Eine Hauptursache für Bandscheibenvorfälle sind natürliche Alterungsprozesse, in deren Verlauf häufig das Bindegewebe geschädigt wird. Drückt der Gallertkern der Bandscheibe auf die Nervenwurzel, steht den betroffenen Patienten häufig eine Operation ins Haus. Bei diesem Eingriff kann das Dämpfungselement zwischen den Wirbelkörpern entfernt und ersetzt werden. An verschiedenen Implantaten wird dafür zur Zeit entwickelt; häufig werden jedoch zwei Wirbelkörper mittels Metallschraube miteinander verbunden und versteift.
Dass ein Bandscheibenvorfall eine schmerzliche und langwierige Angelegenheit ist, weiß jeder Betroffene. Die hauptsächlich für den Automobilbau tätige Buck GmbH & Co. KG aus Bondorf und die Eberhard-Karls-Universität Tübingen haben im Rahmen eines vom BMWi geförderten Kooperationsprojektes eine Bandscheibenprothese aus Titangestrick entwickelt, die künftig als Dämpfungselement im Halswirbelsäulenbereich der Patienten eingesetzt werden soll, um Einschränkungen der Bewegungsfreiheit zu vermeiden. Das Implantat aus verdichtetem Titangestrick hat sehr gute Dämpfungseigenschaften und soll sich besonders schonend fixieren lassen, so der schwäbische Hersteller. Dabei sind die gestrickten Bandscheiben den natürlichen Vertiefungen der Wirbelkörper nachempfunden. Vorteil: Sie lassen sich passgenau in den Wirbelkörper einsetzen, denn das flexible Gestrick passt sich optimal dem vorhandenen Wirbelkörperraum an und füllt ihn aus.
Projektförderung stärkt die Innovationskraft der KMU
An Implantaten für die Wirbelsäule besteht ein hoher Bedarf, der derzeit aufgrund von Nachteilen vorhandener Produkte nicht optimal bedient werden kann. Für das im Projekt entwickelte Implantat sind deshalb nach Beurteilung von Experten gute Marktchancen zu erwarten. Wie dieses Bandscheibenimplantat verdanken viele aktuellen Hightech-Innovationen ihre Existenz einer Projektförderung durch das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des BMWi. Das Bundesprogramm kann mittlerweile auf eine über zehnjährige Erfolgsbilanz zurückblicken und erreicht besonders viele kleine und junge Unternehmen. Dass das Bandscheiben-Implantat aus Titangestrick derzeit die Testphase durchläuft, hat Alfred Ernst Buck auch dem ZIM-Programm zu verdanken: „Die Förderung für dieses Projekt durch den Bund hat es uns erlaubt, zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen und damit als weltweit erste Firma auf diesem Gebiet erfolgreich zu sein“, erzählt der Geschäftsführer des Bondorfer Unternehmens.
BMWi unterstützt KMU mit rund 559 Millionen Euro
Mit einem Budget von 559 Mio. Euro im Jahr 2019 ist das ZIM das größte Förderprogramm zur Unterstützung des innovativen Mittelstands in Deutschland. Für Forschungs- und Entwicklungsvorhaben im Bereich Gesundheitsforschung und Medizintechnik wurden allein seit 2015 Fördermittel in Höhe von über 181 Mio. Euro bewilligt.
Mittelständische Unternehmen erhalten durch die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen Zugang zu neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Kooperationen zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen vernetzt außerdem die Wirtschaft mit der Wissenschaft. Mit dem direkten Wissenstransfer können technologische Erkenntnisse in marktreife Produkte, Verfahren und Dienstleistungen umgesetzt werden. Dabei hat das Programm verschiedene Förderoptionen im Angebot: Gefördert werden bei ZIM Einzelprojekte, Kooperationsprojekte sowie Kooperationsnetzwerke, in denen übergreifende technologische Innovation entwickelt werden.
Welchen wichtigen Beitrag die kleinen und mittleren Unternehmen für die deutsche Medizintechnik-Branche leisten, und damit für die hochwertige Patientenversorgung in Deutschland, weiß auch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Um langfristig deren hohe Innovationskraft zu stärken, fördert das BMBF gezielt KMU mit der Maßnahme „KMU-innovativ: Medizintechnik“.
Das Fachprogramm Medizintechnik leitet sich aus den zentralen Handlungsempfehlungen des Nationalen Strategieprozesses „Innovationen in der Medizintechnik“ ab und ist in die Hightech-Strategie sowie in das Rahmenprogramm Gesundheitsforschung der Bundesregierung eingebettet. Durch die Fördermaßnahme sollen anwendungsorientiert forschende KMU unterstützt werden, die in der Medizintechnik tätig sind oder ihr Geschäftsfeld in diesem Bereich verstärken wollen. „Sie sollen zu mehr Anstrengungen in Forschung und Entwicklung sowie zu verstärkter Kooperation mit weiteren Unternehmen der Branche sowie wissenschaftlichen Einrichtungen angeregt werden“, heißt es. Dabei können die Unternehmen häufig die Grundlagen für eine spätere Produktentwicklung und, falls erforderlich, eine klinische Erprobung legen. Die Fördermaßnahme unterstütz industrielle Forschungs- und vorwettbewerbliche Entwicklungsvorhaben von KMU in Deutschland auf dem Gebiet der Medizintechnik, die ohne Förderung nicht oder nur deutlich verzögert durchgeführt werden könnten.
Durch die Fördermaßnahme KMU-innovativ: Medizintechnik erhalten die Unternehmen, die ihre Innovationen auf den Markt bringen wollen, Unterstützung für vereinfachte und beschleunigte Antrags- und Bewilligungsverfahren, den Ausbau der Beratungsleistungen und bei der themen- sowie technologieoffenen Ausgestaltung. Wie wichtig die Innovationsbereitschaft gerade für KMU ist, zeigt sich daran, dass bereits heute rund ein Drittel des Umsatzes mit Produkten erzielt wird, die jünger als drei Jahre sind.
Quelle: BMWi/ZIM
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Zum Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des BMWi
Zur Maßnahme „KMU-innovativ: Medizintechnik“ des BMBF