Bei der unternehmensübergreifenden Instandhaltung werden die Ressourcen kooperativ genutzt. Um dieses Konzept mit KMU in die Praxis umzusetzen, sucht die Duale Hochschule Baden-Württemberg Mosbach teilnehmende Betriebe.
Betriebliche Instandhaltung ist ein Thema, mit dem Unternehmen jeder Größe und Branche konfrontiert sind. Wo industriell gearbeitet wird, entsteht Verschleiß, regelmäßige Wartungsarbeiten sind obligatorisch. Große Betriebe beschäftigen zu diesem Zweck meist unternehmenseigenes, ausschließlich für diese Tätigkeiten zuständiges Personal. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) verfügen hingegen nur selten über ausreichende personelle und finanzielle Kapazitäten.
In seiner Dissertation stellt Prof. Andreas Weißenbach, Studiengangleiter im Fach Maschinenbau an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Mosbach, anhand von Fallbeispielen und Simulationen ein Konzept für eine unternehmensübergreifende Instandhaltung von KMU vor. In einem Pilotprojekt soll diese neuartige Möglichkeit der kooperativen Ressourcennutzung nun in die Praxis umgesetzt werden.
„Gerade hier im ländlichen Raum gibt es viele Mittelständler, die von der Form einer gemeinsamen Instandhaltung profitieren würden“, ist sich Weißenbach sicher. „Denn die Instandhaltung bestimmt zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.“ Momentan sind KMU für Wartungs- oder Instandsetzungsarbeiten an ihren industriellen Anlagen entweder auf externe Dienstleister oder den Kundendienst des Maschinenherstellers angewiesen. Das ist oftmals nicht nur teuer, sondern auch mit langen Wartezeiten verbunden. Weißenbach beschreibt in seiner Arbeit einen Lösungsansatz für diese Problematik, der zwar naheliegend scheint, in dieser Form jedoch noch nie untersucht wurde: Kräfte bündeln, lautet dabei die Devise. Würden sich Unternehmen mit geringer räumlicher Distanz zusammenschließen und die zur Instandhaltung benötigten Ressourcen gemeinsam nutzen, so könnte die Effizienz jedes Einzelnen deutlich gesteigert werden.
Weißenbach setzt dabei nicht nur auf den Austausch von Personal. Auch Betriebsmittel wie Werkzeuge und Ersatzteile muss seinen Erfahrungen nach keinesfalls jedes Unternehmen selbst vorhalten. Das Verbundprinzip scheint zukunftsweisend: Durchschnittlich etwa 37 % der Instandhaltungskosten könnten durch die Kooperation von KMU eingespart werden. „So machen KMU organisatorisch-strukturelle und finanzielle Nachteile gegenüber großen Unternehmen wett“, erklärt der Professor.
Derzeit ist Weißenbach auf der Suche nach Partnerunternehmen, um das theoretische Konzept zur kooperativen Instandhaltung in die Praxis umzusetzen. Für die Teilnahme an diesem Pilotprojekt eignen sich Betriebe, die innerhalb eines größeren Industriegebiets angesiedelt sind beziehungsweise in einem Radius von bis zu 25 km eine hohe Betriebsdichte aufweisen. „Für die Kooperation ist es dabei völlig unerheblich, aus welchen Branchen die Unternehmen kommen und wie groß sie sind“, sagt Weißenbach.
Seine Doktorarbeit fertigte er im Fachgebiet Fabrikbetrieb der Technischen Universität Ilmenau unter Leitung von Professor Wolf-Michael Scheid an. Sie wurde Ende letzten Jahres mit dem Förderpreis der gemeinnützigen Organisation Forum Vision Instandhaltung (FVI) ausgezeichnet. Weißenbach wurde auch in den Vorstand der Internationalen Maintenance Association (IMA) berufen und ist dort das einzige deutsche Mitglied.
Weitere Informationen: www.dhbw-mosbach.de
Unsere Whitepaper-Empfehlung
Lesen Sie, warum Medizintechnikunternehmen ihre Testprozesse für die Validierung von Software optimieren müssen und wie sie dabei die Erfahrung der Automobilbranche für sich nutzen können.
Teilen: