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Nachhaltigkeit: Verpackung vermeiden, reduzieren, wiederverwenden

Nachhaltige Verpackungen
Verpackungen vermeiden, reduzieren, wiederverwenden

Verpackungen vermeiden, reduzieren, wiederverwenden
Mit einheitlichen europäischen Regeln für die Verpackungsindustrie will die EU die nachhaltige Kreislaufwirtschaft stärken (Bild: faithie/stock.adobe.com)
Hohe Ziele hat sich die EU gesetzt: Bis 2050 soll Europa der erste klimaneutrale Kontinent der Welt werden. Um das zu erreichen, muss die Verpackungsindustrie einen wichtigen Beitrag leisten.

Jens-Peter Knauer
Journalist in Leipzig

Wie Industriegüter heute sicher und nachhaltig für den Transport verpackt werden können, zeigt die Berliner Cabka-Gruppe auf der diesjährigen Interpack in Düsseldorf: Als Alternative zu traditionellen Gitterboxen oder Holzkisten für den Gütertransport hat das Unternehmen in Kooperation mit dem saudi-arabischen Chemie-Konzern Sabic den faltbaren Großcontainer Cabcube entwickelt. Der Clou: Er ist vollständig recycelbar.

Die Kiefel GmbH aus Freilassing wiederum legt einen Schwerpunkt auf Maschinen zur Herstellung von biologisch abbaubaren Naturfaserverpackungen – und das mit Auszeichnung. „Wir freuen uns sehr, dass wir auf dieser Messe den Worldstar Award 2023 für unsere Maschine Natureformer KFT 90 erhalten“, sagt Cornelia Frank, Global Director für Fiber Packaging bei Kiefel. „Damit wird unser Engagement für nachhaltige Verpackungslösungen gewürdigt.“ Kiefel Fiber Thermoforming ermöglicht die Herstellung von nachhaltigen Verpackungen wie Schalen, Becher, Deckel, aber auch Umverpackungen für Elektronik und Luxusgüter.

Das sind Lösungen, die voll im Trend liegen. Denn die Debatten um CO2-Fußabdruck und Klimaschutz machen auch vor der Verpackungsbranche nicht halt, zumal die Politik mittlerweile verstärkt Vorgaben macht, die es umzusetzen gilt. Erst Ende vergangenen Jahres hat die EU-Kommission einen Vorschlag vorgelegt, der besagt, dass eine neue EU-Verpackungsverordnung die derzeitige EU-Verpackungsrichtlinie ersetzen soll.

Im Durchschnitt fallen in Europa laut EU-Angaben fast 180  kg Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr an. Für Verpackungsmaterialien werden die meisten Primärrohstoffe verwendet, da 40  % der Kunststoffe und 50  % des Papiers in der Europäischen Union für Verpackungsmaterialien bestimmt sind. Wenn nicht gehandelt würde, käme es bis 2030 zu einem weiteren Anstieg der Verpackungsabfälle um 19  %, bei Verpackungsabfällen aus Kunststoff sogar um 46  %, warnt die EU-Kommission.

EU will Anteil recycelter Kunststoffe erhöhen

Mit der vorgeschlagenen Überarbeitung der EU-Rechtsvorschriften verfolgt die Kommission drei Hauptziele: Erstens soll vermieden werden, dass Verpackungsmüll überhaupt entsteht – indem die Menge reduziert wird, unnötige Verpackungen eingeschränkt und wiederverwendbare und nachfüllbare Verpackungslösungen gefördert werden. Zweitens soll ein hochwertiger geschlossener Recyclingkreislauf gefördert werden, indem dafür gesorgt wird, dass alle Verpackungen auf dem EU-Markt bis 2030 wirtschaftlich recycelt werden können. Drittens sollen der Bedarf an Primärrohstoffen gesenkt und ein gut funktionierender Markt für Sekundärrohstoffe geschaffen werden, indem durch verbindliche Ziele der Anteil recycelter Kunststoffe in Verpackungsmaterialien erhöht wird.

„Wir räumen auch mit verwirrenden Aussagen zu biobasierten und biologisch abbaubaren Kunststoffen auf, damit Hersteller und Verbraucher wissen, unter welchen Bedingungen solche Kunststoffe wirklich umweltfreundlich sind und zu einer grünen Kreislaufwirtschaft beitragen“, erklärt Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident für den European Green Deal. Die Unternehmen seien bereit, nachhaltige, innovative Verpackungslösungen und -systeme zu entwickeln.

In der Wirtschaft stoßen die Pläne auf geteiltes Echo. Während die Papierindustrie davor warnt, dass ökologisch vorteilhafte Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton aus dem Markt gedrängt und durch fossile Verpackungen ersetzt würden, sieht etwa die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. (IK) einen Schritt in die richtige Richtung. „Einheitliche europäische Regeln für das Design-for-Recycling von Verpackungen stärken die Kreislaufwirtschaft und den gemeinsamen EU-Binnenmarkt“, kommentiert IK-Geschäftsführerin Dr. Isabell Schmidt. „Die Stoßrichtung der Kommission entspricht auch unserer Haltung, so viel Verpackung wie nötig und so wenig wie möglich zu nutzen.“

Kreislaufwirtschaft durch Künstliche Intelligenz

Die Forschung hat das Thema Müllvermeidung längst aufgegriffen. Künstliche Intelligenz (KI) soll dabei helfen, Abfallberge zu verringern. Im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „KI-Anwendungshub Kunststoffverpackungen – nachhaltige Kreislaufwirtschaft durch Künstliche Intelligenz“ werden Methoden der KI entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Design bis Kreislaufschließung anhand konkreter Anwendungsfälle erprobt und in die Anwendung gebracht.

Um den Kreislauf für Kunststoffverpackungen so weit wie möglich zu schließen, arbeiten 51 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft in zwei Innovationslaboren zusammen: KIOpti-Pack für Design und Produktion sowie K3I-Cycling für das werkstoffliche Recycling. Ein wichtiges Ziel ist der laborübergreifende Austausch von Daten, um Erkenntnisse über die gesamte Wertschöpfungskette zu betrachten.

Auch von der Gesundheitsbranche wird erwartet, sich in Richtung einer Kreislaufwirtschaft zu orientieren. Wie das funktionieren kann, zeigt beispielhaft die Biovox GmbH aus Darmstadt. „Nachwachsende Rohstoffe sind besonders praktisch, wenn man Kreisläufe schließen möchte“, sagt Unternehmensgründerin Carmen Rommel. „Unsere thermoplastischen Biokunststoffe etwa können stofflich recycelt werden wie herkömmliche Thermoplaste auch.“ Biokunststoffe könnten auch die strengen Anforderungen an Sterilität und Sicherheit gewährleisten. Für Medizinprodukte oder für Sterilbarriereverpackungen etwa werden sie in ihrer Rezeptur so formuliert, dass sie auch nach einer EO-, Gamma- oder X-Ray-Sterilisation sicher sind.


(Bild: Messe Düsseldorf)

Interpack 2023 in Düsseldorf

Rund 2700 Unternehmen aus aller Welt präsentieren vom 4. bis 10. Mai 2023 in Düsseldorf Spitzentechnologien und Verpackungstrends entlang der gesamten Wertschöpfungskette: Die Interpack Processing und Packaging bietet der Verpackungsbranche und der verwandten Prozessindustrie erneut den international größten Marktüberblick.

Die Veranstaltung ist komplett ausgebucht und belegt mit rund 2700 Ausstellern sämtliche 18 Messehallen. Nach sechs Jahren pandemiebedingter Pause werden in Düsseldorf zahlreiche Neuentwicklungen rund um Packmittel und Packstoffe, Verpackungsmaschinen, Distribution und Qualitätssicherung sowie die verwandte Prozesstechnik für unterschiedliche Industrien zu sehen sein.

Zu den Schwerpunktthemen der Messe Interpack gehören in diesem Jahr:

  • Kreislaufwirtschaft
  • Ressourcenschonung
  • Digitale Technologien
  • Produktsicherheit

www.interpack.de

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