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Was ist ein Skalpell?

Chirurgieinstrumente
Skalpelle: Alles für einen guten Schnitt

Skalpelle: Alles für einen guten Schnitt
Das Skalpell – Sinnbild der Arbeit im OP (Bild: adragan/stock.adobe.com))
Wenn es ein Instrument gibt, dass den Beruf des Chirurgen symbolisiert, dann ist es wohl das Skalpell. Bereits seit Tausenden von Jahren im Einsatz, bleibt es in der Chirurgie auch heute unentbehrlich. Und ob nun mit der Stahlklinge oder dem Laser geschnitten wird – einen guten Schnitt zu machen, benötigt Fingerspitzengefühl und Können.

Anke Biester
Wissenschaftsjournalistin in Aichstetten

„Das Messer bitte“ – geht es um den ersten Schnitt in oder unter die Haut, ist das Skalpell das chirurgische Instrument der Wahl. Es mit der nötigen Kraft und gleichzeitig der erforderlichen Genauigkeit zu führen, erfordert Geschicklichkeit und viel Übung. Sein Schneideverhalten ändert sich meist abhängig vom Winkel, in dem es gehalten wird.

Daher gibt es inzwischen für die unterschiedlichen Einsatzgebiete Skalpelle in den verschiedensten Größen, Formen und Materialien – von wenige Millimeter langen Klingen für zum Beispiel Haartransplantationen, bis hin zu über 12 Zentimeter langen oder extra verstärkten, zum Beispiel für den orthopädischen Einsatz. Es gibt Einweg- wie Mehrwegskalpelle, Skalpelle mit auswechselbarer oder feststehender Klinge.

Recycling von Einwegprodukten ist eine Art von Aufbereitung

Skalpell: das kleine Messer

Das Wort Skalpell leitet sich aus dem lateinischen Begriff „scalpellum“ her, einer Verkleinerungsform von „scalprum“, „Messer“. Solch „kleine Messer“ verwendeten bereits die Menschen der Steinzeit. Sie schlugen einen Feuerstein frisch zu einer Klinge, die schärfer war als Stahl und durch das Erhitzen beim Abschleifen sogar steril.

Dafür sprechen steinzeitliche Funde von Schädelknochen. Die zu Lebzeiten des Patienten herausgeschnittenen Stellen (Trepanation) sind als Löcher erkennbar. Bei zwei Dritteln der gefundenen Schädel waren sie augenscheinlich gut verheilt. Feuerstein wird übrigens noch heute manchmal in der Schönheitschirurgie eingesetzt, da die Klingen nicht nur sehr scharf sind, sondern die unebene, schuppige Oberfläche des Steins zu einem guten Wundverschluss und geringerer Narbenbildung führt.

Wer das Skalpell falsch einsetzte, wurde bestraft

Im „Kodex Hammurapi“, einer babylonischen Sammlung von Rechtssprüchen aus dem 18. Jahrhundert v. Chr., wurde die Vergütung eines Arztes unter anderem danach bemessen, wie kunstgerecht er das Skalpell anwendet. Gleichzeitig wird dort auch eine drastische Bestrafung angedroht – für den Fall, dass er das Skalpell fehlerhaft eingesetzt hatte.

Skalpelle können Leben retten, und manchmal muss der Patient selbst Hand anlegen. So operierte sich 1961 der sowjetische Polararzt Leonid Rogosow selbst mit einem Skalpell. Er war zu diesem Zeitpunkt in der Antarktisstation Nowolasarewskaja, tausende Kilometer von einer Klinik entfernt, und hatte bei sich Anzeichen eines drohenden Blinddarmdurchbruchs diagnostiziert. Bei der Operation assistierten ihm ein Meteorologe, der die klaffende Bauchöffnung mit Haken auseinanderzog, und ein Automechaniker, der den Spiegel hielt, mit dem Rogosow in seinen eigenen Bauchraum blicken konnte. Die Operation gelang und Rogosow wurde gesund.

Skalpell am eigenen Körper – der Stau war schuld

Doch es müssen nicht unbedingt tausende Kilometer sein, es reicht auch ein Verkehrsstau als unüberwindliche Barriere auf dem Weg zum rettenden Krankenhaus: Der Mediziner Dr. Ira Kahn blieb 1986 mit akuter Blinddarmentzündung im dichten Verkehr von Beirut stecken. Mitten im Hupkonzert operierte er sich selbst. Als der Stau sich auflöste, war er mit dem Eingriff bereits fertig und fuhr ins Krankenhaus.

Skalpelle können allerdings auch gefährlich werden: So genannte Nadelstichverletzungen, zu denen auch Schnittverletzungen durch ein Skalpell gerechnet werden, zählen zu den häufigsten Arbeitsunfällen der Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Gelangen gesundheitsgefährdende Erreger in das Blut, kann der Schnitt bedrohliche Folgen haben. Daher gilt: Hände weg von der Klinge. Bei Skalpellen mit Wechselklingen sollen diese nur mit einem geeigneten Werkzeug, zum Beispiel einem Nadelhalter, gegriffen, abgezogen und in einen geeigneten Abfallbehälter geworfen werden.

Unbeabsichtigte Schnitte mit dem Skalpell sicher vermeiden

Konkrete Bestimmungen zur Prävention gibt es unter anderem über die TRBA250 (Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe im Gesundheitswesen und der Wohlfahrtspflege). Bei Einwegskalpellen gemäß TRBA250 wird die Klinge nach Benutzung entweder in den Griff zurück geschoben und verriegelt oder eine Schutzkappe über die Klinge geschoben.

Einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde erhielt 1991 Heinz A. Benkewitz aus Burg in Sachsen-Anhalt – für das kleinste Skalpell der Welt. Es ist nur 16 mm groß, die dazugehörige Pinzette misst 14 mm. Angefertigt hat der Instrumentenschleifer-Meister das Arztbesteck im Maßstab 1:10 bereits als junger Meister im Jahr 1962. Medizinstudenten, die seine Werkstatt besuchten, sorgten erst 30 Jahre später dafür, dass die Miniaturen als Weltrekord anerkannt wurden.

Material für die Skalpellklinge: von Feuerstein über Diamant bis Plasma

Aber auch ganz andere „Klingen“ kommen stehen dem Arzt inzwischen zur Verfügung. Denn schneiden lässt sich nicht nur mit Stahl, Diamant, Titan, Keramik, Feuerstein und Obsidian, in klassischer oder abgewandelter Messerform, sondern auch mit Strom, Radiowellen, Wasser, Ultraschall, Laser- oder Plasmaenergie: So wird das Elektroskalpell (auch Hochfrequenz-Methode genannt) bei praktisch allen Routineoperationen eingesetzt. Denn mit ihm wird das Gewebe mittels hochfrequentem Wechselstrom durch Erwärmung „geschnitten“ – und dadurch gleichzeitig eine Blutungsstillung der betroffenen Gefäße erreicht. Man spricht hierbei von Elektrokaustik (vom griechischen Wort „kaustos“ für „verbrannt“). Den gleichen vorteilhaften Effekt, nur mit einer noch höheren Genauigkeit, erzielen auch Laser- und Plasmaskalpelle, die, wie ihre Namen verraten, mit einem Laser- oder Plasmastrahl das Gewebe kauterisieren.

Ganz ohne einen Schnitt in die Haut kommt ein Skalpell auf Basis von Ultraschall aus. Hier werden Ultraschallwellen so stark gebündelt, dass sie erkranktes Gewebe – vor allem Tumorzellen – veröden und damit unschädlich machen. Dieser so genannte fokussierte Ultraschall ist nicht-invasiv. Für Patienten heißt das: keine Narkose ist nötig und es gibt weder eine Operationswunde, noch eine -narbe. Bisher ist das Verfahren nur für die Behandlung von Prostatakrebs, Knochenmetastasen und Gebärmuttermyomen zugelassen.

Schneiden mit Wasser

Auch mit einem wenige Mikrometer dünnen Wasserstrahl lässt sich präzise schneiden. Sein Druck kann an die unterschiedlichen Gewebefestigkeiten angepasst werden. Dadurch kann man mit ihm erkranktes Gewebe aus dem Körper entfernen, ohne dabei das feine Geflecht von Blutgefäßen und Nervenbahnen zu verletzen – ähnlich wie man mit einem Gartenschlauch Erde wegspülen kann, ohne die Wurzeln der Pflanzen zu zerstören.

Außerhalb des Operationssaals werden Skalpelle aber auch bei Architekten und Hobbybastlern zum Einsatz. Einfach herumtragen darf man sie jedoch nicht immer: Denn Skalpelle mit Klingen länger als 12 cm dürfen laut Waffengesetz (§ 42 a) nicht offen und damit „einsatzbereit“ im Auto liegen oder im Rucksack mitgeführt werden. Sie könnten dann als potenzielle Hieb- und Stoßwaffe eingestuft werden. Sind sie für den Transport in einem verschlossenen Behälter untergebracht, ist das Ganze kein Problem.

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