Auf Basis des TecPart-Leitfadens wurde die DIN-Norm 16901 überarbeitet und kommt im Frühjahr 2013 als DIN 16742 mit vielen praxisgerechten Formulierungen für Konstrukteure von Kunststoffteilen.
Die DIN 16901 hat fast vierzig Jahre lang die Größe der zulässigen Toleranzen für Kunststoff-Formteile festgelegt. „Diese basierte auf Untersuchungen, die Ende der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts durchgeführt worden sind“, erläutert Dipl.-Ing. Dirk Falke, Sachverständiger für Kunststofftechnik und Obmann des Arbeitsausschusses zur Schaffung der Nachfolgenorm der DIN 16901, den Hintergrund.
Die fehlende Überarbeitung der Norm führte schließlich zu diversen Verwerfungen. Industriezweige wie beispielsweise die Automobilindustrie wendeten sich von der Norm vor rund zwanzig Jahren ab, und einzelne Länder führten eine Weiterentwicklung der Norm durch, um sie anwendbar zu halten. Das Fehlen der CAD-Techniken, nur 43 Materialien als Grundlage und das Fehlen der heutigen Kenntnisse der Messmöglichkeiten sind nur die wichtigsten Merkmale, die es zu überarbeiten oder integrieren gab.
Für den Gesamtverband der Kunststoff verarbeitenden Industrie (GKV)/TecPart war das der Anlass, sich vor mehr als sieben Jahren an die Überarbeitung der Norm zu machen, nachdem mehrere Anläufe des DIN gescheitert sind. Anfang 2009 hat der Trägerverband des GKV einen Verbandsstandard „Formteilentwicklung und Werkzeugbau – Grundsätze zur Konzeption und Tolerierung“ veröffentlicht, worauf im Oktober 2009 die alte Norm zurückgezogen wurde. Der vorliegende Normentwurf E DIN 16742 hat im Wesentlichen diesen Leitfaden als Grundlage.
Damit wurden zwei Ziele verfolgt: erstens einen anerkannten Standard für die Konstruktion, Tolerierung und Vermaßung von Kunststoffteilen zu schaffen, und zweitens auf die Besonderheit des Materials einzugehen und damit auch dem nicht so kunststoffnahen Konstrukteur ein Verständnis für das zukünftige Produkt zu geben.
Die völlig veraltete Formstofftabelle ist durch ein einfaches Einstufungsverfahren ersetzt worden, das Material- und Verfahrenseinflüsse berücksichtigt und von jedem Nutzer selbst durchgeführt werden kann. Damit wird die Größe der technologisch machbaren Toleranz bestimmt und der mobilisierbare Fertigungs- und Prüfaufwand bei kleineren Toleranzen eingestuft. Erstmals findet die für Kunststoff typische Schwindung Berücksichtigung in der Norm. Weiterhin enthält die Norm viele Hinweise zur reproduzierbaren Produktion von maßhaltigen Kunststoffteilen.
„Die Breite an Fachwissen und das konstruktive Ringen um die Anwendbarkeit der Regelungen war beeindruckend“, schildert Michael Weigelt, Geschäftsführer von TecPart, seine Erfahrung aus der Mitarbeit in diesem Kreis. „Erschreckend war jedoch zu sehen, wie in der Praxis am Anfang der Produktentwicklung oft die Zeit fehlt oder nicht genutzt wird, die Dinge richtig zu machen. Da wird die Norm auch keinen Ersatz liefern können“, so Weigelt weiter.
Die Initiatoren dieser Normungsaktivität, Prof. Bernd Meyer, Dipl.-Ing. Dirk Falke und TecPart, beabsichtigen die voraussichtlich im Frühjahr 2013 in endgültiger Form erscheinende DIN mit einem vorgeschalteten Seminar zum Projektmanagement einzuführen. Nach der Beschlusslage des zuständigen Normausschusses soll diese DIN-Norm dann sofort als deutscher Vorschlag für eine ISO-Norm eingereicht werden. op
Weitere Informationen GKV/TecPart – Verband Technische Kunststoff-Produkte e.V. ist die Interessenvertretung für Hersteller von technischen Kunststoff-Produkten. Die Mitglieder sind Experten auf dem Gebiet der Spritzgießtechnik und anderer Kunststoffverarbeitungsverfahren und entwickeln, konstruieren und produzieren Kunststoffteile und die Werkzeuge zu deren Herstellung für die Automobil-, Elektro-, Maschinenbau- und Medizintechnikindustrie. www.tecpart.de Der Entwurf der DIN 16742 „Kunststoff-Formteile – Toleranzen und Abnahmebedingungen“ als Nachfolge der DIN 16901 ist beim Beuth-Verlag erhältlich.
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