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Sensoren für Senioren

Ambient Assisted Living: Sensornetzwerk erkennt Risikosituation und gibt automatisch Alarm
Sensoren für Senioren

Alles in Ordnung? Wer seine Wohnung mit einem Sensornetz- werk ausstatten lässt und dieses mit Informationen zum normalen Tagesablauf füttert, kann im hohen Alter allein dort leben und im Notfall mit automatisch gerufener Hilfe rechnen.

Im Auto gehören sie schon fast zur Grundausstattung: kleine, unsichtbare Sensoren, die den Fahrer beispielsweise vor kritischen Fahrmanövern warnen. Spurwechsel trotz überholendem Fahrzeug? Berühren von Autos beim Parken? Das lässt sich mit Hilfe moderner Technik schon vermeiden.

Solch intelligente Sensorlösungen finden zukünftig aber auch den Weg ins häusliche Umfeld: in Form von Hausnotrufsystemen wie Loc Sens. In den eigenen vier Wänden ermittelt dieses modulare Sensornetzwerk mit Hilfe von Kombisensoren Informationen über Bewegung, Temperatur und Helligkeit in den Räumen. Den Alarmfall erkennt das System sogar automatisch und funktioniert damit auch dann, wenn niemand mehr den Rufknopf drücken kann. Entwickelt wurde das System von Digi International, einem Anbieter drahtloser M2M-Lösungen, und der Scemtec Automation GmbH in Velbert.
Die Sensoren eines Netzwerkes arbeiten über die ganze Wohnung verteilt, erfassen Licht, Bewegung, Wärme, eine Überschwemmung durch laufendes Wasser, Rauchentwicklung, das Öffnen der Haustüre oder des Kühlschrankes – alles zum Schutz eines Bewohners, der altersbedingten Einschränkungen unterliegt oder durch Auswirkungen einer Behinderung gefährdet sein könnte.
Die Intelligenz so eines modularen Wohnungs-Sensornetzwerkes liegt innerhalb der eigenen vier Wände. Das muss auch so sein: Aus Gründen des Datenschutzes und der Datensicherheit werden alle Daten vor Ort ausgewertet. Nach außen dringen nur die signifikanten Abweichungen von einem Tagesablauf, den der Bewohner im Vorfeld definiert. Mit diesem „regulären“ Tagesmuster werden die aktuellen Messwerte verglichen. Solange es Bewegung in der Wohnung gibt, das Licht eingeschaltet wird, überall eine Temperatur von rund 22 °C herrscht und hin und wieder die Kühlschranktür aufgeht, geht es der dort lebenden Person ja wohl gut.
Wann der Bewohner das Bett verlassen hat, bleibt also allein seine Angelegenheit. Normale Bewegungsmuster werden sogar sofort gelöscht. Alarmiert wird nur, wenn es keine Zeichen dafür gibt, dass überhaupt jemand aufgestanden ist. Auch das Kühlschrank-Modul wird nur aktiv, wenn sich bis zu einer vereinbarten Zeit nichts tut, was auf eine Nahrungsaufnahme hindeutet.
Ob so etwas im Alltag funktioniert, hängt natürlich stark von der Akzeptanz bei den Anwendern ab. Im Januar 2010 startete daher ein neunmonatiges Pilotprojekt mit der Stiftung Liebenau und T-Systems in Ravensburg/Meckenbeuren. Die Technik wurde in unterschiedliche Quartierskonzepte integriert, die von älteren Menschen und Personen mit Behinderungen bewohnt werden. Mit der Medizininformatik der Universitätsmedizin Göttingen erproben und optimieren die Partner dort die neuen Technologien.
In den Händen der Stiftung liegt auch die externe Antwort auf einen Notruf vom Loc-Sens-System: Meldungen über eine auffällige Abweichung werden via SMS oder E-Mail an die Pflege- oder Notrufservicezentrale versendet – oder an ausgewählte Bezugspersonen, die der Bewohner festlegt. Ein kurzer Anruf klärt dann die Situation – oder es können zeitnah weitere Schritte eingeleitet werden.
Trotz der Kosten für solche Systeme gibt es ein wichtiges Argument für ihren Einsatz: Eine aktuelle Studie zum Thema „Hausnotruf in Deutschland“ bestätigt, dass es älteren Menschen durch Hausnotrufsysteme möglich wird, länger alleine zuhause zu leben. Alle Pflegebedürftigen mit einem Hausnotruf auszustatten, würde demnach jährlich etwa 340 Mio. Euro Mehraufwand bedeuten – es könnten aber so bis zu 1 Mrd. Euro Pflegekosten pro Jahr eingespart werden.
Michael Pohl Digi International, Dortmund
Weitere Informationen Die Digi International GmbH, Dortmund, bietet drahtlose M2M-Lösungen an und entwickelt Produkte, mit denen sich lokale und dezentrale elektronische Geräte über ein Netzwerk oder das Internet sicher verwalten lassen. www.digi.com Die Scemtec Automation GmbH in Velbert bietet intelligente Raum-, Sensor- und Gebäudesysteme für innovative ambulante und stationäre Pflegeprozesse und arbeitet an neuartigen AAL-Systemlösungen mit. www.locatesolution.de

Netzwerk im Hause
Batteriebetrieben und funkvernetzt arbeiten die Sensoren für den automatischen Hausnotruf im Loc-Sens-System. Sie erfassen unter anderem Temperatur, Bewegung und Licht und lassen sich nach Angaben der Anbieter sogar sehr schnell installieren, da zeitaufwendige und kostenintensive Arbeiten wie das Verlegen von Kabeln entfallen.
Als Funkzentrale im Haus dient ein Digi ConnectPort X4 IP Gateway mit ZigBee-Funktion. Diese Zentrale ist drahtlos vernetzt und wird mit der Scemtec-Software so aufgerüstet, dass sie die Entscheidungen über Alarme und Warnungen in der Wohnung trifft.
Sie hält nach außen den Kontakt mit der Notruf-Leitzentrale via GPRS oder Ethernet. Die Kombi-Sensoren in der Wohnung sind funkvernetzt und ebenfalls mit einem XBee Modul von Digi International ausgerüstet.

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