Eine neue Technologie auf Säure-Basis verleiht Kunststoffoberflächen eine keimtötende Wirkung und wird auch auf Kabeln eingesetzt. Nach kurzer Zeit war in Tests eine deutliche Abnahme der Keimzahlen zu erkennen.
Patientennahe Kunststoffoberflächen von Überwachungsgeräten und deren Kabeln können in Kliniken Infektionen verursachen, wenn sie mit Keimen kontaminiert sind. Dieses Risiko lässt sich durch antimikrobielle Gerätegehäuse, Kabel und Leitungen stark mindern. Eine Möglichkeit, gegen die Keinme anzugehen, ist ein Prinzip, das dem Säureschutzmantel der menschlichen Haut ähnelt. Bei Oberflächen, die mit dieser neuen Technologie ausgestattet sind, ist bereits nach kürzester Zeit eine deutliche Keimabnahme zu erkennen.
Die Wirksamkeit dieses Verfahrens ist laut Anbieter mikrobiologisch belegt und wurde in einem akkreditierten Labor durch eine anerkannte Messmethode und unabhängige Krankenhaushygieniker nachgewiesen. Überprüft wurden die bekanntesten und am häufigsten vorkommenden Krankenhauskeime sowie Keime, die Resistenzen ausgebildet haben, mit unterschiedlichen Inkubationszeiten und Konzentrationen.
Das von der Leoni Special Cables GmbH in Friesoythe angewandte Verfahren basiert auf dem Lewis-Säure-Basenprinzip: Auf der Oberfläche der Kabel Säure-Ionen werden freigesetzt, die an der Außenfläche des Mantels zu einer Absenkung des pH-Werts führen. Dies schränkt die Zellfunktionen der Keime und ihre Teilung ein, so dass sie schließlich absterben. Möglich wird dies, indem ein spezielles Metalloxid in variabler Dosierung fest in die Kunststoffmatrix der Kabelhülle eingebunden wird. Schon bei geringer Konzentration ist eine deutliche keimtötende Wirksamkeit gegeben. Die mechanischen Eigenschaften des Kabels selbst und die Handhabung bleiben unverändert.
Die Innovation bietet mehrere Vorteile gegenüber den bislang üblichen Verfahren. Wesentlicher Pluspunkt ist, dass der hygienische Effekt bei der Säure-Technologie erhalten bleibt. Dagegen ist die etablierte Silber- und Kupfermethode nach Angaben des Kabelherstellers anfällig gegen Schweiß und Eiweiß, so dass bei normaler Handhabung eines behandelten Kunststoffgegenstands die antimikrobielle Wirkung beträchtlich herabgesetzt oder inaktiviert wird.
Ein weiterer Vorzug der neuen Technologie soll darin bestehen, dass sie die Erreger nicht von innen, sondern von außen über die Zellhülle zerstört; so wird die Bildung des so genannten Biofilms auf dem Kabel oder dem Gerätegehäuse gehemmt, und dessen Oberfläche kann leichter gereinigt werden. Auch fällt das im Kunststoff eingebundene Metalloxid wegen der größeren Kornabmessung nicht unter die umstrittene Nanotechnologie.
Leoni hat bereits erste Prüfungen nach DIN EN ISO 10993 für die Medizintechnik bestanden und antimikrobielle Leitungen für das Patienten-Monitoring verkauft. op
Weitere Informationen Leoni ist ein weltweit tätiger Anbieter von Drähten, optischen Fasern, Kabeln und Kabelsystemen sowie zugehörigen Dienstleistungen für den Automobilbereich und weitere Industrien. Die im deutschen MDAX börsennotierte Unternehmensgruppe beschäftigt mehr als 61 000 Mitarbeiter in 32 Ländern und erzielte 2011 einen Konzernumsatz von 3,7 Mrd. Euro. www.leoni.com
Zur Technologie
Der österreichische Anbieter Amistec anti-microbial surface technology aus Kössen in Tirol hat die neue Methode zur Abtötung von Keimen auf Oberflächen und zur Verhinderung der Neubesiedelung entwickelt. Sie basiert auf dem Modell des Abwehrmechanismus des menschlichen Körpers, der sich im Säureschutzmantel der Haut, der Magensäure und der Mukosa-Immunität zeigt.
Durch das Einbringen bestimmter Metalloxide (Lewissäuren) wird der pH-Wert eier Oberfläche abgesenkt, was Keime rasch und effizient bei Kontakt mit der Oberfläche abtötet. Diese Wirksamkeit wurde in unabhängigen Studien nachgewiesen, von deutschen und französischen Forschern publiziert und ist nach Angaben der Österreicher deutlich stärker und langanhaltender als die von Desinfektionsmittel, Silber-Nanoteilchen, Kupfer oder TiO2/UV-Licht. Da das Additiv schon in geringen Konzentrationen wirkt, beeinflusst es die mechanischen Eigenschaften der Matrix kaum. Die Technologie wirkt gegen Gram-positive Mikroorganismen inklusive MRSA und VRE und gegen Gram-negative Mikroorganismen unabhängig von Resistenzen gegen Antibiotika, inklusive ESBL und Legionellen und unabhängig davon, ob es sich um aerobe oder anaerobe Organismen handelt. Auch Pilze wie verschiedene Candida-Arten und Viren wie Influenza, H1N1 und H1N5 werden geschädigt. Das Unternehmen bietet die anti-mikrobielle Ausstattung hygiene-sensitiver Oberflächen und Produkte. Der Einsatzbereich umfasst Farben und Lacken bis hin zu Kunststoffen.
Weitere Informationen: www.amistec.at
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