weit in die Zukunft weisen neue Implantat-Anwendungen aus amorphem Metall, die biologisch abbaubar sind. Wird das neue Material zum Beispiel bei Knochenbrüchen zur Schraubenfixierung eingesetzt, kann die Legierung so zusammengesetzt werden, dass der Fremdkörper nach einiger Zeit biologisch abgebaut wird, ohne dem Körper zu schaden. Möglicherweise lassen sich solche Legierungen auch mit dem Verfahren von FEM herstellen, was es jedoch noch zu überprüfen gilt. Ein weiterer Ansatz könnten medizinische Werkzeuge aus diesem Material sein.
Das Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH leitet die Patentierung und Vermarktung der Erfindung und sucht nun Lizenznehmer. Dr. Iris Kräuter, Innovationsmanagerin des TLB, ist für das Verwertungsprojekt verantwortlich. „Mit der kostengünstigen Herstellung von kleinen Produkten aus amorphen Metallen ist es möglich, neue Märkte zu erschließen. Wir wenden uns mit diesem Technologieangebot unter anderem an Unternehmen, die Medizintechnikprodukte herstellen.“
Die Erfindung ist zum Deutschen Patent angemeldet, internationale Nachanmeldungen sind geplant. „Wir verfolgen hier die Möglichkeit einer teilexklusiven Lizenzierung nach Sparten, eine Exklusivlizenz wäre aber auch denkbar”, so Dr. Kräuter. Lizenznehmer können darüber hinaus auf die Unterstützung von FEM zählen, das als Forschungsinstitut bei der Planung, Entwicklung und Inbetriebnahme des Verfahrens berät. op
Weitere Informationen Über das Forschungsinstitut Edelmetalle + Metallchemie: www.fem-online.de Über das Technologie-Lizenz-Büro: www.tlb.de (Kontakt Dr. Iris Kräuter, E-Mail: ikraeuter@tlb.de)
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