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Bessere Diagnose und Therapie durch Datenanalyse

Förderkonzept Medizininformatik: Auch Unternehmen können sich beteiligen
Bessere Diagnose und Therapie durch Datenanalyse

Bessere Diagnose und Therapie durch Datenanalyse
Intelligente Lösungsstrategien, die über einzelne Standorte hinausgehen und das Zusammenführen und Auswerten von Daten ermöglichen, sollen im Rahmen der Förderung entstehen Bild: Fotolia/ everythingpossible
Das Bundesforschungsministerium stärkt die Medizininformatik in Deutschland. Mit einem neuen Förderkonzept sollen Voraussetzungen geschaffen werden, um Wissen aus Krankenversorgung und medizinischer Forschung zusammenzuführen.

„Täglich werden unzählige gesundheitsrelevante Daten in Kliniken, Arztpraxen und auch in der biomedizinischen Forschung erhoben“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka, als sie im November 2015 auf der Messe Medica in Düsseldorf die neue Strategie der deutschen Bundesregierung zur Medizininformatik vorstellte. Diesen Schatz an Daten, der kontinuierlich weiter wächst, könne man besser nutzen. Dazu sollen Projekte beitragen, die die Bundesregierung im Rahmen des Förderkonzeptes Medizininformatik finanziell unterstützt. Durch die Analyse der Daten zu genaueren Diagnosen und besseren Therapien zu kommen, ist das Ziel. Insgesamt stellt das BMBF in den kommenden fünf Jahren 100 Mio. Euro für diese Strategie bereit.

Nach einer Definition der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. ist Medizininformatik „die Wissenschaft der systematischen Erschließung, Verwaltung, Aufbewahrung, Verarbeitung und Bereitstellung von Daten, Informationen und Wissen in der Medizin und im Gesundheitswesen. Sie ist von dem Streben geleitet, damit zur Gestaltung der bestmöglichen Gesundheitsversorgung beizutragen“.
Laut Prof. Dr. Heyo Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentages, fehlt ein solches einheitliches Datenmanagement in Deutschland bisher. „Fast jedes Krankenhaus, fast jeder Standort hat sein eigenes System“, sagt er. „Dieses System kann zum Teil sehr gut ausgebaut sein und sehr gut funktionieren. Aber es kann auch die Situation geben, dass Sie in einer Klinik ein herausragendes Datenmanagement haben, und wenn Sie eine Tür weitergehen, wird noch auf Papier geschrieben. Dass diese beiden Systeme nicht so gut zusammenpassen, liegt auf der Hand.“
Dieses Defizit gebe es aber nicht nur bei der Patientenversorgung, sondern auch in der Forschung. „Wir lassen viele Daten ungenutzt. Dabei könnten wir bessere Behandlungsstrategien finden, wenn wir nur die vorhandenen Daten richtig zusammenführen und auswerten könnten.“ Der erste und wichtige Schritt, um die Situation zu verbessern, sei aber getan – das Problem als solches sei erkannt. „Was wir jetzt brauchen, sind intelligente Lösungsstrategien, die über einzelne Standorte hinausgehen. Und ich glaube, dass das Förderkonzept des BMBF zur Medizininformatik sehr dazu geeignet ist, solche intelligenten Lösungen zu finden.“ Es ziele auf einen standortübergreifenden Zusammenschluss von Uni-Kliniken. Es sei sehr wahrscheinlich, dass dabei „ein gut anwendbares System“ herauskomme, das auch andere Kliniken würden haben wollen. „Das ist dann wie ein Domino-Effekt.“
Um solches zu erreichen, müsse ein Konzept langfristig angelegt sein, da für eine neue Arbeitsweise fundamentale Abläufe der Universitätskliniken geändert werden müssen. „Das können wir nicht von Heute auf Morgen erreichen“, sagt Kroemer. „Um dauerhaften Erfolg zu haben, bedarf es eines langen Atems.“
Der Austausch medizinischer Daten sei allerdings ein sensibler Bereich, der neben technischen und medizinischen Problemen auch juristischen Fragen aufwerfe. Auch ethische Bedenken müssten diskutiert werden. „Genau das stößt das Förderkonzept aber auch an“, lobt der Mediziner. Es sehe vor, dass die ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte der Medizininformatik durch begleitende Aktivitäten beleuchtet werden und dass ein gesamtgesellschaftlicher Diskurs eröffnet wird. „Denn wir müssen uns in unserer Gesellschaft aktiv damit auseinandersetzen, was wir wollen und unter welchen Rahmenbedingungen.“
Die im Rahmen des Förderkonzeptes noch zu entwickelnden innovativen IT-Systeme sollen es ermöglichen, Daten aus Krankenversorgung, biomedizinischer und klinischer Forschung über die Grenzen von Institutionen und Standorten hinweg zu nutzen. Die Strategie dafür ist in zeitlich gestuften Modulen angelegt: In einem ersten Schritt sollen an Universitätskliniken Datenintegrationszentren aufgebaut und vernetzt werden, um Forschungs- und Versorgungsdaten standortübergreifend zu verknüpfen. Gleichzeitig werden innovative IT-Lösungen für konkrete Anwendungen entwickelt.
Eine erste Bekanntmachung zu den Möglichkeiten der Förderung ist bereits veröffentlicht worden. Interessierte können sich bis zum 31. März 2016 bewerben. Im Fokus des Förderkonzepts stehen für diese erste Phase die Universitätskliniken. Partner wie beispielsweise Forschungsinstitute, Hochschulen, Unternehmen, private Kliniken oder andere Träger der Gesundheitsversorgung können hinzukommen.
Laut Dr. Stefanie Gehring vom DLR-Projektträger werden sich für die erste Phase Konsortien aus mindestens zwei Unikliniken finden und bewerben, die eine gemeinsa- me Infrastruktur aufbauen wollen. Die Vorschläge, die für eine Förderung ausgewählt werden, gehen ab etwa Mitte 2016 in eine neunmonatige Konzeptphase. Im Frühjahr 2017 können dann Anträge für die zweite Phase gestellt werden, in der die neuen IT-Systeme aufgebaut werden und ihr Nut-zen anhand von Anwendungen gezeigt werden soll. „Unternehmen, die sich beteiligen wollen, sollten am besten jetzt schon den Kontakt mit den Konsortionalführern und Beteiligten suchen, die einen Antrag für die Konzeptphase stellen möchten“, sagt Gehring.
Die Vision für die Arbeit mit solchen Infrastrukturen beinhaltet einen gesteigerten Patientennutzen: Sobald entsprechende Lösungen vorliegen, könnte ein computergestütztes Informationssystem zum Bei- spiel einen Arzt, der einen Patienten mit einer seltenen Krankheit behandelt, über Befunde und Therapieerfolge bei Patienten mit ähnlichen Symptomen informieren. So würde der Mediziner bei seiner Diagnose unterstützt, und das könnte beispielsweise bei seltenen Erkrankungen die Versorgung beschleunigen und verbessern. Bisher dauert es in solchen Fällen häufig sehr lange, bis eine korrekte Diagnose und optimale Therapie gefunden ist. Langfristiges Ziel der neuen Strategie ist ein leistungsfähigeres, digital vernetztes Gesundheitssystem. op
Weitere Informationen Fragen zum Förderkonzept Medizininformatik beantwortet Dr. Stefanie Gehring vom DLR-Projektträger. Tel.: (0228) 3821-1109 E-Mail: Stefanie.Gehring@dlr.de Über das Förderprogramm: www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/medizininformatik.php

Digitale Agenda
Die Medizininformatik in Deutschland zu stärken, ist Teil der digitalen Agenda der Bundesregierung. Diese ressortübergreifende Strategie soll die Innovationspotenziale der Digitalisierung nutzen. Sie widmet sich vielfältigen Aspekten – vom Breitbandausbau über die Digitalisierung in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft bis hin zum Thema IT-Sicherheit.

Ihr Stichwort
  • Nutzen des Datenschatzes
  • Fördermittel für die kommenden Jahre
  • Kliniken zunächst im Fokus
  • Unternehmen können sich an Projekten beteiligen
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