Unzählige Male pro Tag berühren Patienten, Besucher oder medizinisches Personal im Krankenhaus Oberflächen jeglicher Art. Dabei können die Türgriffe, Geländer oder Fahrstuhlknöpfe als Transportvehikel für Keime oder Viren dienen. Glatte Oberflächen lassen sich zwar nach einer Kontamination vergleichsweise einfach reinigen. Bei porösen Strukturen wie Textilien ist dies dagegen nicht so einfach.
Neue antimikrobielle Polymere als Alternative zu Antibiotika
Dieses Problem lösen nun schweizerische Empa-Forschende zusammen mit Experten der BASF, des Labor Spiez und der Technischen Universität Berlin. Sie behandeln mit einem Beschichtungsverfahren Stoffe so, dass bakterielle und virale Krankheitserreger inaktiviert oder im Wachstum gehemmt werden. In Krankenhäusern könnten die imprägnierten Textilien beispielsweise als antimikrobiell wirkende Vorhänge zwischen Patientenbetten vor Keimen schützen.
Antimikrobielle Beschichtung wirkt monatelang gegen Keime
Bei dem Beschichtungsverfahren arbeiten die Forschenden Benzalkoniumchlorid-haltiges Desinfektionsmittel gleichmäßig in die Klinikvorhänge ein. Sie optimierten dabei Variablen wie Konzentration, Einwirkzeit, Verarbeitungsdruck und Trocknung so lange, bis die Beschichtung stabil auf den Textilien haftete.
Doch wirkten die beschichteten Textilien auch keimtötend? Das sollten Analysen der antimikrobiellen Aktivität der ersten Stoffproben zeigen.
„Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen waren sehr erfreulich“, berichtet Prof. Peter Wick vom „Particles-Biology Interactions“ Labor der Empa in St. Gallen. Die beschichteten Textilproben hemmten das Wachstum beispielsweise von Staphylokokken und Pseudomonas-Bakterien. „Die Spitalkeime wurden bereits nach zehn Minuten deutlich reduziert oder sogar abgetötet“, so der Empa-Forscher. Außerdem war die Beschichtung auch gegen virale Erreger aktiv: Die Stoffproben inaktivierten über 99 % der untersuchten Viren.
Beschichtung auch für andere Textilien
Ein weiterer Pluspunkt: Auch nach mehrmonatiger Lagerung blieben die Beschichtungen wirksam. Dies erlaube laut Wick eine Produktion auf Vorrat. Mit dem neuen Verfahren ließen sich künftig zudem auch andere Textilien respektive Filter oder Reinigungsutensilien zügig und sicher antimikrobiell ausrüsten. Das könnte etwa bei einer anrollenden Epidemie von Bedeutung sein.
Kontakt:
Empa
Prof. Peter Wick
Particles-Biology Interactions
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BASF Switzerland
Olivier Enger
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https://doi.org/10.1038/s41598–023–47707–3
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