Einen Zahnnerv muss man nicht mit dem Glüheisen abtöten: Im Jahr 1845 kam der Wiener Zahnarzt Moriz Heider auf die Idee, dafür einen elektrisch erhitzten Platindraht zu verwenden. 1846 beschrieb der Finne Gustav Samuel Crusell in St. Petersburg das gleiche Verfahren und gab ihm den Namen „Galvanocaustie“. Wirklichen Eingang in die Medizin fand es aber erst, als Albrecht Theodor Middeldorff 1854 im Buch „Die Galvanokaustik“ über Erfolge mit der elektrischen Drahtöse publizierte. Den Strom mussten die Ärzte zunächst selbst herstellen. Ende des 19. Jahrhunderts führten Nikola Tesla und sein Freund Jacques-Arsène d‘Arsonval den Wechselstrom in die Medizin ein, der Gewebe erhitzt, ohne Muskeln oder Nerven zu reizen. Der Aufbau eines öffentlichen Stromnetzes um 1895 schaffte für die Mediziner den Zugriff auf diese komfortable Neuerung: Mit dem Elektrokauter wird geschnitten, wobei die Hitze verletzte Gefäße zugleich verschließt.
Zu sehen im Online-Museum Sybodo: