Startseite » Top-News » News »

Wie der Darm durchsichtig wird

News
Wie der Darm durchsichtig wird

Wie der Darm durchsichtig wird
Diese Rekonstruktion des Nervensystems im Darm einer Maus zeigt ein Netzwerk von Nervenzellen und -fortsätzen, unten aus drei verschiedenen Perspektiven (Bild: P. Neckel, C. Schwindling, A. Mack)
Gewebedarstellung |Die meisten Gewebe sind für Licht undurchlässig oder streuen das Licht stark. Mit einer optimierten Methode können Forscher nun das Nervensystem und die Zellverbindungen des Mäusedarms auf einem kleinen Abschnitt komplett abbilden.

Für viele Forschungszwecke benötigen Wissenschaftler realitätsgetreue und detaillierte Darstellungen von Gewebe- und Zellstrukturen aus dem Körper nach dem Tod von Mensch oder Tier. Klassische Gewebeschnitte werden gefärbt und unter dem Mikroskop untersucht. Mit modernen Geräten lassen sich größere Gewebestücke insgesamt auf verschiedenen Ebenen mit so genannten optischen Schnitten anschauen und mittels Computer zu einem 3D-Bild zusammensetzen. Doch auch dort gibt es Grenzen, weil die meisten Gewebe für Licht undurchlässig sind oder das Licht stark streuen. Außerdem lassen sich dabei viele der klassischen und spezifischen Färbemethoden, die sehr wertvoll für die Darstellung der Gewebe sind, nicht anwenden.

All diese Probleme hat das Team von Dr. Andreas Mack vom Institut für klinische Anatomie und Zellanalytik der Universität Tübingen mit einem optimierten Verfahren bei der Darstellung der Dünndarmwand von Mäusen überwunden: Die Wand des Dünndarms ist aus verschiedenen Geweben komplex zusammengesetzt. Andreas Mack und sein Team haben die Gewebe mit einer formalinähnlichen Substanz fixiert und in ein Gel eingelegt. Das verleiht den Zellstrukturen eine ausreichende Stabilität, so dass dann die fetthaltigen Bestandteile, die Lipide, wie mit einem Waschmittel herausgewaschen werden können. „Dadurch wurde das Darmgewebe einer Maus komplett durchsichtig, und auch menschliche Darmproben konnten recht gut geklärt werden“, sagt Mack.
Einzelne Gewebestrukturen behandelten die Forscher mit spezifischen Färbungen. Er und sein Team setzten bei ihrer Methode mikroskopische Techniken ein, die optische Schnitte erzeugen, wie die konfokale Laserscan-Mikroskopie und die noch vorteilhaftere moderne Light-Sheet-(Lichtblatt)-Mikroskopie. „Mit dieser Methode können wir nun sowohl den genauen Verlauf der Blutgefäße beim Eintritt in die Darmwand verfolgen als auch die Nervenfasern und -geflechte rekonstruieren, die in der Darmwand auf unterschiedlichen Ebenen ausgebildet werden“, erläutert der Forscher. So ließen sich künftig die Feinstrukturen der Nervengeflechte und Blutgefäße von gesundem und erkranktem menschlichen Gewebe vergleichen. „Die Anatomie Tübingen gehört zu den wenigen Orten weltweit, die diese Methode bereits anwenden“, sagt Mack. Sie soll nun auch auf die Darstellung der Gewebe anderer Organe ausgeweitet werden, wozu bereits einige Projekte laufen.
Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Scientific Reports mit 3D-Videos publiziert. Die Veröffentlichung wurde zum „Paper of the Month 9/2016“ der Anatomischen Gesellschaft gewählt.
Originalpublikation
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Aktuelle Ausgabe
Titelbild medizin technik 2
Ausgabe
2.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Titelthema: PFAS

Medizintechnik ohne PFAS: Suche nach sinnvollem Ersatz

Alle Webinare & Webcasts

Webinare aller unserer Industrieseiten

Aktuelles Webinar

Multiphysik-Simulation

Medizintechnik: Multiphysik-Simulation

Whitepaper

Whitepaper aller unserer Industrieseiten


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de