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Medizinprodukte-Porträt Zahnspange

Medizinprodukte-Porträt Zahnspange
Die Zahnspange – für ein schönes Lächeln und guten Biss

Die Zahnspange – für ein schönes Lächeln und guten Biss
Gibt es in vielen Farben: die herausnehmbare Zahnspange (Bild: manfredxy / Fotolia)
Sobald wir den Mund aufmachen, zeigen wir unsere Zähne. Stehen sie wohlgeordnet im Mund, empfinden wir sie als schön. Von krankhaft schiefem Gebiss sind zum Glück nur wenige betroffen. Abhilfe schafft bei Optimierungsbedarf seit über 100 Jahren eine kieferorthopädische Apparatur, kurz: die Zahnspange.

Anke Biester
Wissenschaftsjournalistin in Memmingen

Zahnspange? Es gibt unzählige Wörter für dieses Ding im Mund, unter dem vor allem Pubertierende leiden: „Fressgitter“, „Zähneknast“, „Gartenzaun“, „Grill“ oder auch „Knutschbremse“. Fast ebenso vielfältig wie die Spitznamen sind Aussehen und Gestalt dieser kieferorthopädischen Apparate. Die meisten kennen die klassischen Zahnspangen für Ober- und Unterkiefer. Man kann sie entweder herausnehmen und in eine bunte Plastikbox legen oder es ist eine festsitzende Zahnspange, bei der so genannte Brackets auf den Zähnen kleben, die mit Draht untereinander verbunden sind.

Die Zahnspange im Kino

In manchen Komödien dienen so genannte Headgears dazu, die Träger in missliche Situationen zu bringen: Eine Apparatur um den Kopf sorgt hier für den ordentlichen Zug auf die Zähne – eigentlich ein sehr effektives Mittel, um falsch sitzende Backenzähne zu korrigieren. Doch wählen zumindest in Deutschland Patienten lieber unauffälligere Varianten, selbst wenn die Krankenkassen hier nicht alle Kosten übernehmen.

Seit wann Menschen versuchen, Zähne in Position zu drücken, ist nicht genau bekannt. Um Zähne gewickelte Drähte fanden Archäologen schon bei ägyptischen Mumien, Römern und Griechen. Ob sie halfen, ist nicht klar. Der Römer Aulus Cornelius Celsus (25 v. Chr. bis etwa 50 n. Chr.) schrieb in seinen Büchern „De Medicina“ davon, einen Zahn mit dem Finger täglich in die richtige Position zu drücken.

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Die moderne Zahnheilkunde von 1728

Eine festsitzende Apparatur zur Zahnregulation erwähnt erstmals der französische Zahnarzt Pierre Fauchard, der als Begründer der modernen Zahnheilkunde in Europa gilt. In seinem Lehrbuch „Le chirurgien dentiste“ aus dem Jahr 1728 beschreibt er, wie der zu positionierende Zahn und die Nachbarzähne mit Platten und Drahtelementen oder Seidenfäden fixiert werden.

Der US-amerikanische Kieferorthopäde Edward Hartley Angle (1855 – 1930) sorgte für eine einheitliche Klassifizierung – noch heute beschreiben weltweit die „Angle-Klassen“ die relative Lagebeziehung des menschlichen Ober- zum Unterkiefer. Darüber hinaus entwickelte Angle die verschiedensten Vorrichtungen, die noch heute Grundlage für Zahnspangen aller Art sind.

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Viele Gründe sprechen für eine Zahnspange

Kieferorthopäden unterscheiden diverse Zahnfehlstellungen, bei denen man eine Zahnspange braucht: So sind zum Beispiel rund die Hälfte aller Fehlstellungen durch Engstand bedingt, bei dem die neu durchbrechenden Zähne nicht genug Platz im Kiefer haben, weil dieser nicht groß genug ist oder aber die Zähne selbst zu groß sind. Umgekehrt verhält es sich beim

  • Lückenbiss, bei dem der Kiefer im Verhältnis zu den Zähnen zu groß ist und zwischen den Zähnen große Lücken sind.
  • Bekannt sind ebenfalls der Über- und Vorbiss, bei denen das Größenverhältnis von Ober- und Unterkiefer nicht stimmt.

Darüber hinaus gibt es noch

  • den Kreuzbiss mit versetzt aufeinander beißenden Zähnen,
  • den tiefen Biss, bei dem die Schneidezähne die unteren Zähne zu weit überdecken, und
  • den offenen Biss, bei dem der Kontakt im Bereich der Schneide- oder Backenzähne fehlt.

Für geringe Zahnbewegungen kommen oftmals noch die herausnehmbaren Zahnspangen in Frage. Als so genannte aktive Platten werden sie regelmäßig Stück für Stück von den Patienten selbst weiter gestellt und schaffen so den Zähnen etwas mehr Platz. Die herausnehmbaren Zahnspangen fertigen Kieferorthopäden mit Hilfe von Abdrücken und Gipsmodellen individuell und in vielen Farben an.

Die feste Zahnspange

In Deutschland ist die gängigste Behandlungsmethode bei Zahnfehlstellungen die feste Zahnspange. Sie muss auch beim Essen nicht herausgenommen, sondern einfach immer getragen werden. Im klassischen Fall werden für sie auf jeden Zahn Plättchen (engl. brackets) geklebt und diese mit einem Draht (Bogen) verbunden. Durch dessen Eigenspannung übt der Bogen einen kontinuierlichen Druck oder Zug auf die Zähne aus, um diese in die Idealposition zu bewegen.

Die Brackets sind in der Regel aus Metall. Es gibt sie jedoch auch in zahnfarbener Keramik, so dass sie weniger sichtbar sind.

Kinder in Deutschland tragen länger ihre Spange

Kinder in Deutschland tragen früher und länger Zahnspangen als Kinder in anderen Ländern, nämlich fast zwei Drittel der Jugendlichen, für einen Zeitraum von zwei bis vier Jahren – im Schnitt doppelt so lang wie zum Beispiel in den skandinavischen Ländern. Dafür zahlen die Krankenkassen der Gesetzlichen Krankenversicherung jährlich über 1 Milliarde Euro.

Der Bundesrechnungshof kritisierte im April 2018 daher: „Ziel und Erfolg kieferorthopädischer Behandlungen sind nur unzureichend erforscht.“ Das bestätigen Experten wie der Zahnmediziner Dr. Henning Madsen aus Ludwigshafen. Er bemängelt, dass in den meisten Fällen das Aussehen und nicht gesundheitliche Gründe den Einsatz einer Zahnspange wünschenswert machen – und dass in der Regel 18 Monate Behandlungsdauer reichen.

Zahnspange für Erwachsene

Apropos Aussehen: Inzwischen sind bei zahlungskräftigen Erwachsenen so genannte Aligner hip, Korrekturschienen aus transparentem Kunststoff, kokett auch „Kontaktlinsen für die Zähne“ genannt. Da diese nicht mit Schrauben oder Draht enger gestellt werden können, fallen pro erfolgreicher Behandlung bis zu 36 immer wieder neu angepasste Schienen an. Ein kostspieliges Vergnügen für ein makellos schönes Lächeln.

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