Herr Siewert, wie sieht heute das technische Umfeld für moderne Medizinprodukte im Krankenhaus aus?
Die zahlreichen Krankenhäuser in Deutschland sind im Hinblick auf die technische Infrastruktur sehr unterschiedlich aufgestellt. Neue Einrichtungen sind natürlich durchgehend auf dem aktuellen Stand. Das Spektrum reicht ansonsten aber von hochmoderner bis zu sehr einfacher Ausstattung. Manchmal existiert in großen Häusern auch beides nebeneinander. Und wenn dann die Mittel knapp sind, wird oft zunächst da investiert, wo es Besuchern und Patienten besonders auffällt. Das kann Aufenthaltsbereiche betreffen oder die Anschaffung eines Großgerätes. Die Qualität der Versorgung mit Strom oder einem Datennetz steht oft hintenan.
Was sollte sich aus Ihrer Sicht ändern?
Um moderne Geräte vernünftig zu betreiben, muss auch im Hintergrund modernisiert werden. Wird ein neuer MRT für drei Millionen Euro angeschafft und an einem Stromnetz aus den 70er oder 80er Jahren betrieben, beeinflusst das die Ausfallsicherheit des Gerätes. Wünschenswert wäre, dass das Geld für eine Modernisierung der technischen Infrastruktur mit der Anschaffung bereitgestellt wird. Damit das passiert, müssten die Voraussetzungen für den Betrieb des Großgerätes vom Hersteller explizit angesprochen werden.
Wie schnell schreitet die Digitalisierung in den Kliniken voran?
Heute reden alle von 4.0. Wenn man ehrlich ist, sind manche Krankenhäuser aber noch nicht mal bei 2.0 angekommen. Derzeit wird zwar viel in IT investiert – allerdings betreffen die ersten Projekte meist die digitale Abrechnung. Dabei brauchen wir leistungsfähige Netze für viele neue Aufgaben. Fast jedes kleine Medizingerät lässt sich heute an ein Datennetz anschließen. Je mehr Betten ein Krankenhaus hat, desto mehr Geräte und Daten fallen an – das bringt das vorhandene Netzwerk an seine Grenzen, und der Mediziner wartet dann vergeblich darauf, dass er am Bildschirm das Gewünschte sieht. Und wir müssen, je mehr wir sinnvollerweise einbinden wollen, der Cyberkriminalität mehr Aufmerksamkeit widmen.
Was können Hersteller tun, damit ihre Produkte gut einsetzbar sind?
Ich würde mir mehr offene Gespräche über die technischen Voraussetzungen wünschen, unter denen alle Vorzüge eines Gerätes genutzt werden können. Dazu muss der Hersteller diese Anforderungen klar kommunizieren, als Basis für eine krankenhausinterne Abstimmung zwischen Einkauf, Medizintechniker, IT und Krankenhaustechniker. Ideal wäre vor Abschluss des Kaufvertrages eine letzte Runde mit dem Hersteller, um sicher zu sein, dass kein Detail ausgelassen wurde. Das ist bisher nicht üblich und könnte einen Abschluss verzögern. Es würde aber helfen, spätere technische Probleme zu vermeiden.
Über die FKT
Die 1974 gegründete Fachvereinigung Krankenhaustechnik e.V. (FKT) ist nach eigenen Angaben die größte deutsche Berufsvereinigung für Leitendes Technisches Personal im Krankenhaus. Heute hat die FKT mehr als 1300 Mitglieder, darunter etwa 900 Krankenhausingenieure und rund 400 Industrievertreter.
Die FKT unterstützt die Zusammenarbeit – da es im Krankenhaus in der Regel nur einen Technischen Leiter gibt, sei Erfahrungsaustausch über technische Lösungen, Kennzahlen und Best Practice besonders wichtig.