Im Rahmen eines EU-Projekts wird ein neuartiges Endoskop für die schnelle Diagnose von Blasenkrebs erforscht. Mit ihm können Mediziner feststellen, ob Krebsgewebe in die Blaseninnenwand vorgedrungen ist, ohne dafür Proben zu entnehmen.
Herzstück eines neuartigen Endoskops ist eine optische Faser, die es erlaubt, mehrere optische Methoden zu integrieren. Die Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Photonische Technologien (IPHT) werden diese Faser für die Gewebeanalyse mittels Raman-Spektroskopie erforschen und entwickeln. Dabei erhält man anhand des vom Gewebe zurückgestreuten Lichts berührungslos und schnell molekulare und biochemische Informationen über die Zusammensetzung des Gewebes. Im Rahmen des EU-Projekts sollen zwei weitere optische Methoden in die Faser integriert werden.
„Die Herausforderung für uns besteht darin, die drei optischen Methoden in das Endoskop zu integrieren und es dabei so klein zu gestalten, dass es sich für eine Routine-Untersuchung in der Klinik beziehungsweise perspektivisch in der Arztpraxis eignet“, so Prof. Jürgen Popp, wissenschaftlicher Direktor des IPHT. „Wenn wir das schaffen, wird es ein bahnbrechender Erfolg.“ Das Endoskop-Konzept lässt sich zukünftig auch auf andere Krebsarten wie Lungen- oder Prostatakrebs zur schnelleren und eindeutigeren Diagnose einsetzen.
Bislang kann Blasenkrebs nur mit Hilfe einer Blasenspiegelung und der invasiven Entnahme von Gewebeproben sowie deren histologischer Untersuchung im Labor diagnostiziert werden. Bis die Labor-Ergebnisse vorliegen und eine Therapie eingeleitet werden kann, vergehen oft mehrere Tage.
Das EU-Projekt „Multi-modal, Endoscopic Biophotonic Imaging of Bladder Cancer for Point-of-Care Diagnosis“ (MIB) ist ein Zusammenschluss von neun europäischen Partnern und einem Fördervolumen von 6 Mio. Euro aus dem EU-Programm Horizon 2020. Neben wissenschaftlichen Einrichtungen gehören zwei Krankenhäuser, zwei Universitäten und vier kleine und mittlere Unternehmen zu den Projektpartnern.
Weitere Informationen: www.leibniz-ipht.de
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