Duales System oder Branchenlösung, wer soll künftig was entsorgen? Die Neuerungen in der Verpackungsverordnung bieten neue Möglichkeiten, stellen Hersteller aber zunächst vor viele Aufgaben. Die zu lösen, heißt es auch bei B. Braun Melsungen.
Herr Hellmuth, was ändert die 5. Novelle der Verpackungsverordnung bei B. Braun?
Wir müssen neue Lizenzgeber suchen, die einsammeln, was wir an Verkaufsverpackungen auf den Markt gebracht haben. Dabei wollen wir möglichst viel in eine Branchenlösung bringen. Bestehende Verträge mussten gekündigt werden, dann galt es neue Angebote einzuholen, aber intern auch eine bessere Datengrundlage zu schaffen. Wie viel Glas, wie viel Metall, Papier und Kunststoffe bringen wir in den Markt? Wir liegen über den festgelegten Mengen und müssen die neue Vollständigkeitserklärung jedes Jahr in vollem Umfang abgeben.
Bedeutet das einen großen Mehraufwand?
Das Duale System Deutschland, bei dem wir vorher zum Teil lizenziert haben, hat jedes Jahr eine ähnliche Erklärung gefordert, allerdings etwas später, sodass der Wirtschaftsprüfer das mit machen konnte. Insgesamt wird das Ganze aber trotz des Ausschlusses von Trittbrettfahrern nach den vorliegenden Angeboten teurer, und der interne Aufwand wird zunehmen, da man die Daten genauer erfassen muss.
Sehen Sie Vorteile zur bisherigen Praxis?
Es ist ein Vorteil, dass ein rechtssicheres System entstehen kann, wenn alle mitmachen und das Trittbrettfahren verhindert wird. Bisher hat keiner kontrolliert, ob Verpackungen lizenziert waren oder nicht, es gab keine Vollständigkeitserklärung. Wenn sich mehr Hersteller beteiligen, müsste das System also günstiger werden. Und wenn der Grüne Punkt wegfällt, weil man Verpackungen künftig nicht mehr damit kennzeichnen muss, ist man flexibler bei der Wahl der Anbieter.
Welche Rolle wird bei B. Braun das Branchenentsorgungskonzept spielen?
Priorität Nummer eins ist für uns, dass alle Kunden die Verpackungen kostenlos und ohne Probleme entsorgen können. Möglicherweise wird es eine spezielle Lösung für B. Braun geben, vielleicht schließen wir uns einem Branchenentsorgungskonzept an, an dem andere große Hersteller in der Medizintechnikbranche teilnehmen. Letztlich entscheidet der Preis.
Wann soll alles unter Dach und Fach sein?
Wir wollen spätestens Mitte November einen Vertrag unterschriftsreif haben und uns zumindest mit einem Anbieter einig sein. Ideal wären natürlich Duales System und Branchenlösung von einem Anbieter. Wenn es preisliche Vorteile bringt, könnte man aber auch sagen: Wir nehmen das Duale System von Anbieter X und die Branchenlösung von Anbieter Y.
Sind Sie insgesamt mit der neuen Regelung zufrieden?
Man müsste die Verordnung klarer fassen, es sind noch so viele Fragen offen. Welche Quote zwischen Branchenlösung und Dualem System soll es sein? Wer legt das fest? Wer grenzt eine Branche ein? Wie sind branchenübliche Erfassungsstrukturen nachzuweisen? Der Markt reguliert sich da selbst. Das muss nicht schlecht sein, lässt aber möglicherweise Schlupflöcher zu.
Bettina Gonser Freie Journalistin in Stuttgart
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