Im Jahr 2001 wurde der menschliche Dünndarm zum ersten Mal mit einer Kapselendoskopie untersucht: Der Patient schluckte eine Pille, in der sich eine Mikrokamera verbarg, die bei ihrer Reise durch den Körper Tausende von Fotos vom Dünndarm schoss. Heute hat sich die Methode etabliert und es gibt verschiedene Technologien. Alle Kapselendoskopien haben jedoch den gleichen Nachteil: Die Bilder werden zeitgetriggert ausgelöst, egal ob sich das Kapselendoskop bewegt hat oder nicht. Hierdurch entstehen redundante Daten, die händisch gefiltert werden müssen.
Im Forschungsprojekt Endotrace wurde jetzt eine Kapseltechnologie entwickelt, die keine redundanten Aufnahmen mehr macht. Die Projektpartner Ovesco Endoscopy AG, Tübingen, AMS und das Berliner Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) präsentieren eine bonbongroße Tablette, die von außen schlicht aussieht, innen aber mit Hightech ausgestattet ist: Neben fünf Kameras, einem Tracer und einem Rechenspeicher sind in der kleinen Pille Batterien und ein LED-Licht integriert. Doch wie weiß die Kamera, wann sie ein Foto aufnehmen soll? Anhand der Veränderung der Darmzotten erhält der Rechenspeicher ein Signal, und die Kapsel nimmt nach einer Bewegung von 2 bis 3 mm ein Foto auf. Statt Tausende von Bildern zu erzeugen, reduziert die Endotrace-Kapsel die Anzahl der auswertbaren Daten um die Hälfte, was zu einer schnelleren Diagnose führt. Krankheiten wie Magen-Darm-Blutungen sollen so künftig schneller diagnostiziert und behandelt werden können. Obwohl die Pille technisch marktreif ist, steht ihr jedoch noch ein langer Weg bis zur Zulassung bevor.
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 1,2 Mio. Euro finanziert.